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Zuletzt schockierte Amazon seine Aktionäre immer wieder mit äußerst geringen Gewinnen oder gar mit Verlusten, wie zuletzt aufgrund des Flops Fire Phone. In der vergangenen Nacht präsentiert man erneut in Teilen eher schwache Zahlen, zufrieden waren die Anleger aber dennoch. Denn die zahlreichen schwachen Quartale scheinen für eine Art Abhärtung gesorgt zu haben, nach der Verkündung der Zahlen zeigten sich viele erleichtert - gerechnet wurde mit schlechteren Werten.
Wie üblich konnte der Umsatz weiter ausgebaut werden, die Summe der Einnahmen belief sich im wichtigen Weihnachtsquartal auf 29,328 Milliarden US-Dollar - ein Plus von 14 Prozent. Getragen wurde dieses Wachstum vor allem von den heimischen Aktivitäten in Nordamerika, die internationalen Töchter traten mit 10,581 Milliarden beinahe auf der Stelle. Der konzernweite operative Gewinn wuchs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 591 Millionen US-Dollar, der Nettogewinn ging hingegen um 11 Prozent zurück - übrig blieben 214 Millionen, erwartet wurden im Vorfeld lediglich rund 100 Millionen.
Der Grund für die vergleichsweise geringen Überschüsse waren wie üblich die hohen Investitionen. Zum einen baut Amazon sein Netz aus Verteilzentren weiter aus, zum anderen floss viel Geld in Prime, wie Unternehmenschef Jeff Bezos erklärte, „allein 2014 haben wir Milliarden für Prima-Lieferungen bezahlt und 1,3 Milliarden in Prime Instant Video investiert“. Er fügte hinzu, dass die Zahl der zahlenden Prime-Mitglieder im vergangenen Jahr um 53 Prozent gestiegen sei, trotz der Preiserhöhungen. Wie viele Mitglieder Prime inzwischen hat, bleibt jedoch weiter unbekannt. Ebenso fehlt die Antwort auf die Frage, ob der Dienst überhaupt kostendeckend arbeitet. Hierzu heißt es lediglich, dass Prime-Kunden im Schnitt mehr Umsatz als Nicht-Mitglieder generieren würden.
Aus welchen Gründen sich Amazon-Nutzer für Prime entscheiden, ist die dritte offene Frage. Denn der Dienst bietet nicht nur kostenlose, sondern auch schnellere Lieferungen sowie Zugriff auf Musik, Videos und E-Books. Vor allem die hohen Investitionen in den Video-Dienst deuten darauf hin, dass Kunden über die Zusatzangebote gelockt werden sollen. Zwar sind über Prime Instant Video zahlreiche Filme und Serien kostenlos abrufbar, die weitaus größere Mehrheit steht jedoch nur gegen zusätzliche Bezahlung zur Verfügung - anders als beispielsweise bei Netflix.
Wie lange sich Amazon die hohen Investitionen noch leisten kann, ist ungewiss. Branchenkenner warnen schon seit längerem vor einem möglichen Einbruch, falls das Wachstum über einen längeren Zeitraum ausbleiben sollte. Wie eine Bilanz des Online-Händlers dann aussehen würde, zeigte nicht nur die für das dritte Quartal, sondern auch die Zusammenfassung des Jahres 2014. Denn insgesamt bleibt ein Nettoverlust von 241 Millionen Us-Dollar übrig, trotz eines Umsatzes von rund 70 Milliarden US-Dollar und einem Plus von 15 Prozent.