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Es war eine gut gemeinte Idee der ARD, ihre Zuschauer mit einzubinden und am Ende vielleicht auch etwas gewinnen zu lassen, denn wirklich interaktiv war Fernsehen in den letzten Jahren trotz vieler verzweifelter Versuche nicht. Zuschauer konnten lediglich über bestimmte Hashtags, die zu Beginn einer Sendung und nach jeder Werbepause am oberen Bildschirmrand kurz eingeblendet wurden, „mittwittern“ oder sich auf Facebook an den Diskussionsrunden beteiligen, wobei es lediglich einzelne Posts in die Sendung schafften.
Mit „Quizduell“ und Moderator Jörg Pilawa sollten die rund 15 Millionen aktiven Spieler der Smartphone-App live gegen ein Team im Studio antreten. Das Team, welches nach sechs Fragenrunden die meisten richtigen Antworten gegeben hatte, sollte einen vorher im Studio ausgespielten Geldbetrag erhalten. Während dieser im Gewinnfall des Studio-Teams unter den jeweils vier Teilnehmern aufgeteilt werden sollte, sollte bei den Smartphone-Mitspielern per Zufallsgenerator der Gewinner bestimmt werden.
Gestern strahlte die ARD ihre neue „Quizduell“-Sendung zum ersten Mal aus und vermasselte dabei die Premiere. Schon vor der ersten Fragenrunde streikten die Smartphones – sie konnten keine Verbindung zu den Servern aufbauen. Trotzdem verkündete Jörg Pilawa stolz, dass seine neue Show über 180.000 registrierte Mitspieler zählen würde. Unterdessen konnten die vier Gymnasiallehrer im Studio in einer Powerrunde die Summe, über die gespielt werden sollte, bestimmen. 22.000 Euro gab es am Ende der Sendung zu gewinnen.
Hackerangriff? Zumindest technische Probleme
Jörg Pilawa gab dann schließlich bekannt, was vielen Nutzern vor den Fernsehern längst bekannt war: Die ARD-Server seien überlastet. Die Zuschauer im Studio könnten aber über die Abstimmgeräte mitmachen. Das waren zwar keine 180.000 aber immerhin ein paar, die für Team Deutschland antreten konnten. Nach der ersten Werbepause, in der gewohnt nach ARD-Manier im Vorabendprogramm für Abführmittel und Ginkobaum-Produkte geworben wurde, meldete sich der Moderator zurück und verkündete, dass man gehackt worden sei. Pilawa versuchte zunächst etwas Zeit zu schinden, befragte die Zuschauer nach ihren Antworten, zog dann aber das Programm mit den Studio-Gästen, die am Ende natürlich auch gewannen, durch.
Noch am Abend veröffentlichte der für die Produktion zuständige NDR ein Statement. Darin ist von einem angeblichen „Hack“, von dem Pilawa wenige Stunden zuvor noch live im Studio sprach, keine Rede. Vielmehr spielt man das Problem auf „technische Probleme“ herunter, bei denen man noch nicht ganz genau wisse, was das Problem eigentlich verursacht hatte. „Wir arbeiten daran, erstmals eine App live ins Fernsehen zu bringen. Bei der Premiere hat das nicht funktioniert – aber dank eines großartigen Jörg Pilawa war es ein höchst unterhaltsames Fernseh-Experiment.“, kommentierte Frank Beckmann, Koordinator Vorabend und Programmdirektor Fernsehen beim NDR. „Derzeit läuft die Ursachenforschung auf Hochtouren.“
Moderator Pilawa hatte im Vorfeld verraten, dass die Vorbereitungen zur Show „sehr intensiv“ gewesen wären. Er habe in den vergangenen Wochen viel über die Technik erfahren dürfen, auch wenn er nicht alles verstanden hätte. „Etwas Vergleichbares wie das "Quizduell" gebe es einfach nicht, denn "mehr Technik, als wir einbinden, geht eigentlich gar nicht. Es ist wirklich etwas Revolutionäres.“, sagte er in einem Interview.
Die „Quizduell“-Show hat den Sende-Platz von „Verbotene Liebe“ abgelöst und soll wochentags jeweils ab 18:00 Uhr starten. Ob es heute besser läuft, oder aber doch wieder „Verbotene Liebe“ gezeigt wird, bleibt abzuwarten.