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Smartwatch zum Schummeln

Unis und Schulen werden hellhörig

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Unis und Schulen werden hellhörig
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In Prüfungen an der Universität kennen Studenten die Durchsagen: „Bitte alle Mobiltelefone abseits des Platzes aufbewahren und ausschalten.“ Ein Schelm, wer nun denkt, dass eine Smartwatch oder andere Wearables damit einen Freifahrtschein erhalten. Dem ist natürlich nicht so und in einigen Klausuren erfolgt bereits seitens technikaffiner Prüfer der Nachsatz: „Auch Smartwatches und andere technische Geräte, bewahren sie bitte nicht am Platz auf und schalten sie aus.“ Tatsächlich hat das Studentenmagazin Unicum Studenten zu Wearables befragt und festgestellt, dass zumindest die Bereitschaft mit einer Smartwatch zu Schummeln gegeben ist. In der Praxis scheint das laut Professoren aber noch selten zu sein: „Konkrete Täuschungsversuche sind mir bisher nicht zur Kenntnis gekommen. Befürchtet werden sie aber schon, seit diese 'Verlängerungen' der Mobiltelefone weite Verbreitung gefunden haben", sagt Professor Oliver Baumann, Prüfungsausschussvorsitzender des hochschulübergreifenden Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der HAW Hamburg, der Universität Hamburg sowie der TU Hamburg Harburg. Die Mehrheit der Studenten, die notorisch knapper bei Kasse sind als Berufstätige, dürfte jedoch auch noch gar keine Smartwatch besitzen.

In Prüfungsordnungen sind die Wearables bisher nicht explizit genannt, dürften aber generell unter den Passus für „unerlaubte Hilfsmittel“ fallen. Auch wenn die Prüfer somit Smartwatches und Wearables in ihren Hinweisen vor Klausuren nicht explizit erwähnen, dürfte das Vorfinden eines derartigen Gadgets beim Prüfling wohl zu einem Fehlversuch führen. Schwierig dürfte für die Aufsichtsführenden jedoch sein die smarten Uhren überhaupt als solche zu identifizieren. Viele Produkte ähneln auf den ersten Blick normalen Armbanduhren. Gerade bei Klausuren mit Hunderten von Teilnehmern in größeren Hörsälen, dürfte die Kontrolle neue Herausforderungen bedeuten. Es dürfte schwierig sein, jeweils zu erkennen, ob ein Student nur die Uhrzeit abliest oder möglicherweise an einer Smartwatch Inhalte aus dem Web abruft bzw. Notizen durchkämmt.

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Vorgeprescht ist deswegen die LMU München: Dort sind in den Studiengängen BWL und VWL seit April 2015 Armbanduhren grundsätzlich während der Prüfung untersagt. Stattdessen stehen im Raum ausreichend Uhren, um die Uhrzeit im Blick zu behalten. In anderen Ländern geht man sogar noch weiter: In China etwa sind die Gelände der Hochschulen in den Prüfungsphasen gar gegen Mobilfunksignale abgeschirmt. In Deutschland handelt immerhin die Hochschule Fulda ähnlich und erfasst über Sensoren Kommunikationssignale während der Klausuren. Tatsächlich gibt es sogar umgekehrt Hersteller, die sich auf spezielle Spicker-Smartwatches spezialisiert haben und sie gezielt für Schüler und Studenten bewerben. Die Gadgets sind mittlerweile gewieft: Die Displays arbeiten mit polarisiertem Licht, sodass man die Anzeige erst ablesen kann, wenn man einen Filter nutzt. Jenen liefert der Hersteller in Form einer Brille mit. Der Schummelnde kann also während des Tragens der Brille das Display ablesen, während ein Prüfer nur eine normale Uhrzeit erkennen würde.

Laut Unicum-Umfrage besitzen aber derzeit nur 21 % der befragten Studenten eine Smartwatch – von jenen würden immerhin 28 % die Smartwatch gegebenenfalls auch zum Spicken einsetzen. Aufgrund der stärkeren Aufmerksamkeit der Universitäten, dürfte das aber bestenfalls noch mittelfristig möglich sein.

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