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In der öffentlichen Wahrnehmung rangiert MediaTek hinter Qualcomm, Samsung und anderen Chip-Herstellern. Dabei zählen die Taiwaner seit geraumer Zeit zu den fünf größten Halbleiterherstellern der Welt, auch, weil von vielen Verbrauchern unbemerkt MediaTek-Lösungen in zahlreichen Fernsehern, Blu-ray-Playern und WLAN-Lösungen stecken.
Nachdem das Unternehmen Anfang März im Rahmen des MWC mehrere Neuheiten im Bereich der Mittel- und Oberklasse wie den MT8173 angekündigt hat, stand Hardwareluxx nun Siegmund Redl, Vice President und General Manager Corporate Marketing für ein Gespräch im Vorfeld der CeBIT zur Verfügung. Im Mittelpunkt standen dabei vor allem die aktuellen Produkte, aber auch die kurz- und mittelfristige Entwicklung. Zu dieser gehört laut Redl nicht nur die Markteinführung der neuen Chips, sondern auch die Integration neuer Mitarbeiter. Denn im Zuge des Wachstums der vergangenen Monate plant MediaTek die Einstellung von 2.000 neuen Mitarbeitern bis zum Jahresende. Ein Vorgang, so der Marketing-Spezialist, der angesichts von derzeit 11.000 Angestellten viel Aufmerksamkeit erfordert, um das bestehende Gefüge nicht zu gefährden.
In Hinblick auf das Produktportfolio ließ Redl sich allerdings nicht immer in die Karten schauen. Befragt nach einem von ASUS erwähnten MediaTek-SoCs für Wearables wollte er keine Details nennen, gab jedoch preis, dass sowohl das Internet of Things als auch Smartwatches und Co. auf absehbare Zeit eine große Rolle für das Unternehmen spielen werden. Hierfür hat man eigens die MediaTek Labs geschaffen, über die man eng mit Entwicklern zusammenarbeitet, beispielsweise in dem man einen Erfahrungsaustausch und Referenzdesigns bietet. Hinsichtlich der letztendlich eingesetzten Plattformen ist man Redl zufolge aber offen. Er ließ aber erkennen, dass die von ASUS und anderen geäußerte Kritik an der mangelnden Effizienz von Android Wear berechtigt ist. Denn im Vergleich zu anderen Betriebssystemen würde Googles Ableger sehr viel Leistung benötigen, im Umkehrschluss aber auch mehr Möglichkeiten bieten. Ob man in Entwicklung anderer Wearable-Plattformen involviert ist, blieb offen.
Vorteile bei Multi-Kern-Lösungen, Nachteile bei LTE
Mehr Details gab Redl dann aber beim Thema SoCs preis. MediaTek habe sich dank der Investitionen in Einsteiger- und Mittelklasse-Chips einen großen Marktanteil sichern können, auch die Zusammenarbeit mit jungen Smartphone-Herstellern habe sich ausgezahlt - genannt wurden hier unter anderem Wiko und Kazam. Diesen Partnern habe man vergleichsweise leistungsstarke Chips bieten können. Denn hier habe es sich als Vorteil erwiesen, dass man früh in 64 Bit und Quad- sowie Octa-Core-Lösungen investiert habe, „der Mitbewerber aus Südkalifornien“ habe hier zunächst ein wenig den Anschluss verpasst.
Dieser, gemeint ist Qualcomm, habe im Gegenzug jedoch einen deutlichen Vorsprung in Sachen LTE. Diesen Vorsprung, so Redl, wolle man in den kommenden Monaten verringern, ein Grund für ein diesjähriges Entwicklungsbudget in Höhe von etwa 1 Milliarde US-Dollar. Vor allem in Hinblick auf Carrier Aggregation bestehe größerer Nachholbedarf, um immer schnellere Modems anbieten zu können. Zufrieden ist man hingegen mit den derzeit genutzten zwei grundsätzlichen Konstruktionen. Deshalb werde man am Modell, sowohl SoCs auf Basis von Big.Little als auch von gleichen CPUs festhalten - wie schon die MWC-Neuheiten MT6753 und MT8173 zeigen. Zumindest vorerst beibehalten wird auch die Grenze in Hinblick auf die Zahl der CPU-Kerne. Mit acht Kernen hatte MediaTek früh für Aufsehen gesorgt, sich aber auch Spott eingefangen. Dass man in Summe jedoch alles richtig gemacht hat, so Redl, zeigt das Nachziehen der Konkurrenz. Dass in absehbarer Zeit aber zwölf oder gar 16 Kerne zum Einsatz kommen, sieht er nicht. Für MediaTek stehe stattdessen eher im Vordergrund, mehr und mehr Aufgaben auf die GPU zu übertragen.
Eigene Designs sind nicht geplant
Eine klare Absage erhielten eigene Designs, wie Qualcomm sie nutzt. Redl zufolge seien hierfür hohe Investitionen nötig, die sich am Ende aber nicht immer auszahlen würden. Das Beispiel 64 Bit zeige zudem, dass eine einzige Fehlentscheidung zu einem großen technologischen Aufholbedarf führen kann - Qualcomm hatte die ARMv8-Architektur unterschätzt und musste deshalb längere Zeit die Standard-CPUs statt eigener Entwicklungen nutzen. Sein Unternehmen habe gute Erfahrungen damit gemacht, ARM-CPUs zu verwenden und aus diesen die „letzten Prozente“ herauszukitzeln, so Redl. In einem anderen Punkt seien die Taiwaner aber auf einer Stufe mit den der US-Konkurrenz. Denn befragt nach der Meinung zu den vermehrten Eigenentwicklungen von Smartphone-Herstellern wie Samsung und LG zeigt der Manager sich vergleichsweise entspannt. Denn nach eigener Einschätzung hätten die etablierten Anbieter einen großen Erfahrungsvorsprung und eher die Möglichkeit, schnell auf sich verändernde Anforderungen zu reagieren. Die einzige Ausnahme sei Apple. Dort, so die Meinung, sei viel Know How vorhanden.
Am Ende musste Redl Qualcomm aber doch den Vortritt lassen. Denn in Sachen Brand und Bekanntheit müsse MediaTek noch viel wettmachen. Deshalb arbeite man seit einiger Zeit daran, die eigene Marke zusammen mit Herstellern und Providern bekannter zu machen.