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Uber hat in vielen Regionen die Personenbeförderung regelrecht revolutioniert, ist aber gleichzeitig ein umstrittenes Unternehmen. Ein gigantischer Leak wirft jetzt ein düsteres Licht auf die Lobby-Arbeit und Geschäftsgebaren des US-Unternehmens.
Die britische Zeitung The Guardian konnte über 124.000 Dokumente von Uber einsehen. Diese sogenannten Uber files umfassen vor allem E-Mails, iMessages und WhatsApp-Nachrichten. Die Dokumente decken einen fünfjährigen Zeitraum von 2013 bis 2017 ab, in denen Travis Kalanick CEO des Unternehmens war. Kalanick verließ das Unternehmen 2017 unter anderem ausgelöst durch Skandale um die Duldung sexueller Belästigung. Fünf Großinvestoren hatten ihm den Rücktritt nahegelegt.
In dieser Zeit versuchte Uber mit aller Macht, global neue Märkte zu erschließen. Dabei hinderten bestehende Regulierungen vor allem im Taxi-Bereich. Die Uber files lassen nun laut The Guardian erkennen, wie Uber möglichst diskret versuchte, wichtige Entscheidungsträger zu beeinflußen. So pflegte Uber intensive Kontakte zum heutigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron, seinerzeit französischer Wirtschaftsminister. Macron soll sogar einen geheimen Deal mit seinen Kabinettsgegnern eingegangen sein, von dem Uber profitierte. Olaf Scholz war hingegen als Hamburger Bürgermeister weniger kooperativ und forderte einen Mindestlohn für Fahrer. Bei Uber wurde er deshalb als "real comedian" eingeschätzt.
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Mit großem Aufwand wurde laut The Guardian Lobby-Arbeit geleistet. Allein für 2016 plante Uber 90 Millionen Dollar für Lobbyismus und PR-Arbeit ein. Dabei wurde oft bewusst versucht, Städte und Kommunen zu übergehen und direkt auf höhere Behörden einzuwirken. Uber-Manager trafen persönlich damalige und zukünftige Regierungschefs wie Biden, Macron, den ehemaligen irischen Premier Enda Kenny und den ehemaligen israelichen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Nur ein Teil der Treffen mit wichtigen Regierungsvertretern war vor den Leaks öffentlich bekannt. Einflussreiche Personen sollen mit wertvollen finanziellen Beteiligungen gelockt worden sein. Wissenschaftler erhielten Zahlungen für Forschung, die Vorteile von Ubers Geschäftsmodell zeigten.
Zum Teil wurde aber auch bewusst gegen Regulierungen verstoßen. So wurde intern kommuniziert: "Sometimes we have problems because, well, we’re just fucking illegal." Um juristischer Verfolgung zu entgehen, soll es zum Teil einen "kill switch" gegeben haben. Im Fall von Durchsuchungen sollte die IT-Abteilung den Zugriff auf das Hauptdatensystem kappen. Das wurde laut dem Leak in mindestens zwölf Fällen in einer Reihe europäischer Länder und in Indien auch so praktiziert.
Beachtlich ist auch, wie Kalanick Bedenken von Verantwortlichen zerstreute, dass Uber-Fahrer bei Protesten in Frankreich von Taxi-Fahrern angegriffen werden könnten. Er meinte dazu laut The Guardian: "I think it’s worth it, Violence guarantee[s] success." Der Erfolg des Unternehmens wäre demnach über die körperliche Unversehrtheit der eigenen Fahrer gestellt worden. Auch in anderen Ländern soll es gezielte Strategie gewesen sein, auf Vorteile durch eskalierende Konflikte zu setzen. Massive Angriffe auf niederländische Uber-Fahrer durch maskierte Personen wurden so genutzt, um bei der niederländischen Regierung auf Zugeständnisse hinzuarbeiten.
Insgesamt scheinen die Uber files auf beispielhafte Weise zu zeigen, wie sich das junge Tech-Unternehmen mit aller Macht und teils fragwürdigen Mitteln zu etablieren suchte. Dabei erlauben sie einen seltenen Blick hinter die Kulissen eines solchen Unternehmens. Laut The Guardian werden in den nächsten Tagen noch zahlreiche große Medien eine Serie von Artikeln über die Uber files veröffentlichen.