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Seit einigen Wochen deutet sich eine Übernahme von Qualcomm durch den asiatischen Konkurrenten Broadcom an. Mit einer Kaufsumme von zunächst 100 Milliarden US-Dollar und nach einer Nachbesserung der Angebots auf sogar von 146 Milliarden US-Dollar wäre diese die mit Abstand größte Übernahme in der Branche gewesen.
Doch daraus wird nichts werden – egal ob Qualcomm und die Kartellbehörden dem Kauf zugestimmt hätte oder nicht. US-Präsident Donald J. Trump hat per Section 721 of the Defense Production Act of 1950 ein Verbot verhängt. Man sehe die Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährdet und müsse sie in dieser Art und Weise schützen. Damit hat sich auch eine für den 23. März angesetzte Hauptversammlung der Qualcomm-Aktionäre erledigt. In dieser sollten die Aktionäre über die Übernahme entscheiden. Der Erlass des Präsidenten aber sagt klar:
"The proposed takeover of Qualcomm by the Purchaser is prohibited, and any substantially equivalent merger, acquisition, or takeover, whether effected directly or indirectly, is also prohibited."
Dennoch müssen sich die Qualcomm-Aktionäre noch einmal in Kürze zusammenfinden:
"Qualcomm shall hold its annual stockholder meeting no later than 10 days following the written notice ..." – so der Erlass und demzufolge wird es am 23. März doch noch eine Versammlung geben. In dieser wird aber nicht mehr über eine Übernahme entschieden.
Statements von Qualcomm und Broadcom
Das Statement von Qualcomm ist recht neutral gehalten. Hier dürfte man erfreut über den Erlass des Präsidenten sein, denn die Führungsetage war bisher trotz der enormen Kaufsumme nicht davon zu überzeugen:
"Qualcomm Incorporated (NASDAQ: QCOM) today received a Presidential Order to immediately and permanently abandon the proposed takeover of Qualcomm byBroadcom Limited (NASDAQ: AVGO). Under the terms of the Presidential Order, all of Broadcom’s director nominees are also disqualified from standing for election as directors of Qualcomm."
Broadcom widerspricht in seinem Statement dem Vorwurf durch die Übernahme die Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden zu wollen:
"Broadcom is reviewing the Order. Broadcom strongly disagrees that its proposed acquisition of Qualcomm raises any national security concerns."
Unklar ist nun, welche Auswirkungen der Erlass auf die Geschäfte von Broadcom hat. Das Unternehmen ist eigentlich in Singapur ansässig, dies gilt aber natürlich nur für den Hauptsitz der Broadcom Limited. Mit der Broadcom Corporation hat das Unternehmen auch eine Niederlassung in den USA und die Broadcom Cayman L.P auf den Cayman Islands verwaltet einen Großteil der Gelder. Eigentlich wollte Broadcom seinen Hauptsitz aber in die USA verlegen. Ob man an diesen Plänen aufgrund der neuerlichen Entscheidung nun festhalten wird, bleibt abzuwarten.
Theoretische Übernahme durch Intel damit wohl auch vom Tisch
Im Zuge der Übernahme von Qualcomm durch Broadcom zeichnete sich eine Möglichkeit für Intel ab, einige Teile von Qualcomm wiederum von Broadcom zu übernehmen. Konkret soll es dabei um die SoC-Sparte von Qualcomm gegangen sein. Allerdings hat keines der beteiligen Unternehmen entsprechende Verhandlungen bestätigt. Insofern ist unklar, ob Intel überhaupt daran interessiert gewesen wäre und ob Broadcom einer Zerschlagung von Qualcomm zugestimmt hätte. Es bleibt also bei einem sehr theoretischen Konstrukt für den Wiedereinstieg in das SoC-Geschäft für mobile Prozessoren durch Intel. Entsprechende Versuchen die Atom-Prozessoren hier zu positionieren sind fehlgeschlagen.