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Einer der großen Vorteil von Android-Smartphones ist aus Sicht von Fans die Möglichkeit, das vom Hersteller ausgelieferte Software-Paket gegen ein Custom ROM zu tauschen. Voraussetzung hierfür ist allerdings unter anderem ein offener oder entsperrbarer Boatloader. Auch deshalb genoss Huawei einen guten Ruf in der Szene - zumindest bislang. Künftig wird es die Möglichkeit nicht mehr geben.
In der Vergangenheit war das Prozedere bei allen Huawei- und Honor-Smartphones einheitlich: Ab Werk war und ist der Bootloader gesperrt, über ein Formular konnte im Bedarfsfall aber einfach der benötigte Code zum Entsperren beantragt werden. Dies wird auch in den nächsten 59 Tagen noch möglich sein, anschließend sollen entsprechende Anfragen nicht mehr bearbeitet werden - faktisch kann der Boatloader dann nicht mehr entsperrt werden.
Offiziell wird dieser Schritt mit einer „besseren Nutzererfahrung" begründet, spekuliert wird aber über verschiedene andere Motive. So wird unter anderem vermutet, dass es zuletzt vermehrt Probleme mit Garantiefällen in Zusammenhang mit Smartphones mit geöffnetem Bootloader gegeben haben könnte, auch Interventionen von Providern werden als denkbare Ursache genannte. Denn über die bezogene Geräte sind teilweise mit angepasster Software bespielt, was wiederum die Auslieferung von Updates verzögert - mit entsperrtem Bootloader kann hingegen die unverfälschte respektive Branding-freie Software aufgespielt werden. Eher in den Bereich der Verschwörungstheorien dürfte die Vermutung gehören, dass die chinesische Regierung ihren Einfluss genutzt hat, damit über einen offenen Bootloader angeblich vorhandene Spionage-Tools nicht entfernt werden können.
Den tatsächlichen Grund kennt man auch bei XDA Developers nicht. Die Betreiber des Portals, die nicht zuletzt aufgrund des entsperrbaren Bootloaders vergleichsweise eng mit Huawei zusammenarbeiten, haben bislang keine weitere Stellungnahme erhalten, befinden sich nach eigenen Angaben aber im engen Austausch.
Wie ein gesperrter Bootloader für eine bessere Nutzererfahrung sorgen soll, ist nicht nachvollziehbar. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall. Denn durch die Möglichkeit, alternative ROMs aufspielen zu können, können Smartphone-Modelle, die vom Hersteller nicht mehr unterstützt werden, mit aktueller Software versorgt werden. Enthusiasten haben zudem die Möglichkeit, das System weitaus stärker an die eigenen Erfordernisse anzupassen. In der Vergangenheit gab es allerdings immer wieder Diskussionen rund um Garantie und offene Bootloader. Nach Ansicht verschiedener Hersteller sei nicht immer klar, ob so mögliche Veränderungen an der Software nicht zu einem Schaden geführt haben. Ein Grund, weshalb beispielsweise bei LG-Smartphones die Garantie beim Entsperren des Bootloaders erlischt.
Nutzer eines Huawei- oder Honor-Smartphones wie dem P20 Pro (Test) sollten entsprechend in den kommenden Wochen einen Entsperr-Code über die entsprechende Webseite beantragen. Dessen Einlösung ist auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich.