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Während der Breitbandausbau hierzulande weiterhin eher stiefmütterlich behandelt wird, drehen die Betreiber von Mobilfunknetzen seit geraumer Zeit immer weiter an der Temposchraube. In Ballungsräumen stehen schon heute 100 Mbit/s und mehr zur Verfügung, aus Sicht der Konzerne reicht dies aber noch lange nicht. Deshalb will Vodafone in den kommenden Monaten die ersten Zellen zunächst auf 500 Mbit/s, später dann auf 750 Mbit/s beschleunigen.
Das Ziel sind jedoch 1,2 Gbit/s, die ab 2017 an ersten Standorten im Praxisbetrieb angeboten werden sollen. Möglich werden soll dies dank 4.5G, wohinter sich lediglich die schon heute von einigen Mobilfunkmodems unterstützte LTE-Advanced-Technik gemäß Cat 6 verbirgt. Dank Trägerbündelung sind damit bis zu 300 Mbit/s im Downstream möglich. Die von Vodafone genannten Bandbreiten entsprechen weitestgehend Cat 9 bis 12, größere Unterschiede gibt es hier lediglich hinsichtlich des Upload-Tempos. Auf der technischen Seite federführend wird dabei Huawei sein. Der chinesische Konzern hatte bereits im September entsprechende Geschwindigkeiten im LTE-A-Netz angekündigt. Zur Begründung hieß es zu diesem Zeitpunkt ebenso wie jetzt, dass die Zeit bis zum Start von 5G überbrückt werden müsse.
Dabei geht es nicht nur um höhere Übertragungsraten für einzelne Teilnehmer innerhalb einer Zelle, sondern vor allem um größere Reserven für alle angemeldeten Geräte. Dadurch soll eine ausreichende Kapazität für M2M-Netze oder AR- und VR-Anwendungen geschaffen werden. Vorteile 4.5G mit 1,2 Gbit/s aber auch denjenigen bieten, die LTE stationär als Alternative zum Festnetzanschluss nutzen. Denn der Ping soll deutlich sinken, zudem verspricht man stabilere Datenraten Dank einer höheren Anzahl an gleichzeitig möglichen Verbindungen innerhalb einer Zelle; der Effekt der stark schwankenden Übertragungsraten soll dann spürbar abgeschwächt werden.
Bereits 2020 sollen die Bemühungen aber schon obsolet werden. Denn Vodafone geht ebenso wie Huawei davon aus, dass dann die ersten 5G-Netze in Betrieb gehen. Nach wie vor ist aber ungewiss, ob die notwendigen Spezifikationen rechtzeitig verabschiedet werden. Einige beteiligte Institutionen gehen davon aus, dass man sich erst 2019 festlegen wird.
Dass Vodafone in Deutschland als einziger Anbieter auf den 4.5G-Zug aufspringen wird, ist unwahrscheinlich – auch wenn Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter sein Unternehmen entsprechend darstellt. Grund für das Vorpreschen dürfte die veränderte Lage auf dem hiesigen Markt sein. Denn seit dem Zusammenschluss von E-Plus und O2 ist Vodafone der kleinste der drei großen Mobilfunkanbieter.