Sowohl im ersten Hands-On als auch in einem späteren Test des ROG Ally von ASUS war förmlich spürbar, wie die Software damit kämpft, die Leistung des Ryzen Z1 Extreme in FPS umzuwandeln. Während die CPU-Leistung einen hervorragenden Eindruck macht, scheint der Handheld es noch nicht zu schaffen, das Potential der integrierten RDNA-3-GPU umzuwandeln. Bereits mehrere BIOS-Versionen haben wir begleitet, für den Test die Version 317, nun ist die Version 319 erschienen, die viel Kritik einstecken musste – wir haben uns selbst ein Bild davon gemacht.
Schon während der ersten Tage mit dem ROG Ally fiel uns auf, dass wir kaum konsistente Benchmark-Ergebnisse erreichten. Bei mehreren Durchläufen streuten die Ergebnisse teilweise extrem und erst nach zwei bis drei BIOS/Firmware-Versionen stellte sich ein verlässlicheres Bild ein. Auf Basis der BIOS-Version 317 haben wir uns dann dazu entschieden, mit diesen Ergebnisse einen Test zu veröffentlichen und einige Werte gegen das Steam Deck zu stellen.
Aber wir konnten auch klar feststellen, dass ASUS noch an allen erdenklichen Stellschrauben dreht. Immer wieder wurde das Turbo-Profil von 25 auf 30 W und wieder zurück gestellt. Der Prozessor verbrauchte jedoch meist deutlich mehr und selbst das 9-W-Profil konnte nicht die Leistung abrufen, die man erwarten würde.
Über die bisher erfolgten Updates gab es also immer wieder zumindest unterschiedliche Bezeichnungen der Leistungsprofile. Mit dem BIOS 319 bietet ASUS 10, 15 und 30 W. Zuvor waren es auch mal 9, 15 und 30 W sowie 9, 15 und 25 W. Alleine daran sieht man, dass ASUS sich offenbar noch nicht ganz sicher ist, welche Einstellungen man nun final anbieten möchte.
Ganz offenkundig gibt es noch Probleme mit der SmartShift-Technologie. Sie soll es dem Prozessor ermöglichen, dynamisch das zur Verfügung stehende TDP-Potential zwischen CPU und GPU hin und her zu schieben.
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Im Cinebench R23 sehen wir einen deutlichen Rückgang der Multi-Threaded-Leistung über alle Leistungsprofile hinweg. Bei 30 W verliert der ROG Ally etwa 5 %, bei 15 W sind es sogar 8 %. Für das Leise-Profil mit 9, bzw. 10 W sehen wir hingegen keinerlei Unterschiede.
Für 30 W sind diese auch im Single-Threaded-Test gering, während wir bei 15 W mit dem neuen BIOS ein deutliches Plus von 7 % sehen. Bei 9 vs. 10 W mit BIOS 317 und 319 kommen wir sogar auf eine fast 13 % höhere Leistung.
Für den 3DMark konzentrieren wir uns auf die Leistung der integrierten GPU. Für 30 W im Night-Raid-Test sehen wir keinerlei Unterschied, bei 15 W sinkt die GPU-Leistung um fast 5 % und bei 9/10 W verdoppelt sie sich fast. Ganz ähnlich das Bild für den Fire-Strike-Test. Mit dem neuen BIOS gibt es zwischen 10 und 15 W kaum mehr einen Unterschied, weil die 10-W-Konfiguration wieder deutlich an Leistung gewinnt. Der Time-Spy-Test ist quasi eine Kopie dieses Ergebnisses.
Für Cyberpunk 2077 sehen wir dann wieder ein komplett anderes Bild. Hier fallen die FPS über alle drei Leistungsprofile höher aus. Bei 30 W ist das Plus weniger deutlich, für 15 und 9/10W allerdings mehr als eindeutig.
In F1 22 sehen wir dann wiederum ein geringes Minus bei 30 W, ein mehr als deutliches bei 15 W und kein wirkliches Profitieren bei 9/10 W.
Wir üblich, haben wir die Benchmarks mehrfach durchgeführt – auch weil die Ergebnisse keine Verlässlichkeit zu bieten scheinen. Aber über die zwei BIOS-Versionen und die Leistungsprofile sind die Ergebnisse eben so, wie sie sich für uns darstellen. Sie zeigen vor allem, dass beim ROG Ally offenbar vieles noch im Fluss ist. Käufer des Handhelds wird dies nicht freuen, denn augenscheinlich bekommen sie keine konsistente Leistung.
Wir werden die Weiterentwicklung über die kommenden BIOS-Versionen beobachten. ASUS ist sich dem Problem bewusst und arbeitet offenbar daran, die Probleme mit den Leistungsprofilen und dem grundsätzlichen Verhalten zu beseitigen.
4 oder 8 GB Grafikspeicher
Etwas, das wir bisher nicht beleuchtet haben (auch weil ein Bug in einer früheren BIOS/Firmware-Version dies verhinderte), ist der Leistungsunterschied in der Zuteilung des Grafikspeichers. Von den 16 GB an Arbeitsspeicher sind standardmäßig 4 GB der integrierten GPU zugeteilt. Nun sind 4 GB an Grafikspeicher aber vergleichsweise wenig – zumal wenn man sich die Diskussion rund um die 8 GB bei den Mittelklasse-Karten von AMD und NVIDIA anschaut.
Im Armor Crate kann der zugewiesene Arbeitsspeicher eingestellt werden. Weniger dürfte für die meisten Nutzer wenig Sinn machen. Wir haben dem Ryzen Z1 Extreme nun 8 GB zugewiesen und die Benchmarks im BIOS 319 mit dem größeren Grafikspeicher wiederholt.
Für den synthetischen 3DMark in den zwei Benchmarks sehen wir durch die Verdopplung des Grafikspeichers fast keinerlei Vorteile. Schon anders sieht dies in Spielen aus. Während Cyberpunk 2077 und Shadow of the Tomb Raider nur ein sehr kleines Leistungsplus verbuchen können, sieht man bei F1 22 schon einen deutlicheren Unterschied.
16 GB an Arbeitsspeicher sind inzwischen eine Mindestanforderung für ein PC-System. Der ROG Ally besitzt aber eben nur diese 16 GB an Arbeitsspeicher und muss davon noch 4 oder 8 GB für die integrierte GPU abgeben. Da aber davon auszugehen ist, dass meist die GPU der Flaschenhals ist, dürfte es sinnvoll sein, der GPU etwas mehr Grafikspeicher zu genehmigen.
ASUS hat noch viel Arbeit vor sich
Vieles ist noch im Fluss und das stellen wir nicht nur beim ROG Ally mit dem Ryzen Z1 Extreme fest, sondern auch bei unserem aktuellen Test des Beelink GTR7 7840HS mit Ryzen 7 7840HS. Für das Phoenix-System – und der Ryzen Z1 Extreme basiert ebenfalls auf diesem Chip – installieren wir quasi täglich neue BIOS-Versionen und im Vorfeld des Verkaufsstarts des ROG Ally veröffentlichte ASUS auch mehrere BIOS/Firmware-Versionen. Wir sprechen hier also zwar von einer finalen Hardware, an der Software wird allerdings an allen Stellen fleißig geschraubt.
Zudem zeigt sich die alltägliche Erfahrung mit dem ROG Ally. Fast nach jedem Update ändern sich die Leistungsprofile. Mal 25 und mal 30 W im Turbo-Modus oder mal 9 und mal 10 W im Leise-Modus. Auf der Produktseite bei AMD findet sich noch kein Treiber für den Ryzen Z1 Extreme oder den Ryzen 7 7840HS und das obwohl die Geräte inzwischen bei den Kunden sind. ASUS bietet immerhin Treiber für seinen Handheld an, aber ob dies der neueste Radeon-Treiber ist, kann man so auch nicht wissen.
Wir werden die weitere Entwicklung verfolgen und uns auch die kommenden BIOS-Versionen anschauen – zumindest bis sich die Situation etwas stabiler als aktuell darstellt. Nicht von Seiten des BIOS und der Firmware hat ASUS noch Arbeit vor sich, auch die Armor-Crate-Software zeigt immer wieder Bugs, reagiert nicht mehr auf Eingaben oder stürzt einfach ab.
Zum Abschluss dieses Nachtests würde uns noch interessieren, ob es in der Community Käufer des ASUS ROG Ally gibt und wie deren Erfahrungen mit dem Handheld sind. Vielleicht sind darunter sogar Nutzer, die auch ein Steam Deck besitzen und beide Handhelds direkt miteinander vergleichen können.