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Shelly Palmer

Apple ist der Konkurrenz um Jahre voraus

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Apple ist der Konkurrenz um Jahre voraus
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Hat Apple einfach nur die Konkurrenz kopiert? Oder verbergen sich hinter den Parallelen doch mehr eigene Ideen, als es zunächst scheint? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, wie die Kommentare der ersten Stunden zeigen. Eher zur letzteren Aussage tendiert der Analyst und Berater Shelly Palmer, der nicht nur im US-Fernsehen häufig um seine Einschätzung gebeten wird. Palmers Ansicht nach ist Apple aber nicht einfach nur innovativer als von vielen behauptet, sondern der Konkurrenz auf Jahre voraus. Warum dies seiner Meinung nach so ist, erläuterte er im Gespräch auf der CTIA Super Mobility 2015.

Dass er kein blinder Verfechter Apples ist, wurde dabei an mehreren Stellen deutlich. Erst spät wechselte Palmer von Android zu iOS, neben einem iPhone kommt auch ein Nexus-Smartphone zum Einsatz. Wichtiger jedoch: Die Apple Watch bezeichnet er als völligen „Nonsens“ und das schlechteste Produkt, dass die Kalifornier jemals auf den Markt gebracht hätten. Die Gründe, warum das Unternehmen die Nase dennoch vorn hat und auch auf lange Sicht tonangebend sein wird, sind laut Palmer aber ebenso unübersehbar.

Shelly Pallmer ist nicht nur bei FOX und CNN ein gefragter Experte, wenn es um Technik geht

Shelly Palmer ist nicht nur bei FOX und CNN ein gefragter Experte, wenn es um Technik geht

Im Hinblick auf die neuen iPhones verweist er vor allem auf 3D Touch. Zwar hätte es in der Vergangenheit bereits ähnliche Ansätze bei Konkurrenten gegeben, in einem solchen Umfang sei es jedoch neu. Hinzu käme, dass das System tief im OS verankert sei und von Drittentwicklern nutzbar sei. Bei Android sei dies derzeit und in absehbarer Zukunft nicht erkennbar. Deshalb sei er sicher, so Palmer, dass bei Samsung derzeit zahlreiche Ingenieure an einem ähnlichen Produkt arbeiten würden, um diese Schwäche von Android zu egalisieren.

Die Südkoreaner sind für den Analysten aber nicht nur deshalb ein häufig genanntes Beispiel für eine völlig falsche Entwicklung, an deren Spitze derzeit das Galaxy S6 mitsamt seiner Schwestermodelle stehen würde. Hier hätte man ohne jegliche Not die Stärken der Vergangenheit – austauschbarer Akku und erweiterbarer Speicher – aufgegeben um dem Konkurrenten nachzueifern. Der Galaxy-Hersteller versuche krampfhaft, ein „schlechtes Apple“ anstelle eines „guten Samsungs“ zu sein, wie Palmer es provokativ formuliert. Dazu würde ebenso das Festhalten an Tizen gehören. Denn auch Samsung wisse, dass es derzeit keinen Markt für eine dritte Plattform neben Android und iOS gebe.

3D Touch ist für Palmer ein deutliches Zeichen für die Überlegenheit Apples

3D Touch ist für Palmer ein deutliches Zeichen für die Überlegenheit Apples

Doch nicht nur Samsung mache derzeit vieles falsch, auch Hersteller wie HTC oder Sony hätten sich seiner Meinung nach verzettelt – die Taiwaner müssten sich fragen, ob es sie 2016 überhaupt noch geben wird. Der für Palmer zentrale Punkt der Probleme: Fast alle Unternehmen würden sich auf die Ober- und Mittelklasse stürzen. Doch einerseits könne an der Spitze niemand mit Apple mithalten, im Mittelfeld würde es jedoch ebenso wie am unteren Ende keine nennenswerten Margen mehr geben. Der Grund hierfür ist aber nicht nur die schiere Masse der Geräte, sondern auch das kluge handeln einiger vornehmlich chinesischer Hersteller. Deshalb lautet Palmers Schlussfolgerung, dass es langfristig nur noch Apple und Anbieter wie Xiaomi geben wird.

Eine ähnliche Entwicklung sieht Palmer bei den Set-Top-Boxen vorher. Der neue Apple TV werde diesen Bereich „revolutionieren“, womit er größtenteils auf noch nicht bekannte Funktionen anspielt. Was genau die Kalifornier seiner Meinung nach noch planen würden, lässt er aber offen.

Dem neuen Apple TV traut der Analyst viel zu

Dem neuen Apple TV traut der Analyst viel zu

Der Berater nennt aber nicht nur Punkte, in denen Apple weit führend sein soll, sondern zeigt auch, welche Auswirkungen dies bereits hat. Denn nur durch die Marktmacht sei es möglich gewesen, Microsoft im Rahmen der Vorstellung des iPad Pro derart zu demütigen. Nicht nur, dass man ganz klar ein Surface-ähnliches Gerät gezeigt hat, die Redmonder mussten anhand der eigenen Software die Stärken des Tablets präsentieren. Diese Überlegenheit sei am Ende das, was laut Palmer Tim Cook von Steve Jobs unterscheiden würde. Während letzterer seine Stärken im Bereich User Experience hatte, liegen die Cooks eindeutig im Management. Niemand könne die Zulieferer derart unter Druck setzen und Ausnutzen, wie er es tut, so Palmer.

Das Ergebnis ist dann nicht nur das Zurschaustellen von Microsoft, sondern auch der höchste Quartalsgewinn eines Unternehmens in der Geschichte. Deshalb brauche man auch anders als noch vor einigen Jahren keine Hardcore-Fans mehr, um Geld zu verdienen. Die Kombination aus hohen Margen – dank des Drucks auf die Partner – und einem geschickt gestrickten Netz aus Diensten, das den Nutzer wie in einem Gefängnis hält, würde für ausreichende Einnahmen sorgen.

Ob Palmer mit seinen Einschätzungen Recht behalten wird, bleibt abzuwarten. Glaubhaft sind zumindest viele seiner Aussagen, auch, weil er Dinge wie Apples Datensammelwut kritisiert und verschiedene Schwächen offenlegt. Eine Verschiebung der Macht hält er zudem nicht für unmöglich. Dafür müsste die Konkurrenz jedoch ihr Denken ändern: Geräte dürften nicht mehr im Hinblick auf ihre technischen Daten hin entwickelt werden. Statt dessen müsse der Nutzer im Mittelpunkt stehen.

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