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NSA sammelt weltweit gezielt Standortdaten von Handys

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NSA sammelt weltweit gezielt Standortdaten von Handys
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Noch immer werden weitere Details über die Ausspähaktionen des US-Auslandsgeheimdienstes NSA bekannt. Darunter sind nun auch Dokumente, die das weltweite Sammeln von Mobilfunkstandortdaten belegen sollen. Dies zumindest berichtet die Washington Post, die sich auf Papiere sowie Gespräche mit Geheimdienstmitarbeitern beruft.

Dabei soll es sich um etwa fünf Milliarden Datensätze pro Tag handeln, die von den Systemen der NSA gesammelt, gespeichert und ausgewertet werden. Dass diese Daten kein Nebenprodukt anderer Abhörvorgänge sind, belegt eine Aussage vom Mai 2012. Laut dieser wurden die entsprechenden Systeme in den folgenden Wochen und Monaten ausgebaut, da die Kapazität nicht ausgereicht habe. Gegenüber der Zeitung wurde das Sammeln und Auswerten der Standortinformationen verteidigt. So habe ein Gericht die Aktion als rechtmäßig eingestuft, da das Ziel nicht die Überwachung inländischer Ziele sei. Allerdings seien US-Bürger dennoch betroffen, da die entsprechenden Angaben ein Nebenprodukt anderer Überwachungsaktionen seien, hier würde auch der vierte Verfassungszusatz, der den Schutz vor staatlichen Übergriffen gewährleisten soll, nicht greifen.

Im Umkehrschluss bedeutet die Rechtfertigung der NSA jedoch, dass Geräte im Ausland im Fokus der Aktion stehen. Aufgrund der Vorgehensweise dürften auch deutsche Staatsbürger zu den Betroffenen zählen, selbst die Erfassung der Daten auf deutschem Boden kann nicht ausgeschlossen werden. Denn zurückgegriffen wird auf zehn „wichtige“ SIGADs (Signals Intelligence Activity Designator), die weltweit verteilt sind. In Deutschland gilt der BND-Standort Bad Aibling als ein SIGAD, über den die NSA generell Daten bezieht. Der Post zufolge würden die Abhörsysteme vor Ort von den jeweiligen SIGAD-Betreibern administriert, die NSA selbst würde „nur freundlich um die Durchführung bitten“.

Als konkretes Beispiel wird der SIGAD „Stormbrew“ angeführt, der von den Partnern „Artifice“ und „Wolfpoint“ betrieben wird. „Stormbrew“ sei, so der Bericht, dazu in der Lage, 27 OPC/DPC-Verbindungen abzuhören. Dabei handelt es sich um Leitungen, die die jeweiligen Netze einzelner Betreiber miteinander verbinden. Ein Bestandteil der hier abgefangenen Daten seien unter anderem die Standortdaten von Mobilfunkgeräten. Die Reichweite der NSA beschreibt die Zeitung schlicht mit „gewaltig“.

Dem IT-Professor Matt Blaze der University of Pennsylvania zufolge sei es aufgrund dieser Vorgehensweise gar nicht nötig, alle Netze oder Mobilfunkanbieter zu überwachen. Denn über die Leitungen würden auch andere Daten, die beispielsweise das Roaming betreffen, ausgetauscht. Hieraus könnten ebenfalls die gewünschten Informationen gewonnen werden, „ein Geheimdienst - feindlich oder freundlich - kann an einer Anlaufstelle Daten unzählige Nutzer nur durch das kompromittieren einiger weniger Betreiber erlangen“. Offiziell sollen durch diese Aktion Terrorverdächtige aufgespürt und verfolgt werden, angesichts der bereits bekannt gewordenen Abhöraktionen der NSA dürften Zweifel daran nicht unangebracht sein.

Quellen und weitere Links

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