Werbung
Die Deutsche Telekom arbeitet mit zahlreichen Partnern daran, die aktuell vorhandene Infrastruktur bzw. vorhandenen Medien weiter auszubauen, um immer höhere Geschwindigkeiten anbieten zu können. Dabei ist es gerade im Falle des vorhandenen Kupfernetzes verständlich, dass die Deutsche Telekom versucht hier das Maximum herauszuholen, auch wenn die Versuche zunehmend verzweifelter werden und es inzwischen zu zahlreichen Einschränkungen hinsichtlich der Reichweite (G-Fast über weniger hundert Meter) oder Mitbenutzung durch weitere Anbieter (Vectoring bei DSL-Verbindungen) kommt.
Bei den Kupfernetzen arbeitet die Deutsche Telekom nun mit Nokia zusammen und hat hier auch erste Ergebnisse präsentiert. In einem ersten Feldversuch wurde die XG-Fast-Technik getestet. Dabei handelt es sich um ein Ultrakurzstrecken-DSL, welches unterhalb von 100 m besonders schnell ist. Bei der Nutzung der Technik geht es auch weniger darum, ein DSL-Signal vom DSLAM auf der Straße bis in das Haus zu führen, sondern vielmehr um eine interne Netzwerktechnologie, um im Haus vorhandene Kupferkabel besser nutzen zu können.
Ursprünglich erstmalig ausgeführt wurde XG-Fast von den Bell Labs im belgischen Antwerpen. Daran beteiligt ist auch der Provider-Ausrüster Alcatel Lucent, der von Nokia übernommen wurde. Bei dem XG-Fast-Testlauf in der Kabelversuchsanlage in Darmstadt wurde in der Spitze eine Downloadgeschwindigkeit von mehr als 11 Gbit/s auf zwei 50 m langen, gebündelten Paaren eines hochwertigen Kabels erreicht. Darüber hinaus unterstützt XG-Fast auch symmetrische Dienste mit 1 Gbit/s über Entfernungen von bis zu 70 m auf nur einer Doppelader eines Kabels mit Standardqualität – dies beschreibt auch am ehesten den Praxis-Einsatz dieser Technik. Allerdings lässt sich die Deutsche Telekom auch nicht allzu genau in die Karten schauen, denn was genau ein hochwertiges Kabel nun genau hinsichtlich des Querschnitts bedeutet, ist ein entscheidender Faktor für die Machbarkeit dieser Technik. Betreiber könnten also innerhalb von Gebäuden glasfaserähnliche Geschwindigkeiten über vorhandene Telefonleitungen bereitstellen, ohne neue Kabel verlegen zu müssen.
Bruno Jacobfeuerborn, CTO der Deutschen Telekom AG und Geschäftsführer der Technik in Deutschland, erklärt die unterschiedlichen Einsatzgebiete der verschiedenen Techniken wie Vectoring, SuperVectoring, G.fast und XG-Fast:
"Für Vectoring und SuperVectoring müssen die Multifunktionsgehäuse, die großen grauen Kästen am Straßenrand, mit Glasfaser angeschlossen werden. Vectoring und SuperVectoring sind die Techniken, die dafür sorgen, dass die Daten auf der letzten Meile, die aus Kupferkabel besteht, nicht an Geschwindigkeit verlieren. Für G.fast oder XG-FAST muss das Glasfaserkabel dann noch weiter, also über das Multifunktionsgehäuse hinaus, an den Kunden herangeführt werden. Hier bedarf es dann eines Glasfaserkabels bis kurz vor oder in das Gebäude der Kunden. Wir sprechen dann vom sogenannten FTTB: Fiber to the Building."
Für oben erwähnte Einsatzzwecke müsste das Glasfasernetz in Deutschland aber zunächst sinnvoll ausgebaut werden. Fiber to the Home (FTTH) sei für die Deutsche Telekom damit aber noch lange nicht vom Tisch, so Bruno Jacobfeuerborn. "FTTH ist hier eine Möglichkeit, die wir bereits unter anderem beim Ausbau von Neubaugebieten aktiv nutzen. Wer sich jedoch frühzeitig auf eine Technologie festlegt und versteift, begeht einen strategischen Fehler. Er unterschätzt die Dynamik der technischen Entwicklung und lässt oftmals auch Aspekte wie die Wirtschaftlichkeit sowie das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot aus den Augen".
Zum praktischen Einsatz von XG-Fast will und kann sich die Deutsche Telekom noch nicht konkret äußern. Die Technik befände sich in einer frühen Phase der Entwicklung. Die Breitbandziele der Deutschen Telekom lauten also weiterhin bis 2018 rund 80 % der Haushalte mit 50 MBit/s und mehr versorgen zu können. Danach sollen es mittels SuperVectoring 250 MBit/s sein – auch wenn man hier weiterhin Angaben zur Verbreitung dieser Technik schuldig bleibt. Parallel treibe man den Ausbau der FTTH-Infrastruktur voran und XG-Fast sei eine der notwenigen Komponenten dieser Entwicklung.
[h3]LTE im WLAN-Spektrum – LTE License-Assisted Access[/h3]
In einer Zusammenarbeit mit Qualcomm arbeitet die Deutsche Telekom an der Entwicklung und ersten Tests von LTE Licensed-Assisted Access (LAA). Dafür sind Frequenzbänder im lizenzierten und lizenzfreien Bereich aggregiert worden. Im lizenzfreien Bereich befindet sich beispielsweise ein WLAN bei 5 GHz. LAA soll aber sicherstellen, dass es zu keinen Behinderungen zwischen den einzelnen Nutzungsbereichen kommt. Die auch LTE-U genannte Technik soll vor allem im kleinen Bereich eingesetzt werden, in denen normale Mobilfunkzellen schnell überlastet sein können. Via Carrier-Aggregation, also einer gemeinsamen Nutzung von LTE-U und WLAN sollen Datenverbindungen nicht nur stabiler, sondern auch schneller werden. Fußballstadien und Konzertsäle, aber auch große Messen sind mögliche Einsatzgebiete von LTE-U.
Der Netz-Test fand am 20. November 2015 in Nürnberg statt, nachdem über drei Wochen hinweg umfangreiche Messungen erfolgt waren. Die LAA-Testgeräte wurden von Qualcomm Research, der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Qualcomm Technologies, entwickelt und installiert. Die Deutsche Telekom stellte als Basis das lizenzierte LTE-Spektrum zur Verfügung, das im lizenzfreien Spektrum um 5 GHz erweitert wurde. Auf dem Forschungsgelände von Qualcomm Technologies in Nürnberg wurde das LAA-Testnetz installiert.
Angaben zu den erreichen Bandbreiten wurden nicht gemacht. Allerdings sollen beim Testbetrieb keinerlei Störungen aufgetreten sein und auch der nahtlose Übergang zwischen verschiedenen Funkzellen könne gewährleistet werden. Der neue Standard LTE Advanced Pro oder LTE-U, der zurzeit im Rahmen des 3GGP Release 13 erarbeitet worden ist, soll in der ersten Jahreshälfte 2016 final spezifiziert und abgesegnet werden. Bis Netze und Endgeräte erhältlich sein werden, wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.