NEWS

Carbanak

Hacker stehlen eine Milliarde US-Dollar von Banken

Portrait des Authors


Hacker stehlen eine Milliarde US-Dollar von Banken
4

Werbung

Wie die Sicherheitsspezialisten von Kaspersky Lab am Wochenende berichteten, konnte zusammen mit Interpol, Europol und weiteren Institutionen verschiedener Länder einer der größten Cyber-Bankraube aufgedeckt werden, bei dem innerhalb von zwei Jahren weltweit bis zu 1 Milliarde US-Dollar von Finanzinstituten gestohlen worden seien. Dabei soll die sogenannte „Carbanak“-Gruppe, eine international agierende Vereinigung von Cyber-Kriminellen aus Russland, der Ukraine, Teilen Europas und China, seit dem Jahr 2013 Angriffe auf bis zu 100 Banken, E-Payment-Systeme und andere Finanzinstitute in rund 30 Ländern gestartet haben, darunter auch in Deutschland. Bis zu zehn Millionen US-Dollar soll die Hackergruppe pro Überfall erbeutet haben, im Durchschnitt soll jeder Banküberfall zwischen zwei und vier Monate, von der Infizierung des ersten Computers bis zum eigentlichen Diebstahl, angedauert haben. Einige Attacken seien noch aktiv.

Zu Beginn eines jeden Angriffs soll sich die „Carbanak“-Gruppe zunächst über gezielte Spear-Phishing-Attacken Zugang zu einem Angestellten-Computer verschafft und diesen mit einem eigenen Schadprogramm infiziert haben. Damit war die Gruppe in der Lage, sich im internen Netzwerk zu bewegen, um die für die Videoüberwachung zuständigen Computer der Administratoren aufzuspüren und zu übernehmen. Darüber konnten die Angreifer alle Vorgänge einsehen und aufnehmen, die sich auf den Bildschirmen der verantwortlichen Mitarbeiter abspielten, die für die Betreuung der Geldtransfersysteme verantwortlich waren. Jedes einzelne Detail über die Arbeit und Aktivität der Angestellten sollen die Hacker dann ausgenutzt und imitiert haben, um Geld zu überweisen oder bar auszubezahlen.

{jphoto image=70627}

Hierfür soll die „Carbanak“-Gang mehrere Methoden eingesetzt haben, bei denen das Geld über Online-Banking oder internationale E-Payment-Systeme auf die eigenen Konten überwiesen wurde. Zum Teil wurde das gestohlene Geld hierfür auch bei Banken in China oder in den USA hinterlegt. Die Experten können nicht ausschließen, dass auch weitere Banken und Länder als Empfänger genutzt wurden.

Konnten sich die Hacker allerdings Zutritt auf das Buchhaltungssystem verschaffen, wurden Kontensaldi von Kunden der Bank erhöht und im Anschluss die überschüssigen Geldmittel durch eine Überweisung entwendet. Lagen auf einem Bankkonto beispielsweise 1.000 US-Dollar, erhöhten die Kriminellen den Saldo auf 10.000 US-Dollar und überwiesen dann 9.000 US-Dollar auf die eigenen Konten. So konnten die Kontoinhaber keine Probleme vermuten, weil auf dem Konto nach wie vor 1.000 US-Dollar verblieben. Allerdings sollen die Cyberräuber auch die Kontrolle über die Geldautomaten der Banken übernommen haben, um diese anzuweisen, Bargeld zu einer vorbestimmten Zeit auszuzahlen. Zum Zeitpunkt dieser Auszahlung musste nur noch ein Handlanger den Gang zum betroffenen Geldautomaten antreten und die Auszahlung einkassieren.

Laut Sergey Golovanov, Principal Security Researcher beim Global Research und Analysis Thema von Kaspersky Lab, sei an diesen Banküberfällen „das Überraschende, dass es den Kriminellen egal war, welche Software die Bank nutzte.“ Banken sollten sich deshalb nicht in Sicherheit wiegen - selbst, wenn sie eine einzigartige Software verwenden würde. „Kriminelle würden jede Schwachstelle in jedem System ausnutzen. Keine Branche sei immun gegen Attacken. Sicherheitsabläufe sollten ständig überprüft werden“, so Golovanov weiter.

Kasersky Lab rät allen Finanzorganisationen ihre Netzwerke sorgfältig nach einer Präsenz von „Carbanak“ zu überprüfen und bei einem möglichen Fund umgehend die Strafverfolgungsbehörden einzuschalten.

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (4) VGWort