Werbung
Dass Sammler für das Stück der Begierde zum Teil immens hohe Preise zahlen, dürfte nichts Neues sein. Aber auch Fans von Fußballmannschaften oder Musikern sind bereit, ein Vielfaches des Original Preises auszugeben, um live vor Ort dabei zu sein. Dies hat zur Folge, dass professionelle Händler Konzertkarten oder Stadiontickets in großen Stückzahlen aufkaufen und diese dann mit einem Aufschlag von bis zu 300 % weiter verkaufen. Mit personalisierten Tickets lässt sich dem zwar ein Riegel vorschieben, allerdings wird das Ganze schon wesentlich problematischer, wenn es um materielle Dinge geht, wie zum Beispiel Turnschuhe.
Den meisten Deutschen dürfte das sogenannte Sneaker-Game kein Begriff sein. Zwar tauchen ab und zu mal Meldungen in den Medien auf, dass Jugendliche und junge Erwachsene mehrere Tage vor einem Sneakerstore ausharren, jedoch ist dies in der Vergangenheit auch bei Apple-Stores vorgekommen. Ein Großteil des Sneaker-Games spielt sich allerdings im Internet ab.
Sobald ein Schuh vom Hersteller in einer geringen Stückzahl auf den Markt gebracht wird - um so eine künstliche Verknappung zu erzeugen und durch die erhöhte Nachfrage höhere Preise zu rechtfertigen - geht es auch schon los. Eine Armada von Bestellbots rollt auf die Onlineshops zu und fegt diese innerhalb von Sekunden leer. Die Bots verhalten sich wie Wanderheuschrecken und kaufen alles, was sie in ihre digitalen Roboterfinger kriegen können. Anschließend ziehen sie weiter zum nächsten Shop. Ziel ist es, so viele Schuhe wie möglich zu bekommen, um diese dann sofort wieder für den dreifachen Preis im Internet anzubieten. Der normale Sammler geht dabei natürlich leer aus.
Der Frankfurter Shop Bonkers hat jetzt allerdings zum Angriff geblasen und konnte kurzfristig einen Sieg gegen die übermenschlichen Bots erzielen. Besagter Store kämpft an Releasetagen mit bis zu 700.000 Aufrufen pro Minute. Dies legt nicht nur den gesamten Shop lahm, sondern sorgt auch dafür, dass mehr Bestellungen eingehen, als Schuhe auf Lager sind. Die Bots bestellen in solch einem hohen Tempo, dass die Software nicht hinterher kommt.
Um die Bots jetzt hinter das Licht zu führen, bietet Bonkers digitale Bilder-Sets von Schuhen an. Diese werden nach erfolgreicher Bezahlung automatisch via E-Mail als JPG-Datei versendet. Da es sich um ein digitales Produkt handelt, ist es möglich, hier als Shopbetreiber vom Rückgaberecht Abstand zu nehmen. Da ein Bot in der Regel völlig automatisch bestellt, bzw. bezahlt und nicht die Artikelbeschreibung liest, konnte der Shop in kürzester Zeit eine Vielzahl von JPG-Bildern an den Bot bringen. Ein Bot war sogar so gierig und hat direkt 100 Bilder-Sets für je 70 Euro gekauft und bezahlt. Damit belief sich die Gesamtrechnung auf satte 7.000 Euro.
Hierbei handelte es sich laut Aussagen des Shop-Betreibers um einen chinesischen Staatsbürger, dessen E-Mail-Adresse mit reseller@ begann. Somit hat es allem Anschein nach genau den richtigen erwischt. Zwar versuchte der Chinese mit einer erfundenen Geschichte auf die Tränendrüse zu drücken und wollte sein Geld wieder haben, der Geschäftsführer blieb aber hart.