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In den vergangenen Jahren hat sich das Handy rasant weiterentwickelt, vor allem aufgrund der Fortschritte in der Mobilfunktechnik. Beschränkte sich der Funktionsumfang bis in die 90er weitestgehend noch aufs Telefonieren, liegt der Fokus seit der Jahrtausendwende vor allem auf dem mobilen Internet mit all seinen Möglichkeiten. Der nächste Sprung soll auch dank 5G für mehr Intelligenz sorgen - meint Qualcomm.
Einen klaren Zusammenhang zwischen dem LTE-Nachfolger und mehr Intelligenz sowie neuen Formen der mobilen Kommunikation gibt es auf den ersten Blick nicht. Deutlich wird der aber bei näherer Betrachtung. Schließlich soll 5G laut Qualcomm auch dafür sorgen, dass mehr und mehr Geräte vernetzt werden und Informationen liefern können. Die neue Mobilfunktechnik ist aber nur ein Baustein.
Ebenfalls eine große Rolle spielt die Leistungsfähigkeit der Hard- und Software. Immerhin sollen diese beiden Komponenten dann weitaus mehr Daten als bislang verarbeiten, gleichzeitig aber auch qualitativ bessere Ergebnisse als heute liefern. Der vergangene Woche vorgestellte Snapdragon 845 soll dabei einen ersten Ausblick gewähren. Dank deutlich gesteigerte KI-Leistung können beispielsweise biometrische Daten schneller ausgewertet und so ganz neue Anwendungsfälle erstellt werden. Das soll aber nur der Anfang sein.
Denn für Qualcomms Vision von mehr Autonomie im Verkehr, einer stärker vernetzten und dadurch effizienteren Infrastruktur wird noch sehr viel mehr Performance erforderlich sein. Immerhin geht das Unternehmen davon aus, dass viele Berechnungen auf dem Smartphone selbst durchgeführt werden. Nicht nur, weil es dabei oftmals um sicherheitsrelevante Daten geht, sondern auch aufgrund von Zeit. Schließlich spielt die Latenz in vielen Bereichen eine wichtige Rolle.
Zwar soll 5G hier deutliche Vorteile gegenüber LTE bieten, doch von Echtzeit ist man trotzdem noch ein gutes Stück entfernt. Die Latenz ist aber nur eines von zwei großen Problemen, die in Zukunft wichtiger als heute sein werden. Das andere heißt Energiebedarf. Denn für das Sammeln von immer mehr Informationen ist es unumgänglich, dass die entsprechenden Sensoren permanent arbeiten. Ein Beispiel der Gegenwart ist die Musikerkennung des Google Pixel 2 (Test).
KI auf dem Smartphone ist mit zwei Problemen verbunden
Hier standen die Entwickler vor der Frage, ob die Erkennung so komfortabel oder so sparsam wie möglich arbeiten soll. Letzteres hätte bedeutet, dass sie nur dann arbeitet, wenn der Nutzer den Titel und Interpreten wirklich wissen will. Das wäre hingegen mit einer höheren Latenz verbunden gewesen, schließlich hätte die Funktion erst gestartet werden und die Erkennung erfolgen müssen. Da man sich für den höchstmöglichen Komfort entschieden hat, musste die Energieeffizienz so hoch wie möglich ausfallen. In die gleiche Richtung geht Qualcomms Aqstic Voice UI. Hier sorgen Hard- und Software dafür, dass selbst in einem lauten Umfeld Schlüsselwörter erkannt werden und gleichzeitig die Erkennung des Nutzers anhand der Sprache erfolgt - nützlich für Sprachassistenten wie Google Assistant.
Künftige Systeme werden dementsprechend einerseits leistungsfähiger als heute sein, andererseits aber auch über noch spezialisierte Komponenten verfügen, um den Energiebedarf weiter zu reduzieren.
Eine höhere KI-Leistung ist aber auch aus einem ganz anderen Grund wichtig. Denn das Smartphone der Zukunft soll weitaus stärker als schon heute per Sprache bedient werden. Dafür ist es wichtig, dass die KI den jeweiligen Kontext erkennt und die richtigen Schlüsse zieht. Dinge, für die weitaus mehr Informationen benötigt werden, was die Anforderungen an die Performance und Effizienz erhöht - entsprechend schließt sich der Kreis.
Vieles wird allerdings nicht schlagartig anders funktionieren, der Übergang ist nach Meinung von Qualcomm eher mit mehreren kleinen Sprüngen verbunden.
NSA oder SA? LTE spielt noch lange eine Rolle
So geht das Unternehmen beispielsweise davon aus, dass der Mobilfunkpart der Zukunft zweigeteilt sein wird. Zunächst wird man vermutlich nicht ohne LTE als Basis auskommen, 5G dürfte vor allem auf Ballungsräume sowie einige Anwendungsfälle beschränkt bleiben. Die Rede ist dabei von der Non-Standalone-Option (NSA). Nutzer sollen dabei zwar von im Vergleich zu heute höheren Bandbreiten profitieren, vieles andere wäre jedoch auf bestimmte Regionen beschränkt.
Die zweite Option, der sogenannte Standalone-Fall (SA), dürfte weitestgehend hingegen erst in einigen Jahren der Fall sein. Hier soll die Kommunikation - Daten und Sprache - per 5G abgewickelt werden, LTE wird nur noch als Rückfallebene verwendet. Die Vernetzung wäre dann nicht mehr auf Ballungsräume beschränkt, auch in ländlichen Regionen wäre das Sammeln und Austauschen von Daten zwischen zahlreichen Geräten dann in einem viel größeren Maß möglich.
Ob als Schnittstelle zwischen Mensch und Umwelt dann verstärkt sogenannte Extended-Reality-Systeme zum Einsatz kommen und das Smartphone ein Stück weit verdrängen, ist die große Frage. Denn ob in fünf Jahren 50 Millionen oder 100 Millionen AR- und VR-Brillen, die Qualcomm als XR-Systeme (Extended Reality) bezeichnet, in Umlauf sind, kann niemand beantworten. Als sehr wahrscheinlich gilt jedoch, dass sie anders als heute mehr als nur eine Ergänzung im mobilen Leben sein sollen.