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Am gestrigen Tage war nicht nur der "Big Tuesday" und damit die entscheidende Vorwahl in den USA, aus denen Donald Trump und Hillary Clinton mehr oder weniger als finale Kandidaten der Republikaner und Demokraten hervorgingen, sondern es fand auch eine Kongress-Anhörung statt, die den aktuellen Streit zwischen dem FBI und Apple zum Thema hatte. Über 5 1/2 Stunden wurden verschiedene Personen angehört, darunter auch Apples Chefrechtsanwalt Bruce Sewell und FBI Director James Comey.
Noch einmal zusammengefasst geht es um die Terrorattacke in San Bernadino, bei der 14 Menschen von einem Ehepaar getötet wurden. Beide Attentäter wurden erschossen, doch das FBI hätte gerne Zugriff auf das Geschäfts-iPhone eines der Angreifer. Aus verschiedensten Gründen konnten trotz Mithilfe von Apple nicht alle Daten des iPhones gewonnen werden und das FBI will Apple dazu zwingen eine Software zu entwickeln, die eine Brut-Force-Attacke auf den Sperrcode des iPhones möglich macht - dem verweigert sich Apple. In einem Kommentar zum Thema haben wir uns der (sicherheits)technischen Bedeutung der Situation ausführlich gewidmet. In den vergangenen Tagen äußerten sich verschiedenste Seiten zum Thema und während die Öffentlichkeit eher unentschlossen ist, bezogen ein Richter in New York (bei einem ähnlich gelagerten Fall) und ein betroffener Ehemann, dessen Frau beim Anschlag schwer verletzt wurde, eine klare Position.
Die Anhörung vor dem Kongressausschuss am gestrigen Tage beinhaltete viele bereits bekannte Argumente und daher gehen wir darauf nicht noch einmal genauer ein. Zusammenfassend geht das FBI davon aus, dass sich auf dem iPhone noch wichtige Daten befinden könnten, während Apple und einige weitere beteiligte Personen dafür keinerlei Anzeichen sehen. In der Anhörung aber viel wichtiger war offenbar die Außendarstellung des aktuellen Geschehens.
Bruce Sewell beispielsweise führte an, was denn geschehen solle, falls dem FBI die Möglichkeit des Entsperrens zugesprochen werden sollte und dann andere Dienste, so zum Beispiele Geheimdienste anderer Länder, ebenfalls nach einem solchen Zugang fragen würden.
"I think the world is watching what happens in our government right now and what happens right now with this particular debate. Our ability to maintain a consistent position around the world, our ability to say we will not compromise the safety and security of any of our users around the world, is substantially weakened if we are forced to make that compromise here in our own country."
Bisher seien solche Anfragen ausgeblieben, allerdings wäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Dienste diese tätigen würden. Apple kann das iPhone in China nur verkaufen, weil auch keine andere Behörde direkt auf die Daten zugreifen kann. In Großbritannien wird ein Verschlüsselungsverbot diskutiert. Apple hat bereits angekündigt dann auf den Verkauf des iPhones verzichten zu wollen. Bisher sprechen wir hier nur von Drohgebärden, die aber bald sehr ernst werden könnten.
Außerdem ging Sewell noch einmal auf die Zusammenarbeit zwischen Apple und den Behörden ein. Demnach sei man immer bereit im Rahmen des Möglichen zu helfen. Dies hätte man auch im Fall San Bernadino getan, allerdings seien dem FBI bereits im Vorfeld einige Fehler unterlaufen, die eine nachträgliche Zusammenarbeit schwierig machen. So ärgert man sich noch immer darüber, dass eine Anfrage vor Gericht über die Medien an Apple herangetragen wurden und dies nicht auf direktem Wege angesprochen wurde. Als Beispiel für eine schnelle Reaktion wird das Verschwinden des Verkehrsflugzeugs MH370 der Malaysia Airways angeführt. Innerhalb einer Stunde sei man in Zusammenarbeit mit Behörden und Mobilfunkprovidern weltweit auf der Suche nach einem Hinweis auf die Maschine gewesen.
FBI Director James Comey stellte hingegen die Frage, ob man eine solche Lücke, in die man keinen Einblick habe, einfach sich selbst überlassen solle und welche Gefahren darauf erwachsen könnten: "If there are warrant-proof spaces in American life, what does that mean? What are the costs?"
Ihm sprang New York District Attorney Cyrus Vance zur Seite, der in gleicher Art und Weise argumentierte: "No device or company, no matter how popular, should be able to exempt itself from court obligations unilaterally."
Susan Landau, Professorin am Worcester Polytechnic Institute stellte sich auf die Seite von Apple und stellt die Frage, warum man Gesetze und Regularien erschaffen wollte, die nicht mehr Sicherheit bringen, sondern diese mindern. Stattdessen solle man die Behörden entsprechend ausstatten, um auf anderen Wegen die Ermittlungen zu einem Erfolg zu führen. Man könne sich nicht von reiner Überwachung abhängig machen und sollte stattdessen auch andere Wege suchen: "Instead of laws and regulations that weaken our protections, we should enable law enforcement to develop twenty-first century capabilities for conducting investigations."
Am 22. März wird eine Gerichtsanhörung stattfinden, die konkret auf den Fall in San Bernadino eingeht.
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