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Vorne oder hinten? Über die optimale Platzierung von Fingerabdrucksensoren wird hitzig diskutiert, vor allem bei Geräten mit schmalen Display-Rändern. Als Königsweg gilt der Einsatz direkt im Display, doch weder Apple noch Samsung gelang es bislang, eine praxistaugliche Lösung umzusetzen. Nun aber soll die Premiere unmittelbar bevorstehen - dank Synaptics und Vivo.
Möglich wird dies durch die Fertigstellung des Clear ID FS9500 genannten Sensors. Das weniger als 0,7 mm dünne Bauteil lässt sich im OLED-Display integrieren, Voraussetzung sind ein Seitenverhältnis von größer als 16:9 - beispielsweise 18:9 - sowie eine maximale Dicke von Panel und Glas von etwa 1,5 mm. Verbaut wird der Sensor direkt unterhalb des OLED-Panels, das wiederum für die notwendige Beleuchtung während der Erkennung sorgt. Probleme mit Darstellungsproblemen aufgrund des eingebetteten Sensors soll es nicht geben.
Die Erkennung selbst erfolgt laut Synaptics innerhalb von 0,7 s, womit die durchschnittliche Erkennungszeit von Apples Face ID und anderen Gesichtserkennungen in etwa halbiert wird. Im Vergleich zu bisher verbauten Fingerabdrucksensoren soll es keine Geschwindigkeitsnachteile geben. Auch, da die Erkennungsroutine ohne Verzögerung gestartet wird, sobald das Smartphone eine geplante Entsperrung erahnt. Hierfür nutzt Synaptics Beschleunigungsmesser und andere Sensoren des Smartphones. Den Energiebedarf während des Scannens beziffert das Unternehmen auf 80 mAh, hinzu kommt die Energie, die für die Beleuchtung des ensprechenden Display-Segments benötigt wird. Wie viel Helligkeit notwendig ist, verrät man nicht. Mögliche Spiegelungen, beispielsweise durch direktes Sonnenlicht, oder feuchte Finger sollen kein Problem für den FS9500 darstellen. Fingerabdruckattrappen sollen zuverlässig erkannt und entsprechend nicht für die Freigabe verwendet werden.
Die hierfür notwendige Software ist allerdings nicht Bestandteil des FS9500. Benötigt wird die Quantum Matcher genannte Lösung, die auch die gesamte Ansteuerung des Sensors sowie die Kommunikation mit dem Display übernimmt. Die Kommunikation zwischen Sensor und Quantum Matcher erfolgt auf Wunsch verschlüsselt auf Basis von TLS, ECC und AES; die Verschlüsselung erfolgt direkt im Sensor. Das, so Synaptics, soll das Überlisten schwer machen. Notwendig ist dieser Aufwand, da es sich beim FS9500 um einen CMOS-Sensor handelt, der - stark vereinfacht - lediglich ein Bild aufnimmt. Qualcomm setzt hingegen auf einen Ultraschallsensor, der auch den Puls messen kann und auf diesem Wege gefälschte Abdrücke erkennt. Auf welche Lösung Samsung setzen wird, ist noch unbekannt. Fest scheint lediglich zu stehen, dass der Sensor zwischen Panel und Glas verbaut wird.
Anhand eines Vorseriengeräts eines nicht näher genannten Vivo-Smartphones konnte Forbes sich von den Fähigkeiten überzeugen. Das Entsperren, so die Zusammenfassung, erfolgte schnell und zuverlässig, die Umsetzung entsprach allerdings noch nicht dem finalen Status. So musste das Entsperren mit der Standby-Taste eingeleitet werden, bei Seriengeräten soll dies nicht mehr notwendig sein.
Die Serienfertigung des Clear ID FS9500 soll bereits angelaufen sein, Partner sollen in den kommenden Wochen die ersten Lieferungen erhalten. Wann Vivo das entsprechende Smartphone vorstellen wird, ist noch nicht bekannt. Als wahrscheinlich gilt jedoch die CES, auf der Synaptics auch den Fingerabdrucksensor ausstellen will.
Dass Synaptics bei der Realisierung eines im Display integrierten Fingerabdrucksensors schneller als Qualcomm, Samsung und Apple ist, begründet Forbes mit der Erfahrung des Unternehmens. Durch die Spezialisierung auf Benutzerschnittstellen wie Touchpads und Touch-Controller verfügen die Kalifornier über die notwendige Erfahrung, so die Einschätzung.
Ebenfalls nur auf den ersten Blick überraschend ist die Wahl Vivos als ersten Partner. Der in Europa weitestgehend unbekannte Hersteller zählt zu den größten Smartphone-Anbietern der Welt, ist allerdings vor allem in China und Indien aktiv. Wie auch Oppo und OnePlus gehört Vivo zur BBK-Electronics-Gruppe.