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Russland will sich vom Internet abtrennen (Update)

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Russland will sich vom Internet abtrennen (Update)
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Webseiten und Angebote aus dem Internet müssen ab dem 11. März auf Server transferiert werden, die in Russland stehen. Auch Domains, die im Ausland registriert sind, sollen zu Registraren in Russland umziehen. Die .ru-Domain sollte – wenn möglich – verwendet werden. Dies geht offenbar aus einem Gesetzentwurf hervor, den das Ministerium für Digitale Entwicklung Kommunikation und Massenmedien vorbereitet.

Inhalte müssen bis zum 15. März auf russische Ressourcen, bzw. Dienste umgezogen werden. Dies gilt außerdem für die Registrierung bei DNS-Servern, die in Russland stehen müssen. Ob und in welcher Form hier Ausnahmen gemacht werden dürfen, ist nicht bekannt. Bereits zum 9. März sollen dem Ministerium Informationen vorgelegt werden, wo sich welche Ressourcen befinden. Müssen Daten aus dem Ausland abgerufen werden, muss dies begründet werden. Zu den vorgelegten Informationen gehört auch der Umfang an Daten, die im Netz liegen und welche Bandbreite notwendig ist. Die Behörden wollen so den Bedarf für ein eigenes, rein aus Russland betriebenes Netz, abfragen.

Bisher ist noch nicht bekannt, ob das Ministerium eine solche Vorgabe tatsächlich umsetzen wird und kann. Die ursprüngliche Quelle ist das unabhängige, osteuropäische Nachrichten-Magazin NEXTA mit Sitz in Warschau.

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Die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), die ISOC (Internet Society) oder auch das IPE NCC (RIPE Network Coordination Centre) haben Aufrufen zur Abtrennung Russlands vom Internet bisher widersprochen. Nun nimmt Russland dies offenbar selbst in die Hand.

Die Motivation dahinter dürfte klar sein: Mehr Kontrolle über die Inhalte, die im Netz verfügbar sind. Sicherlich geht es auch darum, die Kontrolle über die eigenen Daten sicherzustellen, nur dazu hätte es nicht derart umfangreiche Maßnahmen benötigt. Die Abtrennung des russischen Netzes vom Internet geschieht nach einer Art Blaupause der China Greater Firewall. Ob und in welchem Umfang es früher oder später noch möglich sein wird von Russland aus ins freie Internet zu gelangen, steht auf einem anderen Blatt.

Die großen Cloud-Anbieter wie AWS, Microsoft oder Google betreiben keinerlei Angebote in Russland. Wie groß der Anteil, bzw. die Abhängigkeit russischer Services an diesen Diensten ist, ist uns nicht bekannt. Yandex ist in Russland mit 64 % der Marktführer für die Internetsuche in Russland. Analog zu Google bietet man hier aber auch E-Mail-Postfächer, einen eigenen Browser und verschiedene Cloud-Dienste an. Yandex ist ein russisch-niederländisches Unternehmen mit operativem Sitz in Moskau.

Russland sieht sich nicht nur wirtschaftlich, sondern inzwischen auch digital immer isolierter. So haben viele Cloud- und Stream-Anbieter ihre Geschäftsbeziehungen eingestellt und Zugänge abgedreht – inklusive der großen Gaming-Plattformen. Zuletzt meldeten Netflix und TikTok, dass sie sich vom russischen Markt zurückgezogen haben, bzw. dies tun werden – auch wegen der neuen Gesetze gegen Fake News und nicht nur auf Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Inzwischen haben hunderte Firmen sich vollständig aus dem Land zurückgezogen. Derweil sieht sich der Kreml trotz der weltweiten Sanktionen nicht als isoliert.

Update:

Offenbar beschränkt sich die Anweisung des Ministerium für Digitale Entwicklung Kommunikation und Massenmedien auf öffentliche Seiten und Dienste und nicht auf alle Seiten und Dienste. Dennoch gibt es bereits seit einigen Jahren ein Bestreben das Netz in eine nationale Richtung zu verschieben – lokale DNS-Dienste zu verwenden und Zugriffe auf Elemente außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereich möglichst zu vermeiden.

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