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Der Schlingerkurs der USA in Sachen Zölle geht weiter, denn offenbar ist die Aussetzung der Zölle auf chinesische Elektronikprodukte wie Smartphones und Notebooks nur aufgeschoben und nicht aufgehoben, wie der Handelsminister Howard Lutnick in einem Interview in der ABC-Sendung This Week durchblicken lies. Demnach plant die US-Regierung unter Präsident Donald Trump tatsächlich neue Einfuhrzölle auf in China gefertigte Smartphones, Notebooks und andere Elektronikgeräte.
Laut Handelsminister Howard Lutnick sollen die neuen Abgaben innerhalb der nächsten ein bis zwei Monate in Kraft treten. Ziel ist es, unter anderem Apple dazu zu bewegen, die Produktion von Geräten wie dem iPhone wieder in die Vereinigten Staaten zu verlagern. Noch sind die Produkte dieser Kategorie von den am 9. April verkündeten Sonderzöllen ausgenommen. Trump bekräftigte jedoch seine Haltung auf seiner Plattform Truth Social, indem er betonte, dass insbesondere China wegen unfairer Handelspraktiken nicht verschont bleiben dürfe.
Sollten beispielsweise iPhones künftig mit Zöllen belegt werden, dürfte dies sowohl für Apple als auch für Verbraucher spürbare Konsequenzen haben. Ein Großteil der iPhones wird in China gefertigt, und eine Verlagerung der Fertigung in die USA wäre mit enormen Herausforderungen verbunden. Experten gehen davon aus, dass die Produktionskosten eines iPhones in den USA bei etwa 2.000 bis 2.400 US-Dollar lägen. Unter Berücksichtigung der üblichen Apple-Gewinnmarge von rund 46 Prozent würden sich daraus Verkaufspreise von bis zu 3.500 US-Dollar ergeben. Der Preisanstieg resultiert nicht allein aus den höheren Löhnen für US-Arbeiter, die im Schnitt dreimal mehr verdienen als ihre chinesischen Kollegen, sondern vor allem aus dem Fehlen der nötigen Infrastruktur und qualifizierter Arbeitskräfte für die Großserienproduktion von Mikroelektronik in den Vereinigten Staaten, wie die Kollegen von Golem durchgerechnet haben.
Ein weiteres Hindernis stellt die hochgradig komplexe und international vernetzte Lieferkette dar, aus der Apple, aber auch viele weitere Hersteller, seine Bauteile bezieht. So sind allein an der Herstellung eines iPhones über 40 Länder beteiligt. Diese Struktur kurzfristig neu zu organisieren gilt als kaum umsetzbar. In der Konsequenz wäre es aus betriebswirtschaftlicher Sicht für Apple daher sogar günstiger, die anfallenden Zölle einfach auf die Produkte umzulegen, statt die Produktion in die USA zu verlagern. Je nach Höhe der Sonderzölle könnte sich ein iPhone für US-Konsumenten damit um etwa 700 bis 1.400 US-Dollar verteuern.
Nüchtern betrachtet muss man konstatieren, dass die Entscheidungen der Trump-Regierung nicht nur geopolitische Spannungen verschärfen, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Preisgestaltung und Marktverfügbarkeit von High-End-Elektronikprodukten in den Vereinigten Staaten haben könnten.