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Bereits häufiger versuchte sich Qualcomm daran, einen SoC auch für Notebooks zu etablieren. Zwar gab und gibt es durchaus einige Modelle von diversen Herstellern, die auf einen Snapdragon 7c, 8c oder 8cx Gen 2 gesetzt haben, so wirklich durchsetzen konnte sich diese Modelle aber nicht gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem Hause Intel.
Nun aber wagt man einen neuen Anlauf und Basis dessen soll ein SoC sein, der unter dem Codenamen Oryon entwickelt wurde. Nicht mehr die abgewandelten Kryo-Kerne stecken dahinter, sondern die vom ehemaligen Nuvia-Team entwickelten ARM-Kerne. Nuvia war mit der Entwicklung eines Serverprozessors auf ARM-Basis beschäftigt, als Qualcomm das Unternehmen Anfang 2021 kaufte. In Form des Snapdragon X Elite wurde dieser SoC nun auf dem Snapdragon Sumit auf Hawaii offiziell vorgestellt.
Gefertigt werden soll der Snapdragon X Elite in 4 nm. Anstatt eines sonst üblichen Hybrid-Designs mit schnellen und langsamen Kernen kommen bei Oryon ausschließlich Hochleistungkerne zum Einsatz – 12 an der Zahl. Diese sollen allesamt mit einem Takt von 3,8 GHz arbeiten können. Im Falle einer Single-Threaded-Anwendung bzw. unter bestimmten Bedingungen ist auch ein Boost von 4,3 GHz auf zwei Kernen möglich. Die L1- und L2-Caches kommen auf eine Kapazität von insgesamt 42 MB.
Zusammen mit den 12 Kernen bietet der Snapdragon X Elite ein Speicherinterface für LPDDR5X-8533, über das eine Speicherbandbreite von 136 GB/s erreicht wird. 16 oder 32 GB an Arbeitsspeicher dürften wir letztendlich in den Notebooks wiederfinden, die mit dem neuen SoC ausgestattet sind. Bis zu 64 GB sind theoretisch möglich.
Laut der eigenen Leistungsprognosen kommt der Snapdragon X Elite auf die doppelte Leistung eines 10- oder 12-Kern-Chips der Konkurrenz. Gemeint sind hier sicherlich die Alder-Lake-Modelle von Intel. Leider ist in den Fußnoten nicht vermerkt, welche Prozessoren der Konkurrenz Qualcomm an dieser Stelle heranzieht. Im Diagramm lässt sich das Leistungsplus über die gesamte Kurve ableiten – von 10 bis 50 W TDP. Bei gleicher Leistung soll der Snapdragon X Elite nur ein Drittel der Leistungsaufnahme benötigen.
Selbst gegenüber einem 14-Kern-Prozessor spricht Qualcomm noch davon, um bis zu 60 % schneller zu sein bzw. auch hier ist die Rede davon, dass bei gleicher Leistung nur ein Drittel der Leistungsaufnahme notwendig ist.
Basieren soll die Daten auf dem Geekbench 6.1 und entsprechenden Multi-Threaded-Tests. Da hier ein ARM- gegen ein x86-Design verglichen wird, sind die Leistungsdaten des Benchmarks natürlich so nicht zwangsläufig auf alle Anwendungen übertragbar.
Die in den Snapdragon X Elite integrierte GPU hört auf den Namen Adreno GPU und soll um 80 % schneller als die integrierte Lösung von Intel sein. Einen Vergleich zu den mobilen Ryzen-Prozessoren bietet man auch hier nicht an. Hier soll die Effizienz noch einmal deutlich höher sein und bei gleicher Leistung verbraucht die Adreno-GPU nur ein Fünftel dessen, was der Chip der Konkurrenz benötigt.
Da dedizierter KI-Beschleuniger immer wichtiger werden, ist natürlich auch ein solcher mit an Bord. Die von Qualcomm integrierte NPU kommt auf eine Rechenleistung von 45 TOPS und unterstützt unter anderem das Datenformat INT4.
In den zwei Spectra-ISPs sitzt ebenfalls eine NPU, die sich direkt um die Verarbeitung einiger Foto- und Videoinhalte kümmert. Unterstützt wird ein Kamerasensor mit bis zu 64 Megapixeln, es ist aber auch möglich, zwei Sensoren mit jeweils 32 Megapixeln zu verarbeiten. Videoaufnahmen sind mit 4K HDR möglich, was im Notebook aber kein allzu häufiger Anwendungsfall sein dürfte.
Eine Video Processing Unit (VPU) kann Videoinhalte in 4K60 in H.264, H.265 und AV1 encodieren. Ein Decoding ist sogar in 4K120 möglich und zudem wird hier dann VP9 unterstützt.
Das I/O-Angebot
Anders als bei einem Smartphone SoC muss der Snapdragon X Elite auch PCI-Express-Lanes bereitstellen. So kann eine NVMe-SSD per PCIe 4.0 angebunden werden. Für Massenspeicher ebenfalls zur Verfügung stehen SD 3.0 und UFS 3.0. Zudem unterstützt der Oryon-SoC das USB4-Protokoll. An Anschlüssen möglich sind 3x USB4, 2x USB3.2 Gen2 und 1x eUSB2.
Ebenfalls per PCI-Express angebunden ist eine M.2-Schnittstelle, in die dann ein entsprechender WLAN-Adapter gesteckt wird. Dieser kann ein Wi-Fi 7 unterstützen und funkt dementsprechend auch im 6-GHz-Netz. Ein Bluetooth 5.4 wird ebenfalls unterstützt.
Eine erste Einschätzung
Wie sich der Snapdragon X Elite am Markt schlagen wird, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Qualcomm hat große Ambitionen, aber man tritt auch in einen Markt ein bzw. versucht sich in einem Markt zu etablieren, der hart umkämpft wird. Intel ist und bleibt in den Notebooks der Branchen-Primus – daran haben auch zahlreiche gute Ryzen-Generationen wenig geändert. Ungleich schwerer dürfte es für Qualcomm werden.
Auf dem Papier ist natürlich auch Apple mit seinen MacBooks und den M-Chips ein Konkurrent. Allerdings operiert Apple in einer eher isolierten Rolle, da ein Käufer eines MacBooks sich wohl nicht aufgrund des SoCs für eben ein solches entscheidet.