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Auf der diesjährigen IAA nimmt das Thema Konnektivität und damit die Einbindung des Smartphones in das Infotainment-System des Autos so viel Raum wie noch nie ein. Während diverse Hersteller eigene Bemühungen weitestgehend eingestellt und sich auf den Einsatz von CarPlay und Android Auto beschränkt haben, geht Ford einen eigenen Weg. Zwar sollen Ende des Jahres auch Fahrzeuge aus eigener Herstellung mit Apples und Googles System auf den Straßen unterwegs sein, der Schwerpunkt liegt aber nach wie vor auf SYNC.
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Seit dem Start im Jahr 2007 hat sich die eigene Plattform deutlich verändert, aktuell kommt in europäischen Fahrzeugen die 2012 freigegebene zweite Generation zum Einsatz, die in den USA als MyFord Touch, hierzulande aber schlicht als SYNC 2 bezeichnet wird. Dass als Basis eine spezielle Windows-Version zum Einsatz kommt, ist für den Fahrer nicht ersichtlich. Denn Ford hat eine Oberfläche entwickelt, die keinerlei Rückschlüsse auf die hinter SYNC 2 steckende Technik bietet. Die Einrichtung ist denkbar einfach: Das eigene Smartphone wird per USB-Kabel oder Bluetooth mit dem Fahrzeug verbunden, anschließend müssen in den Einstellungen einige wenige Anpassungen vorgenommen werden. Vom darauf folgenden Abgleich zwischen Handy – unterstützt werden Android, BlackBerry, iOS und Windows Phone – bekommt nur wenig mit; im Hintergrund durchforstet das System unter anderem das Kontaktverzeichnis sowie die Musiksammlung. Der Grund hierfür: Für die Bedienung per Sprache werden Namen und Titel analysiert, um eine hohe Erkennungsrate zu gewährleisten.
Wie gut das auch bei lauter Hintergrundkulisse funktioniert, wurde uns am Stand der Kölner ebenso demonstriert wie der durchdachte Aufbau des Systems. Insgesamt gibt es mit Telefon, Navigation, Entertainment und Klimatisierung vier große Bereiche, die jeweils über eine der vier Display-Ecken zu erreichen sind. Hier warten dann weitere Unterpunkte, die der Fahrer aber größtenteils ignorieren kann. Denn alle wichtigen Funktionen lassen sich per Sprache steuern, ob nun der Wechsel zwischen Navigation und Radio, die Eingabe einer neuen Zieladresse oder das Ändern der Temperatur im Innenraum.
Wer erst im kommenden oder übernächsten Jahr mit der Anschaffung eines Wagens mit der Pflaume im Grill liebäugelt, sollte sich jedoch auf eine neue Art der Bedienung einstellen. Denn mit SYNC 3 steht der Start der neuen Generation unmittelbar bevor – zumindest in den USA. In Deutschland wird das System nach und nach für neue Modelle angeboten, laut Christof Kellerwessel, verantwortlich für die Elektronik-Systementwicklung in Europa, im Zuge kompletter Modellwechsel oder größerer Überarbeitungen. Denn SYNC 3 erhält nicht nur eine neue Benutzeroberfläche, sondern auch einen völlig neuen Unterbau. Das geht bei der Prozessoren los, die eine zehn- bis zwölfmal so hohe Performance wie SYNC 2 bieten sollen und endet beim neuen Betriebssystem. Hier vertraut man nun auf BlackBerrys QNX – Kellerwessel zufolge wären mit Microsofts OSs einige Funktionen so nicht realisierbar gewesen; die Plattform sei vor allem zu träge.
Zu den wesentlichen Änderungen gehören unter anderem eine abermals verbesserte Spracherkennung und –steuerung, eine völlig neue Benutzerführung mit sechs Reitern am unteren Bildschirmrand sowie neuen Displays.
Beibehalten wird aber AppLink, was ein zentrales Anliegen Fords ist. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit für Entwickler, ihre Applikationen kompatibel mit den Systemen des Autobauers zu machen. Hierfür notwendig sind lediglich einige Zeilen Code. Ist eine App entsprechend ausgestattet, kann sie über das Multifunktionslenkrad, per Sprache oder per Touchscreen gesteuert werden. In Deutschland ist die Liste der entsprechenden Programme noch kurz, vor allem Spotify sticht hervor. Doch in Zukunft soll die Zahl deutlich anwachsen.
Denn mit Toyota hat man einen Partner gefunden, der das System adaptieren will. Angesichts der jährlich verkauften Fahrzeuge beider Konzerne könnte sich daraus ein ernsthafter Konkurrent für CarPlay und Android Auto entwickeln, was laut Kellerwessel nicht nur im Interesse der PKW-Industrie liegt. Denn es sei nicht absehbar, welche Daten Apple und Google auf diesem Wege abgreifen und nutzen. Für Nutzer dürfte jedoch wichtiger sein, dass es bei AppLink mehr Freiheiten gibt. Denn während die beiden IT-Unternehmen selbst entscheiden, was in ihren jeweiligen Oberflächen dargestellt wird und somit etliche Anbieter und Apps außen vor bleiben, setzt Ford auf Vielfalt.