Werbung
Der größte Fehlschlag in Intels jüngerer Vergangenheit ist ohne Zweifel die Cannon-Lake-Generation. Zunächst gab es Verzögerungen, dann kam mit dem Core i3-8121U lediglich ein Modell auf den Markt - und das auch nur in homöopathischen Dosen. Inzwischen erscheint es fraglich, ob sich die Lage irgendwann ändern wird. Denn Google verzichtet auf die komplette Generation.
Grundsätzlich dürfte Google ein eher schlechter Gradmesser für Prozessorentwicklungen sein, vor allem in Bezug auf Intel. Doch bei Cannon Lake könnte dies anders sein, was 9to5Google an zwei Details festmacht.
Bereits einige Woche zurück liegt die Vorstellung des Pixel Slate. Das neue Tablet auf Basis von Chrome OS ist das derzeitige Aushängeschild der Plattform und soll zeigen, wie gut sich das Betriebssystem auch auf einem derartigen Gerät nutzen lässt. Entsprechend verlässt Google sich auf vergleichsweise potente Intel-Prozessoren. Kunden haben dabei die Wahl zwischen einem Core m3, Core i5 und Core i7 sowie einem Celeron-Modell. Die drei erstgenannten entstammen laut Google der 8. Core-Generation, was bei Intel inzwischen keine große Aussagekraft mehr hat. Erwähnenswert ist das aufgrund einer im Verborgenen vorgenommen Änderung: Laut 9to5Google sei das Pixel Slate ursprünglich auf Basis von Cannon Lake entwickelt worden, worauf der Quellcode von Chrome OS klar hingewiesen hat - der Codename der Hardwareplattform lautete Meowth. Doch im inzwischen eingetroffenen Testmuster steckt die Plattform Nocturne, Googles Bezeichnung für Kaby Lake Refresh. Diesen Wechsel erklärt man mit den Fertigungsproblemen bei Intel, über die Google frühzeitig informiert wurde und entsprechend die notwendigen Änderungen einleiten konnte.
Nun aber haben die Chrome-OS-Entwickler damit begonnen, jeglichen Verweis auf Meowth, Zoombini (die ursprüngliche Pixel-Slate-Referenzboard) und Cannon Lake aus dem Quellcode zu entfernen. Stattdessen ist an ersten Stellen die Bezeichnung Dragonegg zu finden. Dabei handelt es sich den Recherchen zufolge um ein neues Referenzboard für ein noch unbekanntes Chrome-OS-Gerät, in dem Intels Ice-Lake-Generation zum Einsatz kommen soll. Vor dem Hintergrund, dass der Quellcode nicht nur für Googles eigene Chrome-OS-Systeme verwendet wird, sondern auch von diversen OEMs für ihre Chromebooks, ist dies ein überraschender Schritt. Zwar ist es für Acer, Lenovo und andere so nicht unmöglich, Cannon-Lake-basierte Chrome-OS-Systeme zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, es wird aber deutlich schwerer und wäre vor allem eine Premiere; bislang sollen alle OEMs lediglich die von Google im Quellcode berücksichtigten Prozessoren verwendet haben.
Deshalb gilt es als wahrscheinlicher, dass es kein Chrome-OS-System mit Cannon-Lake-Chip geben wird. Ob Google und seine Partner entsprechend im nächsten Jahr keine neuen Modelle vorstellen oder auf ältere Prozessoren zurückgreifen werden, ist völlig offen. Spannender ist jedoch die Frage, warum Google die unter keinem guten Stern stehende Generation überspringt. Als denkbar werden vor allem zwei Gründe genannt: Intel hat in der Zwischenzeit so massive Änderungen an Cannon Lake vorgenommen, dass umfangreiche Änderungen an Hardware und Software notwendig sind, oder aber die Prozessorgeneration wurde entgegen anderen Aussagen doch gestrichen. Intel hat immer wieder dementiert, dass die Arbeiten an Cannon Lake eingestellt worden sein. Allerdings musste das Unternehmen zuletzt mehrfach zurückrudern und im Vorfeld getätigte Aussagen revidieren, beispielsweise in Hinblick auf die umfangreichen Probleme mit der 10-nm-Fertigung. Nach aktuellem Stand wird Ice Lake im Jahr 2020 an den Start gehen.