NEWS

Gefälschte Grafikkarten mit NVIDIA-GPUs im Umlauf (Update)

Portrait des Authors


Gefälschte Grafikkarten mit NVIDIA-GPUs im Umlauf (Update)
45

Werbung

Wie Heise Online berichtet, sind bei zahlreichen deutschen Online- und Einzelhändlern gefälschte Grafikkarten aufgetaucht. Was eigentlich eine Karte aus der älteren "Fermi"-Generation sein sollte, wird durch Manipulation der Produktbezeichnung sowie eines modifizierten BIOS zu einer GeForce GTX 660 - ohne dabei jedoch auch nur annähernd deren Leistung zu erreichen.

Derzeit heißt es also Augen offen halten, wenn man auf der Suche nach einer GeForce GTX 660 ist. Die in den Shops als "GTX660 4096 Nvidia Bulk" bezeichnete Karte stellt sich bei genaueren Betrachtung als ein älteres Modell aus der "Fermi"-Generation heraus und wird nur durch ein modifiziertes BIOS zu einer GeForce GTX 660. Als Restposten bezeichnet hat der Braunschweiger Großhändler Kosatec die Karten in den Umlauf gebracht. Als Beispielbild wird zum Produkt ein Modell aus dem Hause ZOTAC samt Verpackung gezeigt. Inzwischen ist auch ZOTAC über diesen Umstand informiert und distanziert sich von dieser Darstellung. Man habe inzwischen auch schon seine Rechtsabteilung eingeschaltet, um dagegen vorzugehen. Allerdings werden bei "No Name" Bulk-Karten gerne mal x-beliebige Fotos genommen, die mit dem eigentlichen Produkt nicht identisch sein müssen. Verständlich ist aber auch, dass ZOTAC nicht in direkten Zusammenhang mit gefälschten Karten gebracht werden möchte.

Beispielabbildung der gefälschten GeForce GTX 660 (Bild: c't)

Beispielabbildung der gefälschten GeForce GTX 660 (Bild: c't)

Von Kosatec geliefert wurden die Karten offenbar an einige große Online-Händler, darunter auch Jakob Elektronik. Im c't-Labor wurde eine der Karten getestet, die für 163,80 Euro angeboten wurde, und schnell wurde klar, dass es sich nicht um eine GeForce GTX 660 handelt. Statt der 960 Shadereinheiten sind auf der verbauten GF106-GPU nur 144 Shadereinheiten vorhanden. Statt schnellen GDDR5- kommt nur DDR3-Speicher zum Einsatz, der zudem auch noch mit nur 64 Bit angebunden ist. Die Speicherbandbreite liegt daher bei nur 17,06 GB pro Sekunde und sollte bei 144,2 GB pro Sekunde liegen. Damit ist die Leistung natürlich deutlich hinter dem zurück, was man sich von einer GeForce GTX 660 verspricht. Die technischen Daten deuten auf eine GeForce GT 400 aus dem Jahre 2010 hin, auch wenn sich die technischen Daten leicht unterscheiden.

In der Folge wurde im c't-Labor das verwendete BIOS unter die Lupe genommen. Auch daran wurden Manipulationen vorgenommen. Unter anderem wurde die Vendor-ID auf 0000 gesetzt, so dass kein Tool der Karte einen Hersteller zuordnen kann. Damit der Treiber die Karte aber als GeForce GTX 660 erkennt, wurde die Device-ID auf 11C0 geändert. Welchen Einfluss der kleine Chip auf die Performance der gefälschten "GeForce GTX 660" hatte, machen die Benchmarks deutlich, die von den c't-Redakteuren durchgeführt wurden. Im 3DMark Fire Strike wurden nur 949 Punkte anstatt der erwarteten 4.096 Punkte erreicht.

Vom Treiber ausgelesene technische Daten zur Karte

Vom Treiber ausgelesene technische Daten zur Karte (Bild: c't)

Nach Hinweisen der c't an Jakob Elektronik hat man das Produkt aus dem Programm genommen und bestätigt, dass man keinerlei Kenntnis davon hatte, dass es sich bei dem Produkt im Fälschungen handelt. Jakob Elektronik wiederum hat Kosatec über den Sachverhalt informiert, woraufhin die "GTX660 4096 Nvidia Bulk" kommentarlos aus dem Sortiment gestrichen wurde. Wie Kosatec gegenüber der c't-Redaktion mitteilte, stammen die Karten von Point of View. Point of View wiederum gibt aber an zunächst einmal ein paar eigenen Recherchen durchführen zu wollen. Anhand der Seriennummer könne man die Karte der c't aber nicht zuordnen, da sie kein typisches Schema verwende.

Bereits am 22. August wurde auch NVIDIA über den Sachverhalt informiert. Dort konnte man die GPU anhand der auf dem Chip verwendeten Bezeichnung zwar zuordnen, wollte aber keinerlei Details dazu herausgeben. Bis heute wartet die c't auf eine Stellungnahme. Betroffene Käufer sollen sich an den jeweiligen Shop wenden und können die Karte dort zurückgeben.

Bild der auf der gefälschten GeForce GTX 660 verlöteten GPU (Bild: c't)

Bild der auf der gefälschten GeForce GTX 660 verlöteten GPU (Bild: c't)

Update:

Inzwischen sind einige Tage vergangen, in denen die c't-Redaktion weiter recherchiert und nachgehakt hat. Offenbar sieht sich Point of View in der Verantwortung die aktuelle Situation zu bereinigen und Geschäftsführer Bjorn Solli hat eine Stellungnahme abgegeben. Demnach will man die noch verbleibenden Karten beim Großhändler Kosatec zurücknehmen und die bereits im Markt befindlichen Karten zurückrufen.

Bjorn Solli dazu schriftlich: "First, we are working to get the remaining cards at Kosatec to be sent to our office in NL, so we can check them here. Kosatec has already received the return instructions.

Second, we are investigating the matter to understand what happened, both internally and at the factory in China where the cards were produced.

Third, we are working with Kosatec and will work with any retailer/etailer who have the cards, to recall from the market any products that don’t meet correct specifications."

 

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (45) VGWort