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Spätestens seit dem Start der ersten Ryzen-Generation wirkt Intels Produktpolitik auf Außenstehende planlos und hektisch. Ein Eindruck, der nun ein weiteres Mal bestätigt wird. Denn kurzerhand streicht das Unternehmen gleich zwei Prozessoren, die sich als nicht konkurrenzfähig entpuppt haben. Dabei sind der Core i5-7640X und Core i7-7740X nicht einmal ein Jahr alt.
Vorgestellt wurden die beiden Chips im Rahmen der Computex 2017, Mitte Juni startete der Verkauf. Schon zu diesem Zeitpunkt stellte sich die Frage, welche Lücke die beiden Kaby-Lake-X-Vertreter schließen sollen. Denn der Namenszusatz X entpuppte sich nicht nur im Test des Core i7-7740X als eine Art Mogelpackung. Zwar nutzen beide Prozessoren den Sockel 2066 und den X299-Chipsatz, doch die daraus resultierenden Vorteile gegenüber den Non-X-Prozessoren verweigerte Intel ihnen fast völlig. So wurde der offiziell unterstützte Speicher zwar auf DDR4-2666 angehoben, während die Kaby-Lake-S-Chips mit DDR4-2400 auskommen mussten. Doch weder gab es Quad-Channel-Support, Intel Turbo Boost 3.0 oder mehr als vier CPU-Kerne. Und auch die Zahl der PCI-Express-3.0-Lanes blieb auf 16 Stück begrenzt. Die echten X-Prozessoren (Skylake-X) bekamen hingegen 28 oder 44 Gen3-Lanes spendiert.
Intel sprach zwar von einem höheren Overclocking-Potential - erkauft das aber unter anderem mit einer auf 112 W angehobenen TDP - sowie zusätzlichen Features, doch die Herkunft der beiden Prozessoren ließ sich nicht verstecken. Letztlich waren und sind der Core i5-7640X und Core i7-7740X nicht viel mehr als ein Core i5-7600K und Core i7-7700K, die unter anderem Namen angeboten werden und eine im Vergleich deutlich teurere Plattform benötigen. Der minimal höhere Basistakt 4,3 statt 4,2 GHz und 4,0 statt 3,8 GHz täuschen darüber nicht hinweg. Wer Kaby Lake-X dennoch den Vorzug gab, dürfte sich anschließend unter Umständen über den hohen Energiebedarf geärgert haben. Denn im Test genehmigte sich beispielsweise der Core i7-7740X zwischen 7 und 34 % mehr als ein Core i7-7700K.
Intel selbst spricht in der nun veröffentlichten Product Change Notification davon, dass Kunden vermehrt zu anderen Modellen greifen würden. Das zeigt auch der Blick auf die Entwicklung der Preise. Waren der Core i5-7640X und Core i5-7600K sowie der Core i7-7740X und Core i7-7700K zum Start jeweils gleich teuer, klaffen nun Lücken zwischen den Paaren. So müssen für einen Core i5-7600K noch immer etwa 195 Euro gezahlt werden, einen Core i5-7640X gibt es hingegen schon für 160 Euro. Wer dennoch zu Kaby Lake-X greifen will, hat noch einige Wochen und Monate Zeit. Bis zum 10. August will Intel Bestellungen von Partnern akzeptieren, bis zum 30. November sollen die beiden Prozessoren dann noch gefertigt werden.
Eine Lücke hinterlassen der Core i5-7640X und Core i7-7740X in Intels Sortiment nicht. Denn mit Coffee Lake-S werden inzwischen leistungsfähigere Modelle angeboten, die ohne teure X299-Plattform, allerdings ebenfalls ohne Quad-Channel-Interface und mit lediglich 16 PCI-Express-3.0-Lanes auskommen müssen.