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Z490, H470 und B460

Intel und die Frage des RAM/CPU-Overclockings

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Intel und die Frage des RAM/CPU-Overclockings
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Derzeit wird im Zusammenhang mit den Comet-Lake-S-Prozessoren viel über den Betrieb innerhalb gewisser Vorgaben, Spezifikationen und unter bestimmten Voraussetzungen diskutiert. Unser Test des Core i9-10900K und Core i5-10600K hat gezeigt: Die Leistung der Prozessoren sollte immer unter bestimmten Voraussetzungen bewertet werden.

Einerseits macht Intel bestimmte Vorgaben, an die sich der Hersteller aber nicht in allen Punkten halten muss. So sehen die von Intel veröffentlichten Spezifikationen zu den Prozessoren aus:

Gegenüberstellung von PL1, PL2 und Tau
  PL1 PL2 Tau
Intel Core i9-10900K 125 W 250 W 56 s
Intel Core i9-10900K (ASUS Optimierung) 4.095 W 4.095 W 56 s
Intel Core i7-10700K 125 W 229 W 56 s
Intel Core i5-10600K 125 W 182 W 56 s
Intel Core i5-10600K (ASUS Optimierung) 250 W 250 W 56 s
Intel Core i9-9900KS 127 W 159 W 28 s
Intel Core i9-9900K 95 W 119 W 28 s

Eine zusätzliche Komplexität kommt nun hinzu, da Mainboardhersteller die Prozessoren entweder in den diesen Limits oder mit eigenen Optimierungen betreiben können. Im Falle eines ASUS ROG Maximus XII Extreme sehen diesen für den Core i9-10900K ein PL1 und PL2 von 4.095 W (quasi unlimitiert) vor, während das Tau auf 56 s gesetzt wird. Scheinbar sind diese Zeitvorgaben nicht immer ganz stabil, so dass die Prozessoren gerne gar nicht mehr vom PL2 auf das PL1 zurückfallen, was bei identischen Vorgaben für PL1 und PL2 keinen Sinn machen würde.

Beim Intel Core i5-10600K stellt sich die Situation so dar, dass dieser in unseren Tests sein PL2 von 182 W gar nicht erreicht hat. Dennoch sieht ASUS auch hier eine Optimierung vor, wie sich der Prozessor dauerhaft 250 W genehmigen kann. Für die Non-K-Modelle gibt es die üblichen Vorgaben für ein PL2 = PL1 x 1,25 und ein Tau von 28 s, aber auch diese sind reine Makulatur, denn die Mainboard-Hersteller erhöhen hier ebenfalls die Power Limits.

Beim ersten Boot-Vorgang des ASUS ROG Maximus XII Extreme fragt das BIOS nach dem Post, ob ein Betrieb innerhalb der Limits oder ohne Limits erfolgen soll. So bekommt der Nutzer zumindest die Chance zu erkennen, wie sein Prozessor betrieben wird. Erst im BIOS werden die genauen Zahlen ersichtlich.

K-Modelle und Z490

Alle K-Modelle verfügen über einen offenen Multiplikator. Auf einem Mainboard mit Z490-Chipsatz bekommt der Nutzer (und auch Mainboard-Hersteller) alle Freiheiten. Sowohl der Prozessor, als auch der Speicher kann nach Belieben übertaktet werden. Natürlich stehen außerdem die XMP-Profile zur Verfügung.

Vorgaben gibt es hier quasi keine. Alles, was die Hardware dank der Kühlung mitmacht, wird hier möglich.

Non-K-CPUs mit höheren Power Limits und mehr Basis-Takt

Mit den Comet-Lake-S-Prozessoren gewährt Intel seinen Mainboard-Partnern offenbar etwas mehr Spielraum und diese wissen diesen zu nutzen. So gibt es bei den Non-K-Modellen von Intel die üblichen Vorgaben von PL2 = PL1 x 1,25 und ein Tau von 28 s. Doch auch diese sind nicht in Stein gemeißelt.

Als erstes machte ASRock mit einem BFB (Base Frequency Boost) auf sich aufmerksam. Darüber ermöglicht wird ein höheres PL1, was letztendlich bedeutet, dass die Prozessoren auf dem neuen PL1 einen höheren Basistakt bieten. Bei ASUS heißt diese Funktion APE (ASUS Performance Enhancement) und auch MSI setzt höhere Power-Limits.

Nicht jedes Mainboard der Hersteller unterstützt diese Art der höheren Power-Limits und je nach Modell fallen die Werte unterschiedlich aus. Bei den Modellen von ASUS mit H470- und B460-Chipsatz sind es fast immer 125 W. Einzige Ausnahme bildet das ROG Strix B460-F Gaming, welches 210 W freigibt.

Beim BFB von ASrock kann das PL1 auf 125 W eingestellt werden, was von 65 W ausgehend fast einer Verdopplung entspricht. Bei MSI wird wieder je nach Modell unterschieden. Wir bewegen uns im Bereich von 135 bis 255 W.

Die Frage nach der Garantie

Für den Käufer eines Comet-Lake-S-Prozessors stellt sich natürlich die Frage, ob und in welchem Rahmen die Garantie von Intel solche Maßnahmen der Mainboard-Hersteller abdeckt.

Intel gewährt auf seine aktuellen Prozessoren eine dreijährige Garantie. Eine Ausnahme bildete der Core i9-9900KS, der nur ein Jahr zugesprochen bekommen hat. Begründet wurde dies mit der begrenzten Verfügbarkeit dieses Sondermodells. Zu seinen aktuellen Prozessoren sagt Intel im Zusammenhang mit dem Overclocking und XMP:

"Verwenden Sie Übertaktung und haben Sie Intel XMP, eine Art von Speicherübertaktung, aktiviert und verwenden Sie es über die Spezifikationen hinaus, die im Rahmen der Garantie abgedeckt sind? 

Eine Änderung der Frequenz und/oder Spannung über die Spezifikationen von Intel hinaus kann die Ungültigkeit der Prozessorgarantie zur Folge haben. Beispiele: Übertaktung und die Aktivierung von Intel XMP, eine Art von Speicherübertaktung, und deren Verwendung über die angegebenen Spezifikationen hinaus kann die Ungültigkeit der Prozessorgarantie zur Folge haben. Wenn ein übertakteter Prozessor im Performance Tuning Protection Plan (PTPP) registriert war, deckt der Plan nur den Prozessorersatz, jedoch keinen Speicherersatz ab."

Grundsätzlich gewährt Intel also keinerlei Garantie, wenn der Prozessor übertaktet wird, es sei denn er war im PTPP registriert. Ein RAM-OC wird grundsätzlich nicht abgedeckt, allerdings liegt der Speicher auch nicht in der Verantwortung von Intel.

Was den Betrieb der Comet-Lake-S-Prozessoren mit höheren Power-Limits betrifft, wird dies natürlich nicht von der Garantie abgedeckt, allerdings dürften sich daraus in der Praxis kaum Probleme ergeben. Der DIY-Markt ist im Vergleich zum OEM-Geschäft recht klein und hier werden solche Maßnahmen nicht angewendet. Ein Nutzer, der seinen Core i5-10400 auf einem Mainboard mit H470-Chipsatz bei 250 W betreibt, wird diese 250 W auch nicht dauerhaft durch den Prozessor jagen können – wenn die 250 W überhaupt jemals anliegen. Das höhere Power-Limit ermöglicht einen höheren Takt mit einer ebenso angehobenen Spannung. Wird der Prozessor zu warm, drosselt er sich selbst wieder ein. Beschädigungen sind auf diese Art und Weise praktisch ausgeschlossen.

Es ist für Intel zudem nicht möglich, zu erkennen, ob der Prozessor nun innerhalb der Limits betrieben wurde oder nicht. Eine Art Logging können die Prozessoren nicht durchführen. Extreme Schadensbilder, wie zu früheren Zeiten ohne die Sicherheitsmechanismen, gibt es nicht mehr. Dennoch fehlt es an einer klaren Aussage seitens Intel, ob die höheren Power-Limits nun ein Overclocking sind, oder nicht.