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Die Vorwürfe sind nicht neu, waren zuletzt aber nur noch selten zu hören: Premium-Hersteller und Hersteller, die sich für solche halten, verlangen für Speicher-Upgrades viel Geld und nehmen dem Kunden gleichzeitig die Möglichkeit, selbst aufzurüsten. Gleichzeitig wird um jeden Cent gerungen, wenn es um sinnvolle Optionen geht. Das jüngste Beispiel ist das Surface Book 2 in beiden Größen.
So verlangt Microsoft satte 600 Euro, wenn die 512 GB große SSD im Surface Book 2 13,5 Zoll (Test) dem 1 TB fassenden Modell weichen soll. Weniger technisch versierte Käufer werden vermutlich schlucken, den Aufpreis sich selbst gegenüber aber vermutlich mit der hohen Kapazität oder „komplizierten Technik" rechtfertigen. Wer sich hingegen ein wenig auskennt, kann den Wucher hingegen schnell erkennen. Denn wer nach beiden Laufwerken im Handel sucht, trifft auf Preise von knapp 250 Euro für das 512-GB-Laufwerk und rund 410 Euro für das 1-TB-Laufwerk. Wo der Privatkunde 160 Euro mehr zahlen muss, soll der Großabnehmer Microsoft in diesem Fall Samsung 600 Euro mehr bezahlen müssen? Man mag es kaum glauben. Zumal die Differenz beim größeren Surface Book 2 mit 15-Zoll-Display auf einmal nur noch 500 Euro beträgt.
Microsoft ist dabei das Paradebeispiel in negativer Hinsicht. Denn auch den Sprung von 256 auf 512 GB lässt man sich mit 500 Euro bezahlen. Im Handel liegen beide SSDs lediglich 100 Euro auseinander. Selbst Apple taktet zumindest etwas fairer: Von 256 auf 512 GB geht es beim MacBook Pro für 250 Euro, von 512 GB auf 1 TB werden dann aber auch dort 500 Euro fällig. Da wirken 170 Euro für zusätzliche 192 GB fast schon kundenfreundlich - diesen Aufpreis berechnet Apple denjenigen, die das iPhone X mit 256 statt 64 GB ordern.
Wären es am Ende nur die überzogenen Preise für mehr Speicher, würde es keinen Kommentar benötigen. Wir alle haben uns anfangs darüber beschwert und am Ende dann doch zugegriffen. Wäre es anders, hätten die Hersteller längst mit Preissenkungen reagiert. Was hingegen für Verärgerung sorgt, ist die Geiz-ist-geil-Mentalität.
Wer weit über 3.000 Euro für ein Gerät wie das Surface Book 2 im Maximalausbau bezahlt, sollte erwarten dürfen, dass Microsoft nicht an einer der günstigsten Komponenten spart. Denn wenn man eine Konfiguration, die überschlagen bei voller Leistung fast 110 W benötigt, nur mit einem 95-W-Netzteil versorgen kann, ist irgendetwas schief gelaufen. Haben die Ingenieure während der Entwicklung gepennt? Oder war man in Redmond zu geizig, um ein gerade einmal 15 % leistungsfähigeres Netzteil in den Karton zu legen?
Wer an dieser Stelle für Microsoft in die Bresche springen will, sollte sich zuvor aber das Datenblatt des großen Surface Book 2 anschauen. Das erreicht die Marke von 95 W nicht erst unter Volllast, sondern schon deutlich früher - geschätzt dürfte der Maximalbedarf bei 130 bis 140 W liegen. Dennoch legt man auch dem bis zu 3.799 Euro teuren Notebook nur das 95-W-Netzteil bei.
Das traurige: Auch diesbezüglich hat man Apple überholt. Immerhin liefern die Kalifornier ihre Geräte mit Netzteilen aus, die den Bedarf decken können. Gespart wird aber auch dort. Denn wer ein iPhone X, iPhone 8 oder iPhone 8 Plus (Test) so schnell wie möglich laden will, darf im Apple Store zusätzliche 88 Euro investieren. Denn das Werk verlassen die aktuellen iOS-Smartphone lediglich mit dem steinalten 5-W-Netzteil, das man bei einem Gerät der 200-Euro-Klasse noch akzeptieren würde.
Ob sich etwas an diesem Verhalten ändert? Vermutlich nicht. Denn nach der ersten Verärgerung läuft der Verbraucher morgen wieder in den Laden, um genau diese Fehlentwicklung durch den Kauf eines Surface Book 2 oder iPhone 8 zu unterstützen.
Ein Kommentar von Patrick Bellmer. Die Ausführungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der gesamten Redaktion wider.