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Wikipedia ist die größte, freie und kostenlose Enzyklopädie des Internets. Wer dort Beiträge nachschlägt, erhält zwar Artikel, die von Redakteuren geprüft und kontrolliert werden, doch zunächst von Jedermann eingestellt werden können. Autoren teilen ihr Wissen freiwillig und lassen sich gerne auch von anderen Freiwilligen des Besseren belehren. Jeder der will, kann seinen Beitrag leisten und neue Inhalte erstellen oder bestehende bearbeiten. Soweit eigentlich kein großes Geheimnis, denn wer auf Wikipedia recherchiert, der weiß, dass das Lexikon nicht bis ins kleinste Detail perfekt ist. Werbung oder Propaganda sollten den Lesern aber nicht wiederfahren. Dennoch ist genau das ein großes Problem der Wikimedia Foundation.
Immer wieder nutzen Firmen die gewaltige Reichweite und den großen Bekanntheitsgrad der Wikipedia-Community aus, um ihre Produkte zu verkaufen oder mit positiven Äußerungen besser dastehen zu lassen. Für die Manipulation der Artikel werden meist ganze Armeen sogenannter Sockenpuppen erstellt. Sockenpuppen sind Multi-Accounts eines Nutzers, die erstellt wurden, um Regeln eines Online-Portals umgehen zu können ohne zunächst mit Konsequenzen für den Haupt-Account rechnen zu müssen, oder aber um die eigene Meinung durch mehrere „Stimmen“ zu vertreten. Bei Wikipedia werden hin und wieder derartige Sockenpuppen-Accounts dazu genutzt, um Artikel einerseits entsprechend zu bearbeiten und andererseits die editierten Inhalte des Haupt-Accounts mit weiteren Meinungen glaubwürdiger zu gestalten. Bei Löschdiskussionen können sich die verschiedenen Accounts eines Nutzers zudem gegenseitig verteidigen.
So geschehen im Oktober dieses Jahres im englischsprachigen Wikipedia. Dort stießen die Administratoren der Wikipedia-Community laut heise Online auf eine ganze Reihe von Nutzer-Accounts, die offenbar dazu genutzt wurden, um gezielt positive Änderungen an Artikeln vorzunehmen und durch Manipulationen wie irreführende Quellenhinweise zu verändern. Weitere Recherchen förderten zutage, dass die Firma Wiki-PR hinter diesen Accounts stecke, die ihren Kunden gegen Geld positive Wikipedia-Artikel verspricht. Laut den Kollegen soll die Firma aber jedes Fehlverhalten dementiert und beteuert haben, dass man seine Auftraggeber lediglich beim Verfassen einwandfreier Wikipedia-Artikel unterstützt hätte.
Wikipedia sperrte daraufhin die entsprechenden Accounts und forderte Wiki-PR auf, jeden Account, der für die Aufträge genutzt wurde, offenzulegen. Da für Wiki-PR hauptsächlich freie Autoren eingestellt wurden, war eine Zuordnung der IP-Adressen ein Ding der Unmöglichkeit. Hier halfen nur zeitraubende Methoden wie Schreibstil-Analysen. Ob diese aber auch vor Gericht Bestand haben, ist fraglich.
Denn da Wiki-PR bislang nicht an der Aufklärung der Vorfälle interessiert gewesen sei und man weiter aktiv um Kunden geworben haben soll, ging die Wikimedia Foundation nun einen Schritt weiter und ließ Wiki-PR eine Unterlassungserklärung zugehen: Jegliche Mitarbeit an der Online-Enzyklopädie werde untersagt, solange man nicht die Nutzungsbedingungen einhalten würde. Sollte die Firma so weiter machen wie bisher, wolle man auch rechtliche Schritte einleiten.
Das bezahlte Artikel-Schreiben auf Wikipedia ist jedoch nicht ganz untersagt. Die Grenzen des bezahlten Schreibens sollen in einem Community-Projekt untersucht werden und Thema auf der Wikipedia-Konferenz "WikiCon" in Karlsruhe am kommenden Woche sein.