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Etwas ältere Semester werden sich möglicherweise noch an den Sommer 2005 und seine Auswirkungen auf den deutschen Mobilfunkmarkt erinnern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Handy-Nutzer zwar eine größere Auswahl bei Tarifen, doch das Prinzip „Einmal bezahlen, unbegrenzt nutzen“, das mittlerweile als Flatrate in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen ist, gab es nicht. Doch dann kam die E-Plus-Tochter Base und wagte die Revolution.
Erstmals konnte man hierzulande Pauschaltarife buchen und den großen Anbietern eine Nase drehen. Wenig überraschend zogen diese später nach, auch deswegen blieb Base der ganz große Erfolg verwehrt. Doch einschüchtern ließ man sich davon nicht, in den folgenden Jahren wagte E-Plus mit seiner Tochter immer wieder Neues, unter anderem mit den Bausteintarifen. Statt wie bei T-Mobile und Vodafone feste Pakete buchen zu müssen, konnten die Kunden sich ihre Tarife vergleichsweise frei selbst zusammenstellen und somit mitunter einige Euro sparen.
Nun hat Base die nächste Revolution gestartet, die - so zumindest die ganz persönliche Hoffnung des Autors - zum ganz großen Scheitern des Providers führen wird. Denn als erste deutscher Anbieter hat Base zum 1. Juni still und heimlich die Daten-Flatrate wieder abgeschafft. Doch die Rechnung hat man in Düsseldorf ohne die Presse gemacht, die in aller Breite über die Neuerung berichtet - schließlich hält es E-Plus nicht für nötig, seine (potentiellen) Kunden per Pressemitteilung oder auf direktem Wege zu informieren.
Die neuen Tarife verfügen allesamt über ein Inklusiv-Volumen, das zwischen 50 MB und 2 GB liegt. Bisher wurden die Übertragungsraten nach dem Ausschöpfen des Volumens auf eine alltagsuntaugliche Bandbreite reduziert, nun muss der Nutzer, der ab dem 1. Juni einen Base-Vertrag abgeschlossen oder verlängert hat zahlen. Das Perfide daran: Die kostenpflichtige Aufstockung des Volumens erfolgt ohne eigenes Zutun - E-Plus und Base nennen es euphemistisch Daten-Automatik. Für die Praxis bedeutet dies im kleinsten Tarif, der pro Monat 7,50 Euro kostet, unter Umständen monatliche Zusatzausgaben in Höhe von 4,50 Euro. Denn die Aufstockung, die jeweils 1,50 Euro kostet und 50 neue MB beinhaltet, wird bis zu dreimal vorgenommen. Erst danach werden Übertragungen auf das gewohnte Maß reduziert. Wer sich hingegen für teurere Tarife entschieden hat, kann am Ende bis zu 15 Euro mehr als gedacht zahlen, dafür erhält man dann immerhin bis zu 2,2 GB zusätzlich.
Und wer denkt, Base würde sich auf diese Wegelagerei beschränken, hat nicht mit der Fantasie des Unternehmen gerechnet. Denn: Wer die maximale Aufstockung drei Monate nacheinander voll ausreizt, wird automatisch und ohne Nachfrage in die nächst höhere Internet-Option gebucht - natürlich mit dem entsprechenden Aufpreis. Allerdings ist das Unternehmen so gnädig, seine Kunden über die jeweiligen Aufstockungen und die Hochstufung des Tarifs per SMS zu informieren. Nach der jeweiligen Durchführung. Wer nur temporär mehr Volumen als gedacht verbraucht hat und den umfangreicheren und teureren Tarif normalerweise nicht braucht, dürfte kaum eine Chance haben, zu seinem alten Paket zurückzukehren. Denn Tarifwechsel sind nur noch möglich, wenn Base einverstanden ist, einen vertraglichen Anspruch gibt es nicht.
So ganz auf den werbewirksamen Begriff Flatrate mag man dann am Ende doch nicht verzichten. Denn wer sich näher über die günstigen Tarife informiert, erhält den mehr als frechen Tipp, ob man schon mal über eine Flatrate nachgedacht habe. „Einmal zahlen - dann ist alles drin!“, so die dreiste Lüge, die hoffentlich Verbraucherschützer in Aktion treten lässt.