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Auch wenn Google, bzw. der Mutterkonzern Alphabet alle Vorwürfe zurückweist und bereits angekündigt hatte, gegen die jüngste Milliardenstrafe der EU Einspruch einlegen zu wollen, macht sich die Kartellstrafe, die in der vergangenen Woche aufgrund des erneuten Missbrauchs der eigenen Marktmacht ausgesprochen wurde, schon in den neusten Quartalszahlen bemerkbar. Der Grund: Zwar ist nach der erstinstanzlichen Entscheidung eine Revision vor dem Europäischen Gerichtshof möglich, doch hätte diese keine aufschiebende Wirkung, womit Google die Rekordsumme bis zum finalen Richterspruch schon jetzt bezahlen muss.
Trotz der Rekordstrafe in Höhe von rund 4,34 Milliarden Euro oder umgerechnet auf die Heimatwährung knapp über 5 Milliarden US-Dollar steht unter der Bilanz der letzten drei Monate ein dickes Plus, wie der neuste Geschäftsbericht, den der Konzern in der Nacht zum Dienstag vorlegte, zeigt. Demnach konnte Alphabet seinen Umsatz im Jahresvergleich um satte 26 % ausbauen und gegenüber dem Vorquartal um 23 % zulegen. Die Erlöse kletterten auf 32,657 Milliarden US-Dollar.
Die Rekordstrafe der EU-Kommission drückt allerdings auf den Nettogewinn, denn hier blieben am Ende nur noch rund 3,195 Milliarden US-Dollar übrig. Ein Jahr zuvor strich Alphabet mit etwa 3,524 Milliarden US-Dollar zwar unwesentlich mehr ein, musste aber auch damals eine hohe Summe an die EU bezahlen.
Alphabet bezahlt die Rekordstrafe damit quasi aus der Portokasse und schafft es dennoch, am Ende dicke Gewinne zu machen. Bei fast 100 Milliarden US-Dollar Barreserven entspricht das Bußgeld gerade einmal 5 % der riesigen Reserven, die der Konzern in den letzten Jahren anhäufen konnte.
Das Kerngeschäft bleibt wichtigstes Standbein
Das Kerngeschäft rund um Google ist wieder einmal mehr der größte Umsatzbringer. Alleine 32,512 Milliarden US-Dollar steuerte die Google-Sparte im letzten Geschäftsquartal, das am 30. Juni zu Ende ging, bei. Die Werbeerlöse kletterten auf satte 28,087 Milliarden US-Dollar. Zwar konnte Google die Zahl der Werbeklicks um 15 % steigern, die durchschnittlichen Erlöse pro Klick schrumpften jedoch um 22 %. Insgesamt konnte die Sparte den Betriebsgewinn vor Abzug des EU-Bußgeldes ordentlich ausbauen und einen operativen Gewinn von etwa 8,959 Milliarden US-Dollar einfahren. Ein Jahr zuvor stand man noch bei ca. 7,664 Milliarden US-Dollar.
Einzig die „Other Bets“, zu denen Fiber und Waymo zählen, belasten den Google-Gewinn. Die Verluste stiegen von rund 633 auf etwa 732 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg von fast 24 % entspricht. Einen ordentlichen Gewinnsprung verzeichnen konnte Alphabet außerdem bei seinen Finanzanlagen. Konnte man im Vorjahresquartal noch rund 245 Millionen US-Dollar einfahren, verdiente man in den letzten drei Monaten satte 1,408 Milliarden US-Dollar mit Zinsen und Wertpapieren. Insgesamt beschäftigte Alphabet bis zum Ende des Berichtzeitraums weltweit 89.058 Menschen und damit 13.452 Mitarbeiter mehr als noch zwölf Monate zuvor.
Ohne die Strafe der EU-Kommission hätte Alphabet im Übrigen einen Nettogewinn in Höhe von 8,266 Milliarden US-Dollar eingefahren. Die Anleger nahmen die Zahlen überwiegend positiv auf. Sie schickten das Papier fast vier Prozentpunkte ins Plus, womit der Kurs erneut Angriff auf das Allzeithoch nimmt und nur noch etwa 10 US-Dollar davon entfernt ist.