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Das Highlight hat Qualcomm für den letzten Tag des Snapdragon Tech Summit 2018 aufgehoben. Denn mit dem Snapdragon 8cx hat das Unternehmen ein neues SoC vorgestellt, das direkt auf Intel zielt und für echte Konkurrenz im Bereich der kompakten Notebooks sorgen dürfte. Immerhin soll es sich nach eigenen Angaben um den bislang schnellsten Snapdragon-Chip handeln.
In der Geschichte der Snapdragon-Familie habe es noch nie eine derartige Leistungssteigerung gegeben, so Qualcomm. Denn sowohl CPU als auch GPU legen im Vergleich zum Vorgänger Snapdragon 850 deutlich zu. Wer die beiden ersten Windows-on-Snapdragon-Chips für ihre schwache Performance kritisiert hat, dürfte sich entsprechend bestätigt fühlen. Allerdings unterschlägt man dann die Tatsache, dass schon der Snapdragon 835 im Alltag unter optimalen Bedingungen nicht von einem Intel Core i5 der 15-W-Klasse zu unterscheiden war, wie der Test des ASUS NovaGo gezeigt hat. Mit dem Mehr an Leistung dürfte das künftig nicht mehr nur für den Idealfall gelten.
In der Spitze - Qualcomm spricht von Peak Performance - sollen CPU und GPU die gleiche Leistung wie ein nicht näher genannter Core i5 von Intel mit einer TDP 15 W bieten. Entscheidender Unterschied: Der Snapdragon 8cx kommt mit 7 W aus.
Als Basis für den neuen Notebook-Chip fungiert der gestern vorgestellte Snapdragon 855. Allerdings hat Qualcomm vor allem bei CPU und GPU Änderungen vorgenommen. Ersteren Part bilden je vier Performance- und Efficiency-Kerne, bei denen es sich um ARM Cortex-A76 und -A55 handelt. Die jeweils maximalen Taktraten variieren je nach Endgerät, die ausgestellten Demo-Systeme von ASUS liefen in der Spitze mit 2,75 GHz. Der Aufbau entspricht dem Big.Little-Konzept - anders als beim Snapdragon 855. Der gesamte Cache umfasst 10 MB, eine Aufschlüsselung für die einzelnen Kerne gibt es bislang aber nicht. Die GPU hört auf den Namen Adreno 680. Gegenüber der im Snapdragon 850 verbauten Adreno 630 soll die Leistung doppelt so hoch ausfallen, was etwa 1.400 GFLOPs - etwas mehr als bei AMDs Vega 8 - bedeuten würden. Aufgebohrt hat Qualcomm aber auch die Speicheranbindung. Hier gibt es acht statt vier 16-Bit-Kanäle, unterstützt wird aber wie auch der Snapdragon 855 LPDDR4X. Angaben zur maximalen Geschwindigkeit gibt es nicht, hier dürfte es jedoch bei 2.133 MHz bleiben. Unverändert vom Snapdragon 855 übernommen worden sind der DSP Hexagon 690 sowie der ISP Spectra 380. Ersterer übernimmt unter anderem die Integration von Amazon Alexa sowie KI-Aufgaben.
Zum Funktionsumfang des Snapdragon 8cx gehören unter anderem das Ansprechen von zwei externen 4K-Displays mit jeweils bis zu 60 Hz zusätzlich zum ins System integrierten Display (maximal 4K), das Einbinden von NVMe-SSDs, die Unterstützung von USB 3.1 mitsamt Typ-C-Port und das schnelle Laden über Quick Charge 4+. Das WLAN-Modul bietet die Standards 802.11ac und ad, Bluetooth wird bis Version 5 unterstützt. Ebenfalls Bestandteil des SoCs ist das X24-LTE-Modem, das im Downstream bis zu 2 GBit/s ermöglicht; Pläne für die zusätzliche Integration des X50-Modems für die Nutzung in 5G-Netzen gibt, Details will man aber erst 2019 verraten. Die GPU bietet die aktuelle DirectX-12-Version, via Bluetooth kann aptX HD genutzt werden. All das führt zu einem für Snapdragon-Verhältnisse trotz 7 nm großen Die mit 13,5 x 8,3 mm. Dennoch soll das neue SoC sparsamer arbeiten und erneut sehr lange Laufzeiten ermöglichen. Die Rede ist von mehr als 25 Stunden - laut Qualcomm bezieht sich dies aber nicht auf einfache Aufgaben wie die Wiedergabe lokal hinterlegter Videos.
Was bislang neben einigen technischen Details fehlt sind vor allem Ankündigungen von Geräten. Zwar sollen erste Partner bereits Chips zu Testzwecken erhalten haben, doch erst im dritten Quartal 2019 sollen erste Rechner im Handel landen. Das deutet darauf hin, dass die Computex 2019 als Bühne für Vorstellungen genutzt werden soll. Interessant dürften dann vor allem die Preise werde. Denn der Snapdragon 8cx soll als Premiumlösung oberhalb des im Angebot bleibenden Snapdragon 850 platziert werden. Unabhängig davon wird aber auch an der weiteren Verbesserung des Software-Angebots gearbeitet. Eine native Version eines Chromium-basierten Browsers befindet sich nach wie vor in Entwicklung, auch Firefox soll in einer ARM64-Fassung erscheinen. Für Unternehmen dürfte hingegen Windows 10 Enterprise interessant sein. Die spezielle Version des Betriebssystems soll endlich auf Windows-on-ARM-Geräten lauffähig sein, was den Druck auf Intel weiter erhöhen dürfte.