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Die vermeintliche Präsentation der nächsten Generation des High-End-Desktop-Prozessors mit 28 Kernen bei 5,0 GHz durch Intel sorgte auf der Computex 2018 für einigen Wirbel. Natürlich versucht sich Intel gegenüber AMD und den Ryzen-Threadripper-Prozessoren mit bis zu 32 Kernen bestmöglich darzustellen, die Art und Weise wie Intel mit der (nicht vorhandenen) Informationslage umgegangen ist, darf allerdings als kritikwürdig bezeichnet werden.
Die Kollegen von Anandtech sind einigen der wichtigsten Fragen nachgegangen und haben dazu auch einige interessante Antworten erhalten. So bliebt zunächst einmal festzuhalten, dass es sich um einen übertakteten Prozessor gehandelt hat. Einen Boost-Takt von 5,0 GHz auf 28 Kernen werden wir so schnell nicht für einen Prozessor in den Standardeinstellungen sehen. Daran schließt sich auch die Frage an, um welchen Prozessor es sich genau handelt. Wir sind davon ausgegangen, dass Intel einen Cascade Lake-SP mit 28 Kernen verwendet hat. Denkbar wäre aber auch eine „einfache Umsetzung" eines Xeon Platinum 8180 mit 28 Kernen. Letztendlich beantwortet werden kann die Frage nicht, da Intel sich nicht genauer äußert.
Keine Antwort auf die Frage kann dass eingesetzte Mainboard geben. Sowohl ASUS als auch Gigabyte stellten ihre Systeme mit dem 28-Kern-Prozessor aus, mussten diese aber auf Anfrage von Intel schnell wieder im Stand entfernen. Die Mainboards sahen weitestgehend wie solche für den Server- und Workstation-Einsatz aus. Eine Spannungsversorgung mit mehr als einem Dutzend Spannungsphasen kommt hier zum Einsatz. Welcher Chipsatz genau verwendet wurde, ist nicht bekannt. Es dürfte sich aber ohnehin nicht um ein finales Design gehandelt haben – egal was nun genau zum Einsatz gekommen sein sollte.
Um einen 28-Kern-Prozessor bei 5 GHz überhaupt betreiben zu können, muss die Kühlung entsprechend gut gewesen sein, denn die Leistungsaufnahme ist beachtlich. Bereits ein Intel Core i9-7980XE verbraucht übertaktet fast 1.000 W. Den Xeon Platinum 8180 führt Intel mit einer Thermal Design Power von 265 W, allerdings mit einem deutlich niedrigeren Takt. Egal ob nun auf Basis von Skylake-SP oder Cascade Lake-SP, beide Generationen werden in 14 nm gefertigt und dürften sich hinsichtlich der Leistungsaufnahme nicht großartig unterscheiden. Für 28 Kerne bei 5 GHz ist davon auszugehen, dass die Leistungsaufnahme bei 1.500 bis 1.600 W gelegen haben sollte.
Um die Abwärme abführen zu können, setzte Intel eine Wasserkühlung mit Chiller ein. Dieser erreicht eine Kühlleistung von 1.770 W und kann diese Energie nutzen, um das Wasser herunter zu kühlen. Wie kalt das Wasser letztendlich gewesen ist, wollt Intel nicht verraten.
In unseren Augen war die Präsentation eines solchen Systems ohne Nennung weiterer technischer Daten alles andere als ideal. Intel hätte zunächst einmal erklären sollen, welche Hardwarebasis hier zum Einsatz kommt. Außerdem hätte klarer differenziert werden müssen, dass es sich um eine Overclocking-Demo gehandelt hat, die dann allerdings keinerlei Praxisrelevanz darstellt. Bei der aktuellen Informationslage ist die Demo von Intel als mehr oder weniger wertlos zu betrachten.
AMD hat es vorgemacht. Hier zeigte man einen Vergleich des Ryzen-Threadripper mit 24 Kernen gegen den Intel Core i9-7980XE mit 18 Kernen und spielte weitestgehend mit offenen Karten.