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Der morgige Dienstag wird ein besonderer Tag sein. Nicht nur, dass mit Apple und Nokia gleich zwei Schwergewichte neue Produkte vorstellen wollen, für die Finnen dürfte es vorerst das letzte mal sein, dass sie der Öffentlichkeit Neuheiten zeigen. Denn mit der Übernahme durch Microsoft, die noch nicht endgültig vollzogen ist, verkommt der ehemalige Weltmarktführer zu einem vergleichsweise unbedeutendem Unternehmen der IT-Branche. Zwar ist man auch danach noch ein wichtiger Ansprechpartner in Sachen Navigation und Karten, für viel Aufsehen dürfte man damit aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sorgen. Anders also als morgen.
Lumia 1520 und Lumia 2520
Denn wenn die Gerüchte stimmen, wird Nokia gleich vier Lumia-Neuheiten zeigen. Den Titel Highlight dürften sich dabei gleich zwei Geräte teilen, denn mit dem Lumia 1520 und dem Lumia 2520 sollen zwei verschiedene Bereiche bedient werden. Ersteres rundet die Modellpalette oberhalb des Lumia 1020 ab, letzteres stellt den Einstieg in den Windows-Tablet-Markt dar. Das Lumia 1520 soll dabei ein 6 Zoll großes Display mit Full-HD-Auflösung erhalten und von einem Snapdragon 800 angetrieben werden. Im Gehäuse stecken zudem eine 20-Megapixel-Kamera, 2 GB RAM sowie 32 GB interner Speicher. Wichtig ist aber nicht nur die Hard-, sondern auch die Software. Denn hier soll erstmals Windows Phone 8 GDR3 zum Einsatz kommen, angesichts der Bildschirmauflösung und des Quad-Core-SoCs zwangsweise.
[figure image=images/stories/newsbilder/aschilling/2013/evleaks-lumia-1520.png]Nokia Lumia 1520 mit Treasure Tag[/figure]
Sehr ähnlich klingen die kolportierten technischen Daten des Lumia 2520. Auch hier ist die Rede von einem Snapdragon 800, 2 GB Arbeitsspeicher sowie 32 GB internem Speicher. Tablet-typisch misst das Display in der Diagonalen aber 10,1 Zoll, mit 1.920 x 1.080 Pixeln bleibt die Auflösung aber identisch. Zu den weiteren Eckdaten gehören ein LTE-taugliches Mobilfunkmodem, ein Kamerasensor mit 6,7 Megapixeln sowie Windows RT 8.1. Rein optisch soll das Tablet problemlos als Mitglied der Lumia-Familie zu identifizieren sein.
Lumia 525, Lumia 1320 und Nokia Guru
Ebenfalls erwartet werden das Lumia 525 und 1320. Technisch werden beide wohl weniger spektakulär ausfallen, das erstgenannte Smartphone ist lediglich ein Refresh des erfolgreichen Lumia 520, das letztgenannte soll den preiswerten Einstieg in große Mittelklasse darstellen. Dementsprechend rechnen Beobachter mit einem Display der 5-Zoll-Marke in Kombination mit weitaus weniger leistungsstarken Komponenten als beim Lumia 1020. Aber auch verschiedene neue Asha-Modelle sind im Gespräch, ebenso ein Pendant zum iPod shuffle, der auf den Namen „Guru“ hören soll. Dieser soll als einfach zu bedienender MP3-Player auf den Markt kommen und per NFC Kontakt zu Smartphones und Co. aufnehmen.
[figure image=images/stories/newsbilder/aschilling/2013/evleaks-nokia-guru.png]Nokia Guru[/figure]
Erfolg als Problem
Bewahrheiten sich die Spekulationen, dürfte es ein durchaus interessanter Abend werden. Allerdings dürften Branchenkenner ihre Blicke gleichzeitig auch nach Taiwan, China und Südkorea richten. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich der ein oder andere aktuelle Anbieter von Windows-Phone-Smartphones verabschieden wird, dürfte weiter steigen. Die entscheidenden Sätze hat dabei ausgerechnet HTC-Chef Peter Chou von sich gegeben. So seien die bisherigen eigenen Verkaufszahlen von Geräten mit Windows Phone „sehr klein“. Bevor man ein neues Modell auf den Markt bringt, müsse man diesen erst einmal sondieren.
Damit zielt er auf die außergewöhnliche Rolle, die Nokia in der Windows-Phone-Welt spielt. Erst vor wenigen Tagen machte eine Statistik die Runde, laut derer beinahe 90 Prozent aller genutzten Windows-Phone-Smartphones das Nokia-Logo tragen. Den restlichen Markt teilen sich HTC mit rund 7 sowie Samsung mit knapp 2 und Huawei mit rund 1 Prozent. Dabei dürften sich die drei Konkurrenten der Finnen die Probleme selbst zuzuschreiben haben. Denn der hohe Marktanteil der Skandinavier ist vor allem in breiten Produktpalette begründet, die vom Einstiegsgerät für 100 Euro bis hin zum Topmodell für 500 Euro und mehr alles abdeckt. HTC hingegen kommt aktuell auf gerade einmal zwei, Huawei auf zwei Modelle; Samsung bietet gar nur eins an. Dabei kann Nokia allein mit den Geräten der Einstiegs- und Mittelklasse beinahe 50 Prozent des Marktes für sich allein beanspruchen, die Konkurrenz hat es entsprechend schwer, hier noch Fuss zu fassen. Denn die Preise, für ein Lumia 520 oder 620 verlangt werden, kann man kaum unterbieten, ohne die Technik noch weiter zu beschneiden.
Doch der Erfolg Nokias könnte für Microsoft ein ernstes Problem werden. Springt nur einer der drei weiteren Spieler ab, stünde Microsoft nach Marktanteilen plötzlich allein auf weiter Flur, die Gefahr weiterer Abschiede stiege. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man Funktionen oder Programme für die eigenen Geräte reserviert, ist nicht gering. Die Formel, die Nokia zurück auf die Erfolgsschiene gebracht hat, könnte sich so zum Bumerang entwickeln. Letztlich dürfte Microsoft so vor einem gewaltigen Problem stehen: Die Konkurrenz, die gleichzeitig Kunde ist, nicht vergraulen oder die eigenen Produkte so gut wie möglich machen?