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Nach acht Jahren hat Microsoft das Kapitel Kinect beendet. Erfolgte die Vorstellung noch pompös im Rahmen der E3 im Jahr 2009, hat man das Aus fast in aller Stille vollzogen. Lediglich gegenüber Co.Design gab das Unternehmen den Schritt bekannt. Eine Begründung wurde nicht genannt - nötig wäre eine solcher aber auch nicht. Denn erfolgreich war die unter dem Namen Project Natal entwickelte Kamera schon länger nicht mehr.
Das Aus selbst konnte zudem schon erahnt werden. Die Entscheidung, die Xbox One S ohne Kinect-Anschluss auszuliefern, sprach im Sommer 2016 Bände. Und nicht zuletzt das Fehlen kompatibler Spiele war schon länger unübersehbar.
Dabei versuchte Microsoft früh, Entwickler mit ins Boot zu holen. Schon kurz nach dem Start von Kinect gab es mehrere Titel, darunter auch solche, die in die Rubrik Party-Spiel fielen. Vieles wirkte aber erzwungen, nur selten wurde der Funktionsumfang des Systems, das Bewegungen mit mehreren Sensoren auch in der Tiefe sowie Sprache erkennen kann, wirklich ausgereizt.
Mit dem Sprung von der Xbox 360 zur Xbox One sollte dann vieles besser werden - wäre da nicht Microsofts ungeschicktes Verhalten gewesen. So reagierte man erst spät auf Vermutungen, dass die neue Konsole lediglich mit angeschlossener Kinect funktionieren würde. Auslöser hierfür war der Funktionsumfang der Konsole, die das Unterhaltungszentrum im Wohnzimmer werden sollte: Per Sprache und Geste sollte die Xbox One gesteuert werden. Im August 2013 folgte dann ein Dementi, wohl aber auch mit dem Hinweis, dass einige wichtige Funktionen zwingend auf Kinect angewiesen seien.
Dass viele Interessenten zu diesem Zeitpunkt so argwöhnisch reagierten, lag an Bedenken bezüglich des Datenschutzes und der Privatsphäre. Microsoft gelang es zwar, derartige Kritik ein Stück weit zu besänftigen, sorgte aber ebenfalls im August 2013 für den nächsten Aufschrei: Die Xbox One werde nur mit Kinect ausgeliefert, so der Stein des neuerlichen Anstoßes, um den Funktionsumfang nicht von Anfang an zu beschneiden. Eine Haltung, die man aber nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Verkaufsstart aufgeben musste. So wurde die Xbox One ab Mai 2014 auch ohne die Kamera verkauft, offiziell, um den Preis senken und der PlayStation 4 so mehr Konkurrenz machen zu können.
Seit diesem Zeitpunkt wurde es sehr ruhig um Kinect. Auch die bereits 2011 gestartete Unterstützung von Windows als Einsatzplattform für die Kamera konnte für genügend Interesse sorgen, in erster Linie hielt das System dadurch Einzug in Forschungsprojekte.
Insgesamt soll Microsoft 35 Millionen Exemplare ausgeliefert haben. Angesichts von mehr als 100 Millionen verkauften kompatiblen Xbox-Konsolen, die teilweise im Paket mit Kinect angeboten wurden, eine geringe Zahl.
Zumindest vorerst soll der Kunden-Support nicht eingestellt werden. Ob das entsprechende SDK aber weiterhin gepflegt und neuen Partnern zur Verfügung gestellt wird, ist nicht bekannt.