Werbung
Im Oktober waren es noch einige tausend Lichtpunkte, mit denen Daimler ab Ende des Jahrzehnts für eine bessere Lichtverteilung sorgen will. Nun geht Mercedes-Benz einen sehr großen Schritt weiter und verspricht Scheinwerfer mit mehr als einer Million Punkten. Das als Digital Light bezeichnete System soll aber nicht nur die Ausleuchtung verbessern, sondern ganz konkrete Hilfestellungen anbieten - Stichwort HD-Auflösung.
Dass Mercedes-Benz diesen Begriff selbst nutzt, liegt an der hohen Auflösung pro Scheinwerfer, die die des kleinen HD-Formats - 1.280 x 720 Pixel - übertrifft. Dadurch ist es möglich, Schrift und Grafiken im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße zu projizieren. Ist mit Glätte zu rechnen, erscheint ein entsprechendes Symbol vor dem Fahrzeug auf der Straße, fehlt die Fahrbahnmarkierung, sorgen die beiden Frontscheinwerfer für die Darstellung einer Lichtspur. Für Fußgänger kann ein symbolischer Zebrastreifen projiziert werden, auf am Straßenrand stehende Personen weist ein Pfeil hin. Die Einsatzmöglichkeiten sind laut Unternehmen vielfältig, theoretisch könnten sogar Filme dargestellt werden.
Möglich wird all dies durch den Einsatz von rund einer Million Mikrospiegeln pro Scheinwerfer. Jeder von ihnen lässt sich dank des Einsatzes klassischer DLP-Technik individuell kippen, um das Licht wie gewünscht zu verteilen. Das stammt im Übrigen nur von einer einzigen Hochleistungs-LED, womit sich Digital Light in diesem Punkt deutlich von den vor einigen Wochen vorgestellten Pixel-Scheinwerfern µAFS unterscheidet. Möglich sind bis zu 5.000 Kippbewegungen pro Sekunde, gefertigt wird das DLP-Modul von Texas Instruments.
Die für die Verteilung des Lichts erforderlichen Informationen erhält das System von den im Fahrzeug verbauten Systemen wie Kameras und Radar, aber auch die per GPS bestimmte Position wird genutzt. Somit ist es möglich, vor einer Kuppe den Lichtstrahl so abzusenken, dass ein möglicherweise entgegenkommendes Fahrzeug nicht geblendet wird. Generell verspricht Mercedes-Benz, dass Blendungen weiter minimiert werden sollen, was auf die hohe Auflösung sowie die höheren Rechenleistungen der notwendigen Computer zurückzuführen sein dürfte. Damit, so die Ankündiunge, könne permanent problemlos mit Fernlicht gefahren werden.
Dem Vorteil des erweiterten Funktionsumfangs und der feineren Steuerung der Lichtverteilung steht aber auch ein Nachteil entgegen. Denn anders als bei den Pixel-Scheinwerfern muss beim Digital Light immer mit voller Leistung gearbeitet werden. Deshalb, so Mercedes-Benz, arbeitet man an beiden Systemen parallel zueinander. Ist Effizienz wichtig, sollen die Pixel-Scheinwerfer angeboten werden, beispielsweise in Elektrofahrzeugen. Ein Stück weit Zukunftsmusik ist der Einsatz von Digital Light im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren. Angedacht ist, dass entsprechende Fahrzeuge miteinander kommunizieren, um die Ausleuchtung zu verbessern.
Anbieten will man die neuen Scheinwerfer in etwa zwei Jahren, am Funktionsumfang könnte sich bis dahin aber noch einiges ändern. Denn derzeit befindet man sich noch in der Abstimmungsphase mit dem Kraftfahrt-Bundesamt, das die Freigabe erteilen muss.