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Fünf Jahre nach dem Abschied von der Börse plant Dell die Rückkehr dorthin. Dabei könnte es sich um das teuerste Geschäft der Technologiebranche handeln, wenn das Unternehmen sich für einen außergewöhnlichen Weg entscheidet. Die wichtigste Rolle würde dann ausgerechnet eine Tochter übernehmen, die nie so richtig ins Konzernkonstrukt zu passen schien.
Grund für die vermuteten Pläne zur Rückkehr ist die hohe Schuldenlast, die bei knapp unter 50 Milliarden US-Dollar liegen soll. Bislang konnte Dell die darauf zu zahlenden Zinsen zu einem großen Teil von der Steuer absetzen, die jüngst verabschiedeten Änderungen der US-Steuergesetze schränkt diese Möglichkeit nun aber drastisch sein. Angesichts des zuletzt schwachen operativen Geschäfts sollen umfangreiche Veränderungen unumgänglich sein - der Gang an die Börse ist laut CNBC der wahrscheinlich ertragreichste Weg.
Dabei könnte Dell die übliche Option wählen und einen eigenen Börsengang starten. Das wäre allerdings mit langen Vorlaufzeiten und hohen Kosten verbunden - zwei Punkte, die angesichts der wirtschaftlichen Lage vermutlich vermieden werden sollen. Deshalb bringen Branchenkenner einen anderen Weg ins Spiel. Statt Dell direkt wieder an der Börse zu platzieren, könnte die eigene Tochter VMware, an der die Texaner seit der Übernahme von EMC 80 % halten, den PC-Hersteller kaufen. Da VMware selbst noch börsennotiert ist, wäre es auch ein so entstehendes Gemeinschaftsunternehmen. Der Kaufpreis könnte dann bei mehr als 67 Milliarden US-Dollar liegen und einen neuen Rekord für die Tech-Branche bedeuten. Diesen aktuellen Bestwert hat ausgerechnet Dell mit der Übernahme von EMC und VMware aufgestellt.
Allerdings wäre dies mit mehreren Probleme verbunden. So gilt es beispielsweise als äußerst unwahrscheinlich, dass die größten Dell-Anteilseigner, Gründer Michael Dell und der Hedgefonds Silver Lake Partners, tatsächlich in bar ausbezahlt werden würden. Stattdessen dürften sie anteilig Aktien des neuen Gemeinschaftsunternehmens erhalten. Die wiederum könnten unter der Übernahme leiden, was sich schon jetzt andeutet. Denn unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Spekulationen brach der Kurs der VMware-Aktie um mehr als 16 % ein.
Das könnte darauf hindeuten, dass eine rasche Gesundung Dells bezweifelt wird. Vor fast genau fünf Jahren hatte Michael Dell den Abschied von der Börse damit begründet, dass nur so eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens möglich wäre. Das Aufstellen und Erreichen von Quartalszielen zur Zufriedenstellung von Aktionären würde kaum Luft für Entwicklungen lassen, so Dell damals. Inzwischen zeigt sich aber, dass diverse seit dem getroffene Entscheidungen falsch waren. Zwar konnte Dell sein Geschäft mit der Übernahme von EMC deutlich ausbauen, die daraus entstandenen Verbindlichkeiten sind nun aber der wichtigste Grund für die Schieflage. Zudem rätseln Branchenkenner noch immer, warum die damit erworbenen Anteile an VMware nicht längst weiterverkauft wurden. Damit, so die Annahme, hätte Dell einen großen Teil seiner Schuldenlast auf einen Schlag tilgen können. Und man hätte die eigene Kannibalisierung beendet: Wer VMware-Lösungen kauft, muss unter dem Strich weniger Dell-PCs kaufen - so die einfache Rechnung.
Eine Stellungnahme seitens Dell oder VMware gibt es derzeit noch nicht. Spätestens Ende Februar dürfte jedoch eine folgen. Denn dann will sich der Dell-Verwaltungsrat treffen, um über mögliche Lösungen zu entscheiden.