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Einem Bericht des Wall Street Journals zufolge hat sich Intel in Costa Rica ein Lagerhaus eingerichtet, in das man Hardware aus den vergangenen Jahren einlagert und per Remote den eigenen Mitarbeitern zugänglich macht. Offenbar hat man vor einiger Zeit festgestellt, dass man jedes Jahr dutzende neuer Produkte vorstellt, von Chips bis hin zu Softwareplattformen, man aber nicht über eine formelle Methode zur Katalogisierung und Speicherung dieser Technologien verfüge. Aber nur mit Zugriff auf diese Hardware und Plattformen seien die eigenen Ingenieure in der Lage sie auf Sicherheitslücken zu testen.
Aber neben einem Platz für diese Hardware musste Intel diese zunächst einmal wieder anschaffen. Viele der älteren Prozessoren hatte man selbst nicht mehr im Zugriff. Also musste man diese zurückkaufen.
"We had to actually go on eBay and start looking for these platforms" - man hat diese teilsweise bei eBay kaufen müssen, so Mohsen Fazlian, Manager für Intels Sicherheitsabteilung.
Noch einmal zur Motivation einer Einlagerung alter Hardware: Meist stellt sich erst nach einiger Zeit heraus, dass gewisse Produkte und Technologien Schwachstellen enthalten. Um dies bei zukünftigen Produkten zu vermeiden und die eigenen Prozessoren zu verbessern, will man diese besser analysieren und benötigt daher auch Zugriff auf alte Hardware. Finden externe Sicherheitsforscher eine Lücke, versucht Intel das verwendete System 1:1 nachzustellen, um die Ergebnisse der externen Forscher zu bestätigen.
In Costa Rica lagert Intel die Hardware das vergangenen Jahrzehnts aber nicht nur ein, sondern macht diese auch per Fernzugriff zugänglich. Dazu werden komplette Systeme zusammengebaut, auf Wunsch mit bestimmten Prozessoren, Mainboards mit unterschiedlichen BIOS-Versionen und vieles mehr. Durch unterschiedliche Firmware-Versionen wird die ohnehin schon vorhandene Komplexität noch deutlich größer. Das WSJ spricht von 3.000 Stück Hardware, die in Costa Rica aktuell zur Verfügung stehen. Die Kapazitäten sollen im kommenden Jahr verdoppelt werden.
Die Ingenieure bei Intel können eine bestimmte Konfigurationen ihrer Wahl anfordern. Diese wird dann von einem Techniker zusammengebaut und per Fernzugriff zugänglich gemacht. Das Labor in Costa Rica ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche besetzt, sodass jederzeit Konfigurationen angefordert werden können. Dazu arbeiten 25 Ingenieure pro Schicht in dem Lager, bzw. dies ist wohl eher als Labor zu bezeichnen.
Marcel Cortes Beer, ein Manager des Labors, sagte, dass es jeden Monat etwa 1.000 Anfragen für den Zusammenbau einer Konfiguration eingereicht werden, die dann für Remote-Sicherheitstests verwendet werden. Wöchentlich kommen 50 neue Geräte hinzu.
Intel hält die genaue Adresse des Labors in Costa Rica geheim. Der Zugang soll auf nur wenige Mitarbeiter beschränkt sein, was weniger an der Hardware selbst liegt, die dort gelagert und verwendet wird, sondern vielmehr an der Tatsache, dass hier an heiklen Sicherheitsthemen geforscht wird.
Update:
Nur wenige Tage nach dem Bericht hat Intel sein Long-Term Retention Lab (LTR Lab) nun offiziell vorgestellt. Den Standort hat man allerdings nicht verraten. Dafür wurden die Details wie aktuell 2.800 vorhandene Plattformen und der geplante Ausbau auf 6.000 Hardware-Plattformen in 2022 bestätigt. Außerdem bestätigte Intel, dass man das Lab ins Leben gerufen hat, da man viele ältere Hardware-Komponenten nicht mehr finden konnte, aber Zugriff darauf benötigte.
"The need for the lab became apparent a couple years ago when engineers had trouble locating specific older platform configurations on which to troubleshoot. Ultimately, the team turned to eBay as a solution." – "Die Notwendigkeit für ein solches Labor wurde vor ein paar Jahren deutlich, als die Ingenieure Probleme hatten, bestimmte ältere Plattformkonfigurationen zu finden, auf denen sie Fehler beheben konnten. Letztendlich wandte sich das Team an eBay, um eine Lösung zu finden."
Die Produkte, die Intel im LTR Lab aufbewahrt und innerhalb weniger Stunden zur Verfügung stellen kann, reicht von High-End-Servern bis hin zu Desktop-Systemen und Notebooks.