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Für 2024 kündigte Tachyum an, die erste Hardware in Form des Prodigy-Prozessors fertigen zu wollen. Ab 2025 soll es die finale Hardware geben. Hard- und Software zur Emulation gibt es bereits, damit lassen sich die hochgesteckten Ziele aber sicherlich nicht erreichen. Der für 2020 angekündigte Prozessor hat es bis heute nicht auf einen Wafer geschafft – ein echtes Produkt gibt es selbst nach Jahren also noch nicht.
Nun hat man eine ATX-Plattform mit Prodigy-Prozessor vorgestellt, die "AI for All" ermöglichen soll. An konkreter Hardware gibt es aber wieder wenig zu sehen. Gezeigt wird nur ein ATX-Gehäuse, das was darin verbaut sein soll, gibt es nicht zu sehen. Alle technischen Daten entstammen einer Auflistung oder schematischen Zeichnungen.
Kernelement der Prodigy ATX-Plattform soll der Prozessor sein. Ab 48 Kernen geht es los, möglich sind aber auch 96 Kerne in einem Sockel. Die Kerne des Prodigy Universal Processor sollen dabei 5,7 GHz erreichen und das Achtkanal-Speicherinterface DDR5-6400 unterstützen. Auf dem gezeigten ATX-Mainboard soll Platz für zwei Speichermodule je Speicherkanal sein. Zudem gibt es drei PCIe-5.0-Slots, von denen einer mit den vollen 16 Lanes angebunden ist, die beiden weiteren mit jeweils acht. In drei M.2-Steckplätzen finden SSDs ihren Platz. Die Anbindung soll hier über PCIe 5.0 x4 erfolgen. Weiterhin vorgesehen sind sechs SATA-Anschlüsse.
Ein Baseboard Management Controller (BMC) sorgt auch für die grafische Ausgabe, wenngleich Tachyum hier einen HDMI-Anschluss erwähnt, der sonst in diesem Segment eher unüblich ist. Das verbaute Netzteil soll eine Leistung von 1.200 W bieten. Am Mainboard sind neben dem 24-Pin-ATX-Anschluss auch noch viermal ATX-8-Pin vorhanden.
Ein kleines Detail, welches sich zwischen den Zeilen verbirgt: Bisher sprach Tachyum immer von einem einzelnen Prozessor mit 192 Kernen. Im Dokument zur Prodigy ATX-Plattform wird verraten, dass ein solcher Prozessor mit 96 Kernen ein "half-die"-Lösung sei. Ein einzelner Prozessor kann als in zwei Instanzen unterteilt werden. Das ist aber auch mit anderen Prozessoren möglich – siehe NUMA bzw. SNC (Sub NUMA Clustering).
Tachyum begründet die Verfügbarkeit von Prozessoren mit 96 oder 48 Kernen auch damit, dass man die Ausbeute in der Chipfertigung damit besser steuern bzw. ausnutzen kann.
In Anbetracht der hohen Nachfrage an KI-Hardware hat Tachyum das Anwendungsgebiet für den Prodigy in den letzten Jahren deutlich verschoben. Er sollte immer schon ein Allround-Prozessor sein, der alles gut kann. Gerade Large Language Models (LLM) sollen nun auch eine Domäne des Prodigy sein. Mit einem eigenen Datenformat (TAI mit 2 Bit und TAI2 mit 4 Bit), optimiert auf KI-Anwendungen, soll ein einzelner Prodigy-Prozessor so leistungsstark wie 52 GH200 von NVIDIA sein. Das alleine wäre schon eine Revolution.
In diesem Vergleich bezieht man sich noch auf einen Prodigy-Prozessor mit 192 Kernen. Für die Prodigy ATX-Plattform sieht man allerdings "nur" 96 oder 48 Kerne vor. Aber auch dann soll das Training einer Chat-GPT-Instanz möglich sein, was mit einen einzelnen H100-Beschleuniger nicht möglich ist. Gleich 31 Llama2-Instanzen sollen auf Prodigy-Plattform lauffähig sein, typische x86-Systeme mit wieder einem H100-Beschleuniger sollen gerade einmal eine ausführen können.
Und so spricht Tachyum wieder über Zahlen, die einem Wunder gleich kommen. 5.000 im Vergleich zu 30.000 US-Dollar und dann noch die dutzendfache Leistung. Große Fragezeichen, vor allem aber viele Ausrufezeichen als Vorsichtsmaßnahme sind sicherlich mehr als angebracht.
Der Preis von 5.000 US-Dollar bezieht sich offenbar auf die kleinste Variante mit 48 Kernen und 256 GB an Arbeitsspeicher. Was die größere Variante mit 96 Kernen kosten soll, ist nicht bekannt. Auch völlig offen lässt man die Verfügbarkeit der Prodigy ATX-Plattform. Gerne dürfte auch die Hardware mal gezeigt werden, sofern es sie denn wirklich gibt.