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Nachbetrachtung

Arctic Cooling Fusion 550R

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Arctic Cooling Fusion 550R
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In unserem Einsteiger-Netzteilroundup Ende Januar testeten wir unter anderem auch das Arctic Cooling Fusion 550R. Das günstige Netzteil lieferte zwar gute Ausgangsspannungen, zeigte aber ein paar Mängel, die wir im Test aufführten. Arctic Cooling forderte allerdings einen Nachtest, da man sich mit unseren Resultaten nicht zufrieden geben wollte: Das getestete Modell, so erklärte man sich die genannten Fehler, könnte nur kaputt sein. Auch stellte man einige unserer aufgeführten Kritikpunkte zur Diskussion. Nach einem weiteren Gespräch auf der Cebit besorgten wir uns ein Fusion 550R aus dem Handel für einen Nachtest, dessen Resultate wir heute nachreichen wollen.

Die Testresultate:

Im ursprünglichen Test schnitt das Netzteil gar nicht schlecht ab: Die Spannungen auf der 3,3- und 12-V-Leitung entsprachen dem übrigen Testfeld. Die 12-V-Schiene zeigte leichte Schwankungen, was allerdings auch bei anderen Netzteilen im Test (z.B. Chieftec) zu beobachten war und unerheblich ist, da sich die Schwankungen alle im ATX-Toleranzfeld bewegten und keinen Einfluß auf die Stabilität hatten.

Diese Messungen können wir bei dem zweiten Testsample bestätigen. Selbstverständlich ergaben sich leichte Abweichungen, die allerdings im Bereich der Messtoleranz liegen. Auch die gemessenen Effizienzwerte sind vergleichbar, hier lag das Arctic Cooling Fusion 550R auch schon im letzten Test ganz weit vorne. Im Vergleich zu aktuellen günstigeren Top-Netzteilen, beispielsweise dem Tagan U33II 680 W, liegt es nur ein paar Watt zurück. Beim Testfeld aus dem Online-Test im Januar gehörte es aber zu den drei Topmodellen:

Zu den Kritikpunkten, die wir im Test aufnahmen:

Kritikpunkt 1: Fiepen des Netzteils

Im ersten Test vernahmen wir ein Fiepen/Rattern des Netzteils im 3D-Lastbetrieb. Dies ist durchaus bei diversen Netzteilen üblich, schon bei vielen Modellen kreideten wir diesen Effekt an. Das Arctic-Cooling-Modell ist hier also keine Besonderheit. Das Fiepen kann an mehreren Dingen liegen: Das Netzteil kann mit einer hohen Stromaufnahme der Grafikkarten nicht zurecht kommen, eventuell beansprucht aber auch das Mainboard das Netzteil zu stark. Letztendlich kann das Fiepen also mit einer anderen Grafikkarte oder einem anderen Mainboard nicht auftreten. Zudem kommt hinzu, dass auch ein Netzteildefekt vorliegen kann, den wir aber aufgrund der ansonsten astreinen Testwerte des Arctic-Cooling-Modells ausgeschlossen haben. Zudem bewegte sich die Lautstärke des Fiepens nicht in einem untypischen Bereich, der auf einen Defekt hinweisen konnte. Einige Netzteile arbeiten ruhiger als andere.

Arctic Cooling bestand darauf, dass das Fiepen einem Defekt zugeordnet werden müsste, der eventuell durch den Transport von Asien nach Europa per Luftpost aufgetreten sein müsste. Das uns nun vorliegende zweite Netzteil müsste demnach kein Fiepen mehr zeigen.

In unserem Nachtest zeigte leider auch das zweite Netzteil dasselbe Fiepen. Also gingen wir auf "Fehlersuche". Nach dem Austausch des EX58-Extreme-Mainboards von Gigabyte, was ohne Erfolg blieb, verwendeten wir eine andere Grafikkarte. Statt der Leadtek GeForce 8800 Ultra Leviathan setzten wir eine GeForce 8800 GTX ein, die nicht übertaktet ausgeliefert wurde. Hier zeigte sich das Zwitschern bei beiden Netzteilen nicht mehr. Auch zeigte sich das Zwitschern nicht mit einer Radeon HD 4870 X2, die ähnlich viel Strom aufnimmt wie die Leviathan. Hier scheint also die Charakteristik der Stromaufnahme der GeForce 8800 Ultra Leviathan nicht mit dem Fusion 550R zu harmonieren.

Leider können wir das Netzteil nicht mit sämtlichen Grafikkarten auf dem Markt testen, sodass wir nicht mit bestimmter Sicherheit sagen können, dass die Leadtek GeForce 8800 Ultra Leviathan das einzige Modell ist, mit dem es Probleme geben könnte. Nach dem Grundsatz "in dubio pro reo" und der Tatsache, dass eine für die hohe Stromaufnahme bekannte Radeon HD 4870 X2 problemlos lief, kann man dies aber zugunsten von Arctic Cooling annehmen.

Kritikpunkt 2: 4-Pin-ATX-Stromstecker statt 8-Pin-ATX-Stromstecker

Im Test kritisierten wir die Kabellängen und Anschlussmöglichkeiten des Netzteils. Neben dem kurzen 24-poligen ATX-Stecker besitzt das Fusion 550R einen 4-poligen ATX-Stecker für die Spannungsversorgung und nicht den mittlerweile in dieser Wattklasse meistens zu findenden 8-poligen Stecker. Wir kritisierten dies mit dem Hinweis, dass das Netzteil so mit einigen Mainboards nicht betrieben werden könnten (beispielsweise Intel "Bad Axe" oder Intel D975XBX, das mit einem 4-Pin-Anschluß nicht startet).

Arctic Cooling äußerte Unverständnis über diese Erklärung, da es sich schließlich nur um einige wenige ältere Mainboards handeln würde und alle aktuellen Modelle ohne Probleme mit einem 4-Pin-Anschluß zu betrieben sein. So kamen wir der Bitte nach, das Netzteil mit aktuellen Mainboards zu testen: In der Tat lieferten alle aktuell im Testlabor befindlichen X58-Platinen und auch diverse AM3-Boards keine Probleme mit dem 4-Pin-ATX12V-Anschluß. Auch läuft beispielsweise ein Intel DX58SO "Smackover" mit dem 550R, sodass auch neuere Intel-Platinen ohne weiteres mit dem Netzteil betrieben werden können.

Allerdings bleiben die Empfehlungen der Mainboardhersteller als Gegenargument. Gigabyte schreibt beispielsweise in den Handbüchern zu den aktuellen X58-Mainboards:

Use of power supply providing a 2x4 12V power connector is recommended by the CPU manufacturer when using an Intel Extreme Edition CPU (130W).

Setzt man also einen Core i7 965 ein, sollte man laut Intel/Gigabyte-Vorgabe lieber einen 8-Pin-Anschluß verwenden - aber wer knapp 1000 Euro für eine CPU ausgibt, wird sicherlich auch ein teureres Netzteil erwerben. Zudem läuft ein PC auch mit einem 4-Pin-Anschluß - nur halt eventuell nicht entsprechend der Vorgabe. Stabil kann das System trotzdem sein - und war es in unserem Fall auch.

Kritikpunkt 3: 80 Eco statt 80 Plus

Wenig anfangen konnten wir im letzten Test mit dem 80-Eco-Zertifikat, das Arctic Cooling auf die Verpackung druckt. Diese Norm ist nicht gleichzusetzen mit 80 Plus. Eine 80-Plus-Zertifizierung besitzt das Arctic-Cooling-Netzteil nicht, da es sich nicht um ein Full-Range-Netzteil handelt (110V/230V), sondern nur mit 230V arbeitet. Dass die Effizienz trotzdem gut ist, zeigten ja unsere Tests - also könnte man wahrscheinlich schon ein derartiges Zertifikat erhalten, wenn es sich um ein Full-Range-Netzteil handeln würde.

Statt dessen nutzt man eine eigene Norm, zu der wir weitere Informationen anforderten. Arctic Cooling erklärte gegenüber uns:

80 Plus ist ein Label, das auf dem Amerikanischen Markt etabliert wurde. Um mit dem 80 Plus-Label werben zu dürfen, muss ein Netzteil bei einer Netzspannung von 115 Volt eine minimale Effizienz von 80 % und einen PFC-Faktor von 90 % erreichen.

Da der Betrieb eines Netzteils bei 115 Volt nicht zwingend eine Aussage über die Effizienz des Gerätes beim Betrieb im Europäischen 230 Volt Stromnetz zulässt, hat ARCTIC COOLING das Label ECO 80 entwickelt.

Die Zielsetzung von ECO 80 ist eine ähnliche wie die von 80 Plus - ein wirtschaftlicher und resourcenschonender Betrieb von PCs. Das spart nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt.
Die Maßstäbe, denen sich ECO 80 unterzieht, sind eine minimale Effizienz von 80 % und ein PFC-Faktor von 95 %. Dies erreichen Netzteile mit dem ECO 80-Label in einem 230-Volt-Netz.

Arctic Cooling legt sich hier also selbst eine Maßlatte, um dem eigenen Netzteil eine Effizienz von 80% und einen PFC-Faktor von 95% zu bescheinigen. In der Tat sieht es so aus, als würde das Fusion 550R in der idealen Belastung (ca. 275 Watt, also 50% vom Maximalwert), sogar deutlich besser liegen. Eine eigene "Norm" zu erfinden, mutet zwar etwas eigenartig an, wichtig ist allerdings einzig und alleine die Effizienz des Netzteils für den Käufer - und diese stimmt, egal ob 80 Plus, 80 Eco oder ganz ohne Logo.

Soweit zu den Kritikpunkten, die mit Arctic Cooling diskutiert worden sind. Kommen wir zu einer anderen Bewertung des Netzteils?

Fazit:

Heutzutage immer wichtiger ist die Frage der Effizienz. In unserem Test lag das Netzteil unter Last auf einem Niveau mit dem Enermax Pro82+ 385 W und dem be Quiet Pure Power 350 W. Hier hat es seine Stärken. Es ist zwar im Idle-Bereich etwas ineffizienter - was an der generell höheren Watt-Spezifizierung liegt und somit typisch ist - kann aber unter Last eine sehr gute Leistung aufweisen. Hier zeigt der Daumen also klar nach oben.

Die 12-V-Leitung schwankt etwas mehr als bei Enermax und be quiet!, die 5-V- und 3,3-V-Leitung ist hingegen in Ordnung. Stabil lief unser Testsystem während des gesamten Testzeitraums, sodass hier kein Grund zur Besorgnis besteht. Auch sind die Schwankungen alle innerhalb des ATX-Toleranzfeldes und somit eher ein Schönheitsfehler im Vergleich zu den anderen beiden Netzteilen.

Bei der Ausstattung an Kabeln liegt das Netzteil vor dem be quiet!, da es mehr PCI-Express-Stecker mitbringt. Der 24-pol.-ATX-Stecker ist zwar etwas kurz, aber die Kabellänge reicht aus, um ein aktuelles Gaming-System mit allen Anschlüssen zu versorgen. Es bietet wie Enermax gesleevte Kabel, wobei das Enermax-Netzteil einen 8-Pin-ATX-Stecker mitbringt, dafür aber nur einen 6-Pin-PCIe-Anschluß. Für ein preisgünstiges Netzteil bietet Arctic Cooling also auch hier recht viel.

Die Lautstärke des Netzteils ist mit einer GeForce 8800 GTX als gut zu bezeichnen. Der aussen stehende Arctic Cooling Fan ist leise und unauffällig, auch durch seine Entkopplung. Allerdings sollte das Netzteil nicht mit einer GeForce 8800 Ultra betrieben werden, weil es dann eventuell anfängt zu zwitschern.

Im Preis-Leistungsvergleich liegt das Netzteil mit knapp 50 Euro aktuellem Kaufpreis unter den 550-W-Netzteilen in einem guten Bereich. Im Vergleich zu unserem Testfeld konnte das eher für Bürorechner spezifizierte be quiet! 350 W mit 35 Euro den Preis-Leistungsaward abräumen. Enermax liegt mit dem Pro82+ mit 50 Euro in einem ähnlichen Preisrahmen.

Positive Punkte des Arctic Cooling Fusion 550R:

  • gute Effizienz
  • gute Spannungsstabilität auf 3,3 und 5V
  • vier PCIe-Anschlüsse
  • gesleevte Kabel
  • leiser Betrieb mit Standardgrafikkarte

Negative Punkte des Arctic Cooling Fusion 550R:

  • Zwitschern mit Leadtek GeForce 8800 Ultra Leviathan im Lastbetrieb
  • 12-V-Leitungen schwanken minimal
  • 4-Pin-ATX-Anschluß

Während wir das Fehlen eines 8-Pin-Anschlusses für Bürosysteme als unerheblich einschätzen, finden wir, dass er zu einem Netzteil mit vier PCIe-Grafikkartenanschlüssen dazu gehört. Allerdings lässt sich beim Aufbau eines Systems darauf achten, ob ein 8-Pin-Stecker wirklich notwendig ist. Wer nicht übertakten will und einen Prozessor einsetzen will, der unter der 130-W-Marke arbeitet, benötigt ihn auch nach Intel-Spezifikation nicht.

Das Netzteil ist allerdings klar empfehlenswert, wenn ein leises System mit einer Mittelklassegrafikkarte aufgebaut werden soll, beispielsweise mit einem Core i7 920. Hier ist das Netzteil nicht nur leise, sondern kann durch seine Effizienz überzeugen und bringt auch alle notwendigen Anschlüsse mit. In seinem Preisbereich ist es somit eine klare Preis-Leistungsempfehlung, die wir dem Arctic-Cooling-Netzteil in diesem Nachtest auch vergeben:

plaward

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