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So weit auseinander wie zuletzt gingen die Meinungen zu einem Microsoft-Produkt selten. Denn wenige Wochen nach dem offiziellen Start von Windows 10 Mobile und den beiden ersten damit ausgestatteten Smartphones, dem Lumia 950 und Lumia 950 XL, schwanken die Noten zwischen ausreichend und gut. Dass das Unternehmen selbst auch eine Bewertung vorgenommen hat, verwundert zunächst nicht. Überraschenderweise äußert man sich jedoch sehr kritisch.
In einem Interview für Windows Weekly mit den bekannten Journalisten und Microsoft-Kennern Leo Laporte, Mary Jo Foley und Paul Thurrott erklärte der Marketing-Chef des Konzerns, Chris Capossela, dass die neue Plattform nicht gut genug sei, um Nutzer anderer Systeme zum Wechsel zu verleiten. Bis zu diesem Punkt müsse man noch einiges verändern, so die sehr offene Antwort. Gleichzeitig machte Capossela aber auch klar, dass es nicht unmöglich sei, wie die jüngere Vergangenheit zeige. Denn auch die ersten Surface-Modelle hätten nur wenig Begeisterung hervorgerufen, inzwischen hätte man jedoch aus den Fehlern gelernt und die Verbraucher von den Stärken überzeugt.
Bis dies auch bei den eigenen Smartphones der Fall sei, würde es aber noch dauern: „Wir brauchen Zeit, um das zu bauen.“
Dass so mancher Kollege daraus das fast schon legendäre Surface Phone ableitet, verwundert nicht. Einen eindeutigen Hinweis auf ein solches Gerät gibt es aber nach wie vor nicht. Zwar ist immer wieder die Rede davon, dass die Continuum-Funktion im Zusammenspiel mit einem x86-SoC ein enormer Vorteil für Windows 10 Mobile wäre, Microsoft selbst hat sich dahingehend aber nie geäußert oder in diese Richtung gehende Anspielungen gemacht.
Im Gegenteil: Was Capossela im weiteren Verlauf des Interviews verrät, deutet eher auf eine in absehbarer Zeit erfolgende Fertigstellung von Project Astoria hin. Dann wären App-Entwickler in der Lage, ihre Programme mit sehr geringem Aufwand auch für Windows 10 Mobile bereitzustellen. Die wohl größte Schwäche der Plattform wäre dann verschwunden, die auch der Marketing-Experte klar anspricht. „Es gibt zehn bis 15 Apps, die du einfach auf dem Smartphone haben musst“, so Capossela, der in diesem Zusammenhang unter anderem Snapchat und Instagram nennt.
Vor diesem Hintergrund wäre die sehr einfache Portierung von Android-Apps die wahrscheinlichere Wahl als der Einbau eines x86-SoCs, der am eigentlichen Problem nichts ändert. Zwar würde Continuum davon profitieren, die Zahl der Smartphone-tauglichen Applikationen bliebe hingegen die gleiche.