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Business as usual oder doch ein Neuanfang? Nach dem Desaster rund um das Galaxy Note 7 steht für Samsung viel auf dem Spiel. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue S-Generation, die nicht nur den erlittenen Vertrauensverlust wettmachen, sondern auch mit starker Konkurrenz mithalten muss. All das resultiert im Galaxy S8 und Galaxy S8+.
Von dem, was Samsung mit den beiden Smartphones liefert, dürfte niemand überrascht sein. Schon seit Tagen geisterten zahlreiche Details nebst Preise und Zubehör durchs Internet, am Ende hat sich nahezu alles als korrekt entpuppt. Das dürfte vor allem diejenigen enttäuschen, die einen weniger radikalen Generationswechsel erhofft haben. Tatsächlich aber darf das Galaxy S8 nebst Plus-Variante als echter Neustart bezeichnet werden.
18,5:9 dürfte für Probleme sorgen
Dafür sorgt allein schon das Display, das in der neuen Generation einen sehr großen Teil der Front einnimmt. Anders als noch beim Galaxy S7 wird auch das Standardmodell nun über gebogene Bildschirmränder verfügen, eine dedizierte edge-Variante gibt es nicht mehr. Gleichzeitig fällt die Diagonale größer aus: Das Galaxy S8 bringt es auf 5,8 Zoll, das Galaxy S8+ auf 6,2 Zoll. Dass das Gehäuse nicht im gleichen Verhältnis wächst, liegt an der sehr guten Platzausnutzung dank der sehr schmalen Display-Ränder oben und unten.
Doch all das hat Samsung nicht gereicht. Ähnlich wie beim LG G6 sind die Ecken an den Panels nun rund und nicht mehr eckig, zudem verzichtet man auf das etablierte 16:9-Format. Stattdessen müssen Nutzer und Entwickler sich mit 18,5:9 arrangieren. Der Grund hierfür dürfte der Kompromiss aus möglichst großem Display, aber gleichzeitig nicht zu breitem Gehäuse gewesen sein. Denn durch das neue Format hat der Bildschirm vor allem an Länge hinzugewonnen. Inwiefern sich das auf die Aufbewahrung in der Hosentasche auswirkt, bleibt abzuwarten – vor allem mit Blick auf das Galaxy S8+.
Entsprechend des neuen Formats musste auch die Auflösung angepasst werden. Aus 2.560 x 1.440 Pixeln sind 2.960 x 1.440 Pixel geworden, was in sehr scharfen 568 und 531 ppi (Galaxy S8/Galaxy S8+) resultiert. Dass hinter all dem ein Super-AMOLED-Panel steckt, überrascht nicht.
Die Ausstattung setzt kein Ausrufezeichen
Wenig gewagt hat Samsung bei SoC und der weiteren Ausstattung – fast wird der Eindruck erweckt, die Südkoreaner hätten beim Display ihr Pulver verschossen.
Zum Einsatz kommt der bereits Ende Februar vorgestellte Exynos 8895, den im eigenen Hause gefertigten Snapdragon 835 verwendet Samsung lediglich im US-Modell des Galaxy S8 und Galaxy S8+. Dabei handelt es sich um eine konsequente Weiterentwicklung des Exynos 8890. Wieder gibt es acht CPU-Kerne, nun aber je vier Exynos M2 und Cortex-A53. Die maximalen Taktraten liegen bei 2,3 und 1,7 GHz. Einen sehr großen Sprung dürfte man in puncto Grafikleistung gemacht haben. Denn die Mali-T880 MP12 musst ihrer Nachfolgerin Mali-G71 weichen – ob in der Ausführung MP18 oder MP20 ist noch unklar. Sicher ist aber, dass das Plus bei mindestens einem Viertel liegen wird. Gefertigt wird der SoC im 10-nm-LPE-Verfahren, was auf eine hohe Effizienz schließen lässt.
Überraschend ist, dass nur 4 GB Arbeitsspeicher verbaut werden. Über das Für und Wider höherer Kapazitäten wird kontrovers diskutiert. Angesichts der Tatsache, dass inzwischen selbst Mittelklasse-Smartphones über 4 GB RAM verfügen, wäre mehr zu erwarten gewesen. Ausreichend fällt hingegen der interne Speicher auf UFS-2.1-Basis aus, der 64 GB fasst. Reicht das nicht, kann per microSD-Karte nachgelegt werden.
Für die Datenübertragung stehen ein LTE-Modem mit Cat-16-Unterstützung, ac-WLAN, Bluetooth 4.2 und NFC bereit. Betont wird dabei insbesondere das WLAN-Modul, das dank der gewählten Antennenkonfiguration maximal ein Gbit/s erreichen soll – eine entsprechende Gegenstelle vorausgesetzt. Für Ladegerät und Datenkabel steht eine USB-Typ-C-Buchse bereit, Kopfhörer werden per 3,5-mm-Klinkenanschluss verbunden.
Neben den üblichen Sensoren für Lage, Beschleunigung und Ortung gibt es auch wie schon zuletzt beim Galaxy Note 7 gleich zwei für die Authentifizierung des Nutzers. Die Wahl besteht dabei zwischen Fingerabdrucksensor, der tatsächlich auf die Rückseite neben die Kamera gewandert ist, und Iris-Scanner auf der Front.
Keine Kamera-Experimente
Zuletzt lobte Samsung sich immer wieder selbst für die Qualität seiner Kameras, die in der Praxis zwar gut abschnitten, den Spitzenplatz aber nicht verteidigen konnten. Deshalb konnte vermutet werden, dass man auch in Südkorea auf den Dual-Zug aufspringt. Doch genau dies hat man nicht getan. Somit bleibt es bei einem traditionellen Aufbau mit je einem Sensor auf Vorder- und Rückseite. Letzterer bietet erneut 12 Megapixel und verfügt über Pixel mit einer Kantenlänge von 1,4 Mikrometern. Das sollte bei schlechten Lichtverhältnissen für gute Ergebnisse sorgen. Unterstützt wird er von einem optischen Bildstabilisator, einem Laser- und Phasenvergleichsfokus, einem LED-Blitz sowie einer Optik mit Blende f/1,7.
Auf der Front wurde die Auflösung hingegen erhöht, das Galaxy S8 und Galaxy S8+ bieten 8 Megapixel. Zur Kantenlänge gibt es bislang keine Angaben, vielversprechend ist aber der Einsatz eines Autofokus'. Der dürfte die Qualität von Fotos und Videos sichtbar verbessern. Und auch hier fällt die Optik lichtstark aus, die Blende wird ebenfalls mit f/1,7 angegeben.
Obwohl das Gehäuse komplett neu ist und aufgrund dessen das Design verändert werden musste, sind das Galaxy S8 und Galaxy S8+ auf den ersten Blick als Samsung-Smartphones zu erkennen. Dennoch gibt es gegenüber den Vorgängern klare Unterschiede.
Auf der Front fällt natürlich zunächst der fehlende Home-Button auf, aber auch das viel Fläche einnehmende Display sorgt für interessierte Blicke. Etwas weniger gelungen wirkt hingegen zunächst die Rückseite. Ist diese in der unteren Hälfte sehr schlicht gehalten, wirkt das obere Ende eher zerklüftet. Das liegt an der Dreierkombination bestehend aus LED-Blitz/Laser-Fokus, Kamera und Fingerabdrucksensor. Der Rahmen fällt wie schon bei früheren edge-Modellen sehr schmal aus.
Dennoch wirken beide Smartphones sehr stabil und hochwertig; letzteres liegt an den verwendeten Materialien Aluminium und Glas. Nicht minder auffällig ist die Größe, vor allem beim Galaxy S8. Mit 148,9 x 68,1 x 8,1 mm fällt es trotz nominell etwas größeren Displays kürzer und schmaler als HTCs U Ultra aus – vor allem ein Verdienst des ungewöhnlichen Bildschirmformats. Samsung hat aber nicht nur an die Größe gedacht. Denn auch ein gewisser Schutz (IP68) gegenüber Wasser und Schmutz ist wieder vorhanden.
Ausgeliefert werden Galaxy S8 und Galaxy S8+ bereits in den kommenden Wochen mitsamt Android 7 sowie TouchWiz, auf den Assistenten Bixby muss man in Deutschland zumindest vorerst noch verzichten. Wie gewohnt sollte der Geldbeutel gut gefüllt sein. Denn für das Galaxy S8 ruft Samsung unverbindliche 799 Euro auf, für das Galaxy S8+ verlangt man 899 Euro.