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Ich bin Thunderbolt-Nutzer der ersten Stunde - Als Apple Anfang 2011 das MacBook Pro mit eigenem Mini-DisplayPort vorstellte, der neben dem Monitor-Anschluss eben auch für Thunderbolt verwendet werden konnte, dauerte es nicht lange, bis auch die erste Thunderbolt-Hardware bei mir eintrudelte. Damals musste Thunderbolt vor allem gegen das Hochpreis-Image ankämpfen und an dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert. Warum ist das so und wie könnte Thunderbolt noch den Weg in den Massenmarkt schaffen?
Aus technischer Sicht ist Thunderbolt sicher genau das, was sich die Nutzer wünschen. Eine Schnittstelle, über die theoretisch sämtliche Protokolle übertragen werden können, da sie direkt am PCI-Express-Interface hängt. USB, SATA, HDMI, DisplayPort, SAS, SDI - all diese untereinander nicht kompatiblen Schnittstellen soll und kann Thunderbolt ablösen. Beim Stecker fiel die Wahl auf Mini-DisplayPort, da sich nur so eine kompatibilität als Display-Ausgang bewerkstelligen ließ, ohne bereits hier mit Adapter arbeiten zu müssen. Intel steigerte den Durchsatz der Thunderschnittstelle sukzessive von 10 GBit auf 20 GBit pro Sekunde und für die dritte Generation sind sogar schon 40 GBit pro Sekunde sowie die Übertragung von bis zu 100 Watt an elektrischer Leistung vorgesehen.
Doch die versprochene Vergünstigungen von Controllern, Kabeln und der Hardware als solches sind bisher nicht eingetreten. Zwar liegen die anfangs überteuerten Kupfer-Kabel für Thunderbolt inzwischen dem meisten Thunderbolt-Zubehör bei, doch das Preisniveau für alles was mit Thunderbolt zu tun hat, ist weiterhin hoch. Irgendwie hat mich das aber nicht davon abgehalten mein Thunderbolt-Ökosystem weiter auszubauen. Zu gut gefallen haben mir die einfache Möglichkeit, eine komplette Kette (Daisy Chain) an verschiedene Geräte anzuschließen, die mit meinen Bedürfnissen wachsen konnte und auch die Geschwindigkeit lag und liegt noch immer weit über dem, was NAS-Systeme mit USB liefern können.
Doch eine entscheidende Einschränkung hatte Thunderbolt über eine lange Zeit für mich. Die maximale Länge für eine solche Verbindung lag bei zwei Meter. Dies ist durch physikalische Eigenschaften bei der Übertragung über einen Kupferleiter begründet. Doch Thunderbolt hatte einen Trumpf in der Hinterhand und das ist die Möglichkeit auch Lichtwellenleiter zur Übertragung einzusetzen. In Sachen Bandbreite unterscheiden sich beide Übertragungssysteme nicht, für Thunderbolt der ersten Generation sprechen wir noch immer von 10 GBit pro Sekunde und beim aktuellen Thunderbolt 2 von 20 GBit pro Sekunde. Dafür aber ist die Kabellänge nicht auf besagte zwei Meter beschränkt, sondern kann theoretisch sogar mehrere hundert Meter betragen. Im Handel angeboten werden aktuell Kabellängen von 5,5, 10, 30 und 60 Metern.
Corning ist derzeit der einzige Hersteller, der seine Kabel anbietet und entsprechend von Intel und Apple zertifiziert. Viele werden Corning als Unternehmen kennen, das besonders kratzfest und stabile Gläser für Smartphone- und Tablet-Dispalys herstellt. Für professionelle Hardware ist Corning aber schon seit geraumer Zeit den meisten Nutzern ein Begriff - so auch nun für die optischen Thunderbolt-Kabel.
Von Außen sind am Kabel und Stecker nur wenige Unterschiede zu sehen. Oben ist das klassische Thunderbolt-Kabel auf Basis von Kupferleitern zu sehen, unten das Kabel mit Lichtwellenleiter. Der Stecker des optischen Kabels ist etwas länger, dafür ist das Kabel deutlich dünner und flexibler. Das paradoxe an dieser Stelle ist, dass die optischen Kabel sogar mechanisch stabiler sind, als die kupferbasierten Kabel. Aus der Vergangenheit besteht noch das Bild der sehr empfindlichen optischen Übertragungstechniken, die keine engen Biegeradien oder sonstiger Belastung standhalten. Für die optischen Thunderbolt-Kabel gilt dies nicht mehr.
Sie lassen sich sogar enger und besser biegen, als die kupferbasierten Kabel und zudem kann auch der Bürostuhl mal darüber rollen, ohne dass das Kabel gleich einen Defekt aufweist. Wer ein Thunderbolt-Kabel im Zusammenspiel mit einer externen SSD im täglichen Einsatz hat, wird sicher schon das ein oder andere defekte Kabel erlebt haben. Denn gerade der Übergang zwischen Stecker und Kabel scheint beim Aufwickeln des Kabels gerne einmal einen teilweisen Kabelbruch zu erleiden, der dann dazu führt, dass das Kabel nicht mehr verwendet werden kann, da die Thunderbolt-Hardware nicht mehr erkannt wird.
Die weniger anfälligen optischen Kabel wären auch für geringere Kabellängen interessant - gerade wenn 0,5 Meter mal schnell im Rucksack verschwinden sollen. Die weniger steifen optischen Kabel lassen sich auch besser auf dem Schreibtisch oder wo auch immer der Arbeitsplatz gerade aufgebaut wird, organisieren.
Neben der mechanischen Robustheit spielt aber auch die Länge bei den optischen Thunderbolt-Kabel eine entscheidende Rolle. Wer möchte schon das RAID aus vier oder sechs Festplatten direkt neben sich auf dem Schreibtisch arbeiten haben? Die Möglichkeit am Schreibtisch zu sitzen und das RAID etwas weiter weg in einer Ecke zu betreiben, ohne dabei auf die Vorteile von Thunderbolt verzichten zu müssen, hat etwas für sich.
Von der Nische in die Nische?
Doch die Überschrift des Artikel lautet "Thunderbolt" auf dem Weg von der Nische in die Nische" und das aus gutem Grund. Seit der Veröffentlichung der ersten Thunderbolt-Hardware haftet an ihr der Makel einer überteuerten Technologie und das nicht ohne Grund. Vergleicht man externe Speicherlösungen mit Thunderbolt und USB oder eSATA, so sind preisliche Nachteile der mit Thunderbolt-Schnittstelle versorgten Modelle nicht von der Hand zu weisen. Da bei Neuanschaffung der Preis im Vordergrund steht und erst dann die technischen Details genauer betrachtet werden, können die Vorteile von Thunderbolt häufig nichts gegen den teuren Preis auswirken. Dies gilt im Consumer- und semiprofessionellen Bereich noch mehr, als dort wo eigentlich die Leistung im Vordergrund stehen sollte.
Seit Jahren verspricht Intel günstigere Controller, welche die Hardware, in der sie verbaut werden, ebenfalls vergünstigen soll. Bisher ist davon aber noch wenig zu sehen und im Verlaufe des Jahres 2015 wird bereits die dritte Generation von Thunderbolt und den dazugehörigen Controller-Chips erwartet.
Auf Seiten der Kabel hat sich zumindest ein klein wenig getan. Die kupferbasierten Kabel sind inzwischen auf einem erträglichen Niveau gelandet und kosten für 0,5 Meter 29 Euro und für 2 Meter 39 Euro. Noch etwas anders sieht dies bei den optischen Thunderbolt-Kabel aus. So kosten 5,5 Meter bereits 179 Euro und sind somit teurer, als so mancher bereits ist überhaupt für eine externe Speicher-Hardware auszugeben. Eben diese Version stand uns zur Verfügung und verrichtete ihren Dienst an einem LaCie 2big, die mit zwei schnelldrehenden Festplatten bestückt und auf oder direkt am Schreibtisch damit schnell wenig erträglich wird. Mit fünf Metern Abstand konnte sie aber dort abgestellt werden, so Drucker, NAS, DSL-Router ohnehin für eine gewisse Geräuschkulisse und Wärmeentwicklung sorgen.
Schon deutlich extremer sind Anwendungsfall und Preis für größere Kabellängen. So kosten 10 Meter optisches Thunderbolt Kabel schon 299 Euro. Für 30 Meter werden schon satte 659 Euro fällig und wer gar 60 Meter benötigt, muss einen vierstellligen Betrag (1.299 Euro) einplanen.
Solche Extremfälle für ein Thunderbolt-Kabel mit einer Länge von 60 Metern sind rar gesäht und werden immer eine Nische bleiben, soviel ist klar. Thunderbolt hat jedoch nur noch eine Möglichkeit den Platz in der Nische zu verlassen und dieser Weg führt über günstigere Hardware. Dies gilt für Speicher-Medien (SSDs und RAID-Systeme) ebenso wie für Docks und weitere Komponenten. Spezielle Audio- und Video-Hardware mit Thunderbolt-Interface wird ebenso ein Spezialfall bleiben, wie Kabellängen von zehn Metern und mehr. In diesem Segment lassen sich auch höhere Preise begründen. Soll Thunderbolt aber auch beim Endverbraucher eine wichtigere Rolle spielen, so müssen auch die Preise weiter fallen und in diese Forderung mit eingeschlossen werden müssen explizit auch die dazugehörigen Kabel.
Ein Kommentar von Andreas Schilling.