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Während Audi mit der Serienfertigung des e-tron begonnen hat und das erste eigene Elektro-SUV Mitte September offiziell enthüllen wird, hat Mercedes-Benz sich die umgekehrte Reihenfolge entschieden. Denn der gestern vorgestellte EQC wird erst ab dem kommenden Jahr produziert. Das kann durchaus als Zeichen der Verunsicherung gedeutet werden, was die technischen Daten noch bestärken.
Angedeutet wurde der EQC bereits im September 2016 parallel zum Start der Marke EQ. Als Herzstück wurde schon vor zwei Jahren die neue, äußerst flexible Plattform bezeichnet, die dank unterschiedlicher Radstände und Spurweiten für die unterschiedlichsten Modelle einsetzbar sein soll. Dass Mercedes-Benz sich für ein SUV als Erstling entschieden hat, dürfte nicht nur an der nach wie vor großen Popularität dieser Fahrzeugart liegen, sondern auch an den Vorteilen. Fahrzeugbedingt steht im Boden viel Raum für die notwendigen Akkus zur Verfügung, was dem Schwerpunkt und somit auch der Agilität entgegen kommt.
Technische Daten nannte man seinerzeit nur wenige. Die Rede war von einer Systemleistung der beiden jeweils an Vorder- und Hinterachse sitzenden Motoren von 300 kW (408 PS) sowie einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h innerhalb von etwa 5 s. Der 70 kWh fassende sollte für eine Reichweite von etwa 500 km gut sein. Für das Serienmodell gelten die gleichen Leistungs- und Beschleunigungsdaten (300 kW, 765 nm sowie 5,1 s), die Reichweite fällt aber geringer aus - obwohl der Akku nun mit 80 kWh eine größere Kapazität bietet. Vorerst kalkuliert Mercedes-Benz lediglich mit „über 450 km" gemäß NEFZ, eine Angabe gemäß inzwischen verpflichtendem WLTP-Zyklus gibt es nicht. Die tatsächliche Reichweite dürfte bei 350 bis 400 km liegen. Der kombinierte Energiebedarf wird mit 22,2 kWh pro 100 km angegeben.
Die insgesamt sechs Batteriemodule verfügen über 384 Zellen, die allesamt zwischen Vorder- und Hinterachse untergebracht sind. Eine Wasserkühlung soll den Akku sowie die Ladetechnik vor zu hohen Temperaturen schützen, bei niedrigen Temperaturen soll eine Heizung Ladeverlusten vorbeugen. Serienmäßig integriert ist ein Lader mit 7,4 kW für die optionale Wallbox, in der Spitze kann mit 110 kW geladen werden. Für den Sprung von 10 auf 80 % sollen im besten Fall nur 40 Minuten benötigt werden - Zeiten für das Laden an der Haushaltssteckdose oder der Wallbox nennt das Unternehmen nicht.
Bedingt durch den 650 kg schweren Akku bringt der EQC leer mehr als 2,4 t auf die Waage, das zulässige Gesamtgewicht wird mit rund 2,9 t angegeben. Im Vergleich mit den Konkurrenten Tesla Model X und Jaguar I-Pace ist das ein hohes Gewicht: Ersterer bringt es in Form der Varianten 75D und 90D trotz größeren Fahrzeugs auf weniger als 2,4 t leer, beim Briten sind es 2,2 t. Beide dürften zudem über eine größere Reichweite verfügen.
Punkten könnte Mercedes-Benz allerdings beim Innen- und Außendesign. Letzteres folgt im Wesentlichen dem der 2016 gezeigten Studie, wurde aber im Detail entschäft. Das fällt vor allem am Kühlergrill auf, der tatsächlich ausgeformt ist, aber auch am Heck, wo es zumindest bei einigen Varianten angedeutete Auspuffblenden gibt. Insgesamt ist der EQC optisch dicht am SUV GLC (4,679 m lang, 1,9 t leer) angesiedelt, übertrifft das Schwestermodell mit 4,761 m Länge aber leicht. Den rein elektrischen Antrieb deuten zahlreiche Details an, beispielsweise ein Lichtleiter zwischen den Frontscheinwerfern oder die angedeuteten Kupferstränge auf den Felgen.
Auch im Innern greift Mercedes-Benz derartige Stilmittel auf, setzt insgesamt aber auf eine konventionelle Gestaltung. Der Aufbau mit zwei großen Displays anstelle von klassischen Rundinstrumenten und Zentral-Display wurde von der neuen A-Klasse übernommen, von dort kennt man auch das Infotainmentsystem MBUX. Das wurde um einige antriebsspezifische Funktionen erweitert, beispielsweise um die Berechnung der bestmöglichen Route angesichts des Akkuladestands und verfügbare Ladestationen.
Wann genau Mercedes-Benz den Verkauf des EQC starten wird, ist noch nicht bekannt. Derzeit ist das Unternehmen noch mit den notwendigen Vorbereitungen für die Serienfertigung im Werk Bremen beschäftigt, parallel dazu wird in der Nähe von Dresden der eigene Standort für die Batteriefertigung startbereit gemacht. Was das Elektro-SUV am Ende kosten wird, ist ebenfalls noch unklar. Kalkuliert werden muss vermutlich einem Einstieg bei etwa 80.000 Euro und somit knapp oberhalb des Jaguar I-Pace, der ab etwa 78.00 Euro angeboten wird.