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Schon Anfang April deutete sich an, dass das erste Quartal 2018 für Tesla ein schwieriges gewesen ist. Zwar konnte man die Produktion des Hoffnungsträgers Model 3 deutlich steigern, doch das selbst gesteckte Ziel wurde nicht erreicht. Zu viele Probleme kosteten am Ende zu viel Geld, zumal das Unternehmen sich nicht auf das Beseitigen bestehender beschränkt.
Denn wie üblich wurde Negatives eher beiläufig erwähnt und von Neuigkeiten überspielt - zumindest versuchte Tesla-Chef Elon Musk dies im traditionellen Conference Call. Schon nach kurzer Zeit reagierte er jedoch gereizt auf kritische Äußerungen und Fragen, am Ende wurde derartige Einwürfe völlig ignoriert. Zwischenzeitlich durften sich nur noch freundlich gesinnte Berichterstatter zu Wort melden. Medienberichten zufolge war das einer der Gründe dafür, dass die Aktie im nachbörslich bis zu 6 % an Wert verlor.
Eine große Rolle dürfte aber auch der hohe Verlust sein, den Tesla in der Bilanz für das erste Quartal 2018 ausweist. Mit 784 Millionen US-Dollar markiert der einen Rekord für das Unternehmen, ein Jahr zuvor lag das Minus bei nur 397 Millionen US-Dollar. Ein Grund für die Steigerung sollen Bonuszahlungen an Mitarbeiter sein. Aber auch die Zeitverzögerungen bei der Produktion des Model 3 dürften Geld gekostet haben.
Auf der anderen Seite konnte Tesla aber auch so viel Geld wie noch nie umsetzen. Der Umsatz kletterte um 26 % auf 3,408 Milliarden US-Dollar, was vor allem an den gesteigerten Produktions- und Auslieferungszahlen gelegen haben dürfte. Schon Anfang April hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass man mit 34.494 Fahrzeugen so viele wie noch bauen konnte. Knapp 30 % davon waren Model 3. Allerdings geht ein größerer Teil der Umsatzsteigerung auf andere Bereiche zurück. Denn auch das Geschäft mit Solarzellen und Pufferbatterien sowie Serviceleistungen wuchs kräftig.
Für das dritte und vierte Quartal hat Tesla schwarze Zahlen angekündigt. Die sollen nicht nur durch eine weitere Steigerung der Produktion erreicht werden, sondern auch durch Veränderungen im Einkauf und bei anderen Partnern. Neue Schulden außerhalb der bereits eingeräumten Kreditlinien sollen nicht gemacht werden, wie Musk erneut betonte. Entscheidend dürfte somit sein, wie schnell das Ziel von 5.000 produzierten Model 3 pro Woche erreicht wird. Ursprünglich sollte diese Marke Ende des ersten Quartals erreicht werden, Stand Ende April waren es aber nur etwa 2.200. Erst Mitte 2018 soll es nun so weit sein. Wer den Mittelklassewagen vorbestellt hat, muss nach wie vor teilweise neun Monate auf die Auslieferung warten.
Die Steigerung beim Model 3 ist aber nicht nur notwendig, um die aktuellen Ausgaben zu decken. Denn auch der Start des Model Y liegt in nicht all zu ferner Zukunft. Zwar sollen die Investitionen in diesem Jahr nicht „signifikant" ausfallen, ganz ohne Ausgaben dürfte die Planung aber nicht auskommen. Denn im Hintergrund laufen bereits Planungen bezüglich der Produktionsverfahrens, zu dem man innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate Details verraten will. Musk ließ jedoch durchblicken, dass es sich um etwas Revolutionäres handeln wird. Das Ziel sei eine schnelle und einfache Fertigung, die Ende 2019 oder 2020 anlaufen werden. Bis dahin muss aber noch eine neue Fabrik gefunden werden. Denn das Model Y soll nicht in Fremont oder einer anderen bereits aktiven Tesla-Einrichtung vom Band laufen.
Somit dürfte auch erst im Herbst oder Winter endgültig feststehen, welche Basis Tesla für das neue Crossover-Modell nutzen wird. Zunächst war die Rede von einer eigenen Plattform, um die Umstellung vom 12- auf ein 48-Volt-Netz möglich zu machen. Im August 2017 ruderte Musk dann zurück und sprach vom Einsatz der Model-3-Plattform, um die Investitionskosten so gering wie möglich zu halten. Doch die jüngsten Äußerungen deuten darauf hin, dass wieder über eine eigene Plattform nachgedacht wird. So soll es - soweit rechtlich möglich - kein 12-Volt-Netz geben und die Fertigung deutlich einfacher als beim Model 3 sein. Laut Electrek lässt sich beides jedoch nicht mit der Basis des Model 3 vereinbaren.