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Um die Energiekosten für die aufwendige Kühlung ihrer großen Rechenzentren so gering wie möglich zu halten, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Anlagen vor allem dort errichtet, wo es kalt ist. Facebook beispielsweise eröffnete vor etwa zwei Jahren an der Nordküste Schwedens, knapp unterhalb des Polarkreises, ein rund 28.000 Quadratmeter großes Rechenzentrum. Im schwedischen Ort Luleå herrschen ganzjährig eisige Außentemperaturen, die die Kühlung der Serverfarm deutlich vereinfachen. Zudem deckt die Stadt ihren Strombedarf ausschließlich durch umweltfreundliche Wasserkraft. Bei Microsoft will man künftig einen Schritt weitergehen.
Geplant sind kleine Untersee-Kapseln, die mit vielerlei Technik bestückt, einfach in Küstennähe im Meer versenkt werden sollen. Dies hätte gleich mehrere Vorteile: Zum einen würde das Meerwasser die Kühlung übernehmen, zum anderen aber würden solche Konstruktionen die Latenzzeiten verbessern und die Anbindung beschleunigen. Laut Microsoft würde ein Großteil der Weltbevölkerung in Küstenregionen leben. Da Rechenzentren meist in abgelegenen Gebieten errichtet werden, könnten Clouddienste schneller angebunden und die Latenz gesenkt werden. Dank einer schnellen Inbetriebnahme solcher Systeme würde dies zudem einen gewaltigen Kostenvorteil bedeuten.
Erster erfolgreicher Testlauf
Einen ersten Testlauf einer solchen Anlage hatte der Konzern bereits im letzten Jahr durchgeführt. Unter den Namen „Project Natick“ versenkte Microsoft vergangenen August eine mit Stickstoff gefüllte und einem Serverrack ausgestattete Stahlkapsel im Pazifik. Der Prototyp mit dem Namen „Leona Philpot“ – angelehnt an eine Figur aus dem Xbox-Spiel „Halo“ – wurde etwa einen Kilometer von San Luis Obispo in Kalifornien in etwa zehn Metern Tiefe versenkt und verfügt über einen Durchmesser von rund 2,5 m. Ausgerüstet wurde er mit rund einhundert Sensoren, die unter anderem Druck, Luftfeuchtigkeit und Bewegungen messen konnten. Insgesamt sei der Test außerordentlich erfolgreich verlaufen. Die Testphase wurde aufgrund der guten Ergebnisse verlängert und für erste Cloud-Services getestet. Nach 105 Tagen hob Microsoft im Dezember die Kapsel wieder aus dem Meer und brachte sie zurück nach Redmond, um dort weitere Analysen und Auswertungen vorzunehmen.
Laut Microsoft könnten solche Datenzentrum theoretisch innerhalb von 90 Tagen in den Betrieb genommen werden, was die Kosten und Planungszeit neuer Rechenzentren deutlich reduzieren würde. Die Kapseln könnten bis zum Austausch der Hardware fünf Jahre lang unter Wasser verbleiben und danach weitere vier Mal eingesetzt werden, sodass sie insgesamt 20 Jahre im Einsatz bleiben könnten. Zudem könnte man sich vorstellen, die Systeme mit einem Turbinen-System oder gar einem kleinen Gezeiten-Kraftwerk auszustatten, um auch das Problem der Stromversorgung zu lösen. Mögliche Auswirkungen auf die Umwelt habe Microsoft während des ersten Testlaufs bereits untersucht. Immerhin habe sich die Umwelt schnell an die Stahlkapsel gewöhnt, heißt es.
Allerdings weist man ausdrücklich darauf hin, dass man sich noch immer in der Testphase befinde und noch weit davon entfern sei, solche Systeme produktiv ins Meer zu lassen. Weitere Testläufe sollen in diesem Jahr folgen.