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Ungereimtheiten beim Händler und eine mögliche Lösung

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Ungereimtheiten beim Händler und eine mögliche Lösung
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Nun schon seit einigen Wochen köchelt die Gerüchteküche rund um mögliche finanzielle Probleme beim Online-Händler Mindfactory und hinterlässt vor allem verunsicherte Kunden. Anfang März zeichnete sich ab, dass Mindfactory in größeren Schwierigkeiten stecken und bald einen Insolvenzantrag stellen könnte. Bisher ist dies jedoch nicht geschehen, und bislang haben wir auf eine entsprechende News dazu verzichtet – aus mehreren Gründen:

Natürlich sind auch wir bestrebt, unseren Lesern solche Informationen nicht vorzuenthalten, doch sie müssen belastbar sein – was sie im Grunde noch immer nicht sind. Mindfactory hat sich auf unsere Nachfragen bisher nicht offiziell geäußert, und eine Insolvenzbekanntmachung liegt ebenfalls nicht vor. Andererseits kann eine solche Meldung ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen in Schwierigkeiten bringen, denn wenn das Vertrauen der Käufer erst einmal schwindet, gehen die Bestellungen zurück. Die Auswirkungen negativer Berichterstattung können enorm sein.

Dass beim Online-Händler einiges im Argen liegt, ist jedoch offensichtlich. Das Produktangebot unterlag in den vergangenen Wochen großen Schwankungen und ist insgesamt deutlich zurückgegangen. Neue Prozessoren und Grafikkarten gab es nicht oder nur verzögert und in geringen Stückzahlen. Dabei sollte das Geschäft insbesondere mit Grafikkarten boomen, und Händler dürften durch die Preisaufschläge eigentlich profitieren.

Am 18. März erfolgte dann überraschend eine Umstellung des Shopsystems. Dies führte laut Mindfactory zu Verzögerungen bei der Bearbeitung von Bestellungen und Retouren. Problematisch ist hierbei jedoch, dass aktive Retouren, die mit einem alten Benutzerkonto eingereicht wurden, auf einem neuen Benutzerkonto nicht mehr auftauchten.

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- so die Meldung an Nutzer, die sich anmelden wollten

Neben der Umstellung des Shopsystems und notwendigen Neuanmeldung scheint Mindfactory aktuell lediglich Vorkasse und PayPal als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Kreditkarten oder andere Zahlungsmittel werden nicht mehr akzeptiert.

Was genau Mindfactory zu diesem Schritt bewogen hat und was tatsächlich beim Online-Händler los ist, bleibt weiterhin unklar. In unserem Forum berichten jedoch einige Nutzer, dass sie beispielsweise eine GeForce RTX 5090 bei Mindfactory gekauft, zurückgeschickt und seit Wochen auf ihre Rückerstattung warten.

Womöglich wurde ein Investor gefunden

Die vor allem aus einer Quelle stammende Meldung zu einer möglichen baldigen Insolvenz von Mindfactory hat sich bisher nicht bewahrheitet. Ein möglicher Grund wird in den neuesten Gerüchten beschrieben, nach denen Mindfactory einen Investor gefunden habe, der frisches Geld mit einbringen könnte. Darüber berichten die Kollegen von heise Online. Demnach soll die Wortmann AG bei Mindfactory einsteigen, die bereits 49 % beim B2B-Händler Kosatec hält und demnach ihr Portfolio auf das Endkundengeschäft erweitern könnte.

Nach wie vor bleibt jedoch unklar, welche konkreten Ursachen hinter den Problemen bei Mindfactory stehen – sei es das reduzierte Produktangebot, der Neustart des Shopsystems oder die stockende Kommunikation mit den Kunden. Oft wird über Steuer-Ungereimtheiten und kurzfristige Millionen-Nachzahlungen spekuliert. Offizielle Aussagen dazu gibt es bislang nicht.

1996 wurde Mindfactory als Hardware- und Softwarevertrieb gegründet. Bereits 2000 erfolgte eine Umfirmierung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft. 2024 wurde eine Rückumwandlung in eine GmbH durchgeführt. Die genauen Gründe dahinter sind unklar.

Neben dem Online-Angebot existierte bis zur COVID-19-Pandemie ein Ladengeschäft am Unternehmenssitz in Wilhelmshaven. Aufgrund der Pandemie wurde dieses jedoch geschlossen, da kein neuer Konzessionär für die Geschäftsführung gefunden werden konnte. 

Update: Sanierungsprozess via Eigenverwaltungsverfahren

Über PR-Agentur möller pr veröffentlichte Mindfactory folgendes Statement und spricht darin davon, dass man Ende Februar ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet hat. Hinsichtlich des Betriebs und der Verfügbarkeit des Online-Shops will Mindfactory wieder den gewohnten Umfang bieten. Auch Rücksendungen und andere Servicefälle sollen wieder normal bearbeitet werden. In wie weit es hier noch Rückstände gibt, die nun zunächst abgearbeitet werden müssen, bleibt abzuwarten.

Bei Mindfactory läuft’s wieder rund

Wilhelmshaven, 24. März 2025 – Nur wenige Tage nach Einleitung des Sanierungsprozesses ist Deutschlands führender Gaming-Händler „Mindfactory“ zur Normalität zurückgekehrt. Der Online-Shop ist wie gewohnt geöffnet, die Kunden können zunehmend aus dem vollen Sortiment schöpfen.

Die Wilhelmshavener Mindfactory GmbH hatte Ende Februar ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet, um ihre Finanzierung neu zu ordnen. Wie immer in solchen Fällen, benötigt ein Unternehmen einige Tage, um die nötigen organisatorischen Maßnahmen umzusetzen. Diese sind nun abgeschlossen. Die Lieferanten von Mindfactory haben die Lieferungen wieder aufgenommen, und das ohne Vorkasse. Die gewähren Mindfactory sogar einen Preisnachlass, um die eingeleitete Sanierung zu unterstützen.

„Dieses Zugeständnis der Lieferantin ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Rüdiger Weiß von der Kanzlei WallnerWeiß, der als sogenannter Sachwalter das Eigenverwaltungsverfahren begleitet. „Dies zeigt, dass die Lieferanten fest an die Zukunft von Mindfactory glauben und die Zusammenarbeit langfristig fortsetzen wollen.“

Neben dem Verkauf ist nun auch das Service-Geschäft zur Normalität zurückgekehrt. Rücksendungen und andere Servicefälle werden wieder ganz normal bearbeitet. Auch die seit Beginn des Eigenverwaltungsverfahrens noch nicht bearbeiteten Fälle werden nun nach und nach bearbeitet und abgeschlossen.

Durch die Einigung mit den Lieferanten können die Mindfactory-Kunden in Kürze wieder aus dem vollständigen Sortiment wählen. „Zudem bleibt die Möglichkeit bestehen, die bestellten Artikel über PayPal zu bezahlen, sodass die Kunden auch weiterhin vollen Käuferschutz genießen“, ergänzte Peter Brauer, der für die Dauer der Eigenverwaltung als sogenannter Sanierungsgeschäftsführer die Neuaufstellung des Unternehmens steuert. Außerdem wurden die Sanierungsexperten Nicole Jedrol und Dr. Sebastian Braun (Kanzlei Reinhart Kober Großkinsky Braun) als Generalbevollmächtigte eingesetzt. Beide unterstützen die Geschäftsführung während der Eigenverwaltung.

Ein Eigenverwaltungsverfahren bietet Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um notwendige Restrukturierungsmaßnahmen bei laufendem Geschäftsbetrieb schnell und wirksam umzusetzen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt und steuert die Restrukturierung selbst. Dabei kann sie auf eine Reihe von Instrumenten zurückgreifen, die außerhalb eines solchen Verfahrens nicht zur Verfügung stehen. So können z.B. Verträge leichter gekündigt und notwendige Restrukturierungsmaßnahmen besonders schnell und effektiv umgesetzt werden. Das Verfahren steht nur Unternehmen offen, die ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten frühzeitig angehen, und bei denen genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides ist bei der Mindfactory GmbH der Fall.

- so das Statement von Mindfactory
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