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In diesem Monat unternahm Amazon-Gründer Jeff Bezos nicht nur den ersten bemannten Weltraum-Flug mit Blue Origin, sondern übergab außerdem seinen Chef-Posten bei Amazon an Andy Jassy. Dessen Einstand beim weltgrößten Online-Händler verlief allerdings nicht ganz optimal, wie die gestern Abend vorgelegten Quartalszahlen und Prognosen für die nächsten Monate zeigen.
Amazon gilt als einer der größten Profiteure der Corona-Pandemie. Während des weltweiten Lockdowns musste der klassische Einzelhandel schließen, die Konsumenten hatten quasi keine andere Möglichkeit, als online zu bestellen und taten dies unter anderem bei Amazon. So konnte der Konzern auch im abgelaufenen, zweiten Fiskalquartal des Geschäftsjahres 2021 die magische 100-Milliarden-Marke beim Umsatz bereits zum dritten Mal in Folge halten und setzte binnen der letzten drei Monate stolze 113,080 Milliarden US-Dollar um. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist das ein Anstieg um knapp 27 %.
Damit konnte Amazon die Erwartungen der Analysten nicht erreichen, die von etwa 115 Milliarden US-Dollar ausgegangen waren - für Amazon-Verhältnisse ist das Wachstum eher mau und deutlich abgeschwächt. Auch den Ausblick für das laufende, dritte Quartal hat Amazon gesenkt und prognostiziert nur noch einen Umsatz im Bereich von rund 106 bis 112 Milliarden US-Dollar. Bislang erwartete man hier etwa 118 Milliarden US-Dollar. Grund dafür dürfte die langsame Rückkehr zum Alltag sein. Die Menschen treibt es mit steigender Zahl an Corona-Impfungen verstärkt wieder nach draußen zum Einkaufen. Unterm Strich blieb abermals ein dickes Plus bestehen. Der Nettogewinn kletterte im Jahresvergleich um fast 50 % auf 7,778 Milliarden US-Dollar.
Erfolgreicher Prime Day
Amazon hatte die Rabattschlacht rund um den Prime Day in diesem Jahr ins zweite Quartal vorgezogen. Kunden kauften während des zweiwöchigen Events bei Drittanbietern Waren im Wert von mehr als 1,9 Milliarden US-Dollar ein, was fast einer Verdoppelung gegenüber des letztjährigen Prime Days entspricht. Das dürfte unter anderem an der 10-Euro-Promotion gelegen haben, die der Konzern im Vorfeld gefahren hatte.
Die Kosten für das Marketing sind im zweiten Quartal nämlich explodiert. Insgesamt gab der Konzern fast 7,524 Milliarden-US-Dollar dafür aus. Zwölf Monate zuvor waren es noch rund 4,345 Milliarden US-Dollar. Allgemein sind die operativen Ausgaben, wie beispielsweise für die Logistik oder den Betrieb der Zusatzdienste rund um Prime Video, Prime Music und Kindle, inzwischen auf rund 105,379 Milliarden Ausgaben angestiegen.
Seine größten Umsätze generiert Amazon im Heimatland. In der Region Nord Amerika setzte der Konzern 67,550 Milliarden US-Dollar um und verdiente operativ knapp 3,147 Milliarden US-Dollar. Beim internationalen Geschäft waren es 30,721 Milliarden und etwa 362 Millionen US-Dollar. Vor allem in Amerika hat sich das Wachstum somit deutlich abgeschwächt, hohe Expansionskosten im Ausland drücken auf den Gewinn.
Äußerst profitabel zeigte sich erneut das Cloud-Geschäft. Die AWS-Sparte steuerte zwar nur rund 14,809 Milliarden US-Dollar zum Gesamtumsatz bei, verdiente operativ dafür knapp 4,193 Milliarden US-Dollar und damit mehr als das eigentliche Kerngeschäft.
Die Börse nahm die Zahlen und vor allem die Prognosen gar nicht gut auf. Die Amazon-Aktie verlor im nachbörslichen Handel fast 7,5 % an Wert.