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Trotz aller Weiterentwicklungen tritt Bluetooth in Bezug auf Audio-Übertragungen nahezu auf der Stelle. Eine eingeschränkte Bandbreite und hohe Latenzen verschrecken Musikliebhaber und machen den Einsatz in bestimmten Bereichen nahezu unmöglich. Mit aptX Adaptive will Qualcomm die entscheidenden Probleme nun beseitigen und die Audio-Buchse endgültig überflüssig machen.
Auch wenn aptX erst seit Mitte 2015 zu Qualcomms Portfolio gehört, wird der Codec schon seit Jahrzehnten genutzt. Doch erst in den letzten Jahren wurde die Technik auch in Verbraucherkreisen bekannt. Grund hierfür war die schnell steigende Verbreitung von Bluetooth - sowohl auf Seiten von Abspielgeräten wie Smartphones, aber auch bei Kopfhörern. Zwar konnte nicht zuletzt dank aptX HD schnell eine höhere Qualität als beispielsweise über A2DP oder andere Verfahren erreicht werden, doch an die bewährte Audio-Buchse mitsamt Kabel konnte man nicht heranreichen. Durch die vermehrte Streichung der kleinen Buchse bei Smartphones ist die Audio-Übertragung per Bluetooth zuletzt stärker in den Mittelpunkt gerückt.
Entsprechend nennt Qualcomm diese Entwicklung als Motivation, die hinter aptX Adaptive steht. Der Name des neuen Codes deutet die wichtigste Änderung, die für mehr Qualität sorgen soll, dabei nur teilweise an. Denn die adaptive Bandbreite, die von 280 bis 420 KBit/s reicht, ist nur eine Seite. Die andere dreht sich rund um Latenzen. Schließlich soll aptX Adaptive nicht nur in Smartphones zum Einsatz kommen, auch die Bereiche Gaming, Video und A/V im Allgemeinen will man abdecken. Entsprechend soll der Codec automatisch reagieren. Handelt es sich um einen Bereich, in dem die Qualität wichtiger als die Reaktionszeiten sind, beispielsweise bei der reinen Musikwiedergabe, wird die Bandbreite zulasten der Latenz erhöht. Spielt letztere hingegen eine wichtige Rolle, beispielsweise bei der Wiedergabe eines Videos, bei dem naturgemäß die Lippensynchronität ein großer Faktor ist, wird die Reaktionszeit zulasten der Bandbreite reduziert. Ein manuelles Eingreifen des Nutzers ist bei diesem Wechselspiel laut Qualcomm nicht nötig - „Designed to just work" lautet entsprechend das Motto.
Aber nicht nur in Bezug auf die Frage, ob abhängig vom Inhalt mehr Bandbreite oder bessere Latenzen nötig sind, soll aptX Adaptive automatisch regulierend arbeiten. Auch an das RF-Umfeld passt sich der neue Codec an. Dadurch wird es möglich, dass Bluetooth und WLAN auf der gleichen Frequenz arbeiten, ohne dass es zu Störungen kommt. Im Zweifelsfall wird die Bandbreite angepasst.
Lässt es das RF-Umfeld zu und spielen die Latenzen keine Rolle, soll die Qualität überzeugend sein. Qualcomm verweist dafür auf eine Studie der University of Salford in Manchester. Deren Ergebnis: Es sei kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen aptX Adaptive mit 420 KBit/s und einer linearen Wiedergabe mit 24 Bit/96 kHz feststellbar.
Bis Verbraucher sich davon überzeugen können, dürfte es aber noch einige Monate dauern. Ab Dezember 2018 soll Android 9.0 alias Android P per Update mit dem neuen Codec umgehen können. Bereits im September will Qualcomm die beiden Bluetooth-Audio-SoCs CSRA68100 und QCC5100, die unter anderem für Kopfhörer und Lautsprecher gedacht sind, anbieten, die OEMs dann in ihren Geräten verbauen können.
In einem noch nicht angekündigten Snapdragon-SoC, bei dem es sich um den für Anfang Dezember erwarteten Nachfolger des Snapdragon 845 handeln dürfte, soll der Codec vorhanden sein. Wie auch bei früheren aptX-Versionen müssen Quelle und Ziel aptX Adaptive unterstützen. Allerdings ist der neue Codec voll abwärtskompatibel zu aptX und aptX HD.