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Lange Zeit war Steam die digitale Vertriebsplattform für PC-Spiele schlechthin, in der man als Kunde einen Großteil seiner gekauften Spieletitel zentral in einer einzigen Bibliothek aufbewahren und zu jeder Zeit erneut herunterladen konnte. Doch die Plattform kränkelt und scheint ihre einstige Monopolstellung so langsam aber sicher zu verlieren.
Wer vor wenigen Jahren PC-Spiele digital erwerben wollte, der kam um Steam nicht herum. Vereinzelt kam es sogar vor, dass Publisher lediglich den Clienten für den Download des Spiels auf den Datenträger ihrer Retail-Version packten. Für den Kunden hatte das Quasi-Monopol durchaus Vorzüge: Man hatte seine Spielesammlung stets zentral an einem Ort, wurde immer mit den neusten Updates versorgt und konnte außerdem den einen oder anderen Zusatzinhalt erwerben. Zudem hielten sich die Ausfallraten der Server in den letzten Jahren in Grenzen, die Download-Raten konnten meist selbst schnelle VDSL-Anschlüsse mit der vollen Geschwindigkeit bedienen.
In den letzten Wochen und Monaten aber zeichnete sich ein völlig anderes Bild ab: Nicht nur scheint die Plattform kräftig an Nutzern zu verlieren, wogegen Valve mit neuen Chat-Funktionen und sogar einem eigenen Streaming-Dienst gegenzusteuern versucht. Zusätzlich scheinen auch große Publisher der Plattform den Rücken kehren. So ist beispielsweise das derzeit wohl beliebteste Spiel „Fortnite“ nicht über Steam erhältlich und lediglich über den Game-Launcher von Epic Games verfügbar.
Andere große Spieletitel fehlen ebenfalls häufig. So betreibt die große Spieleschmiede Activision-Blizzard schon seit vielen Jahren für ihre Titel wie „World of WarCraft“, „Starcraft“, „Destiny“, „Overwatch“ oder „Diablo“ und „Hearthstone“ mit Battle.net eine eigene Plattform. Ubisoft unterhält für „Far Cry“, „Assassin’s Creed“ und Co. uPlay, bei Electronic Arts ist es für „FIFA“, „Battlefield“ und „Star Wars Battlefront“ Origin. Auch kommende Titel wie das erst zur E3 2017 im Juni angekündigte „Fallout 76“ oder der nächste „Call of Duty“-Teil werden – zumindest vorerst – nicht auf Steam erscheinen.
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Betreiben die großen Publisher ihre eigenen Download-Dienste, müssen sie zwar die Kosten für die Infrastruktur und die Zahlungssysteme selbst tragen, können dafür unter dem Strich aber mehr Umsatz für sich verbuchen, weil die Provisionen für die Drittanbieter-Plattform entfallen. Laut Gamepressure.com können das je nach Titel und Publisher gut und gerne mal bis zu 30 % sein. Hinzu kommt, dass man eigene Sales-Aktionen starten kann und Spieler mit kostenlosen Goodies auf seine Plattform ziehen kann. Electronic Arts hatte das mit der „Auf’s Haus“-Aktion in den letzten Monaten gerne getan, zuletzt aber eingestellt.
Steam verlor jüngst viele große Titel oder bekam diese erst Wochen nach dem offiziellen Launch. Für Spieler bedeutet dies, dass sie ihre Spielesammlung in den nächsten Jahren auf mehrere Plattformen verteilen müssen und keine Chance haben werden, auf die Entwicklung Einfluss zu nehmen. Zu dieser Fragmentierung kommt hinzu, dass die Publisher noch nicht ganz die Expertise von Valve besitzen. Besonders negativ fällt immer wieder Ubisofts uPlay auf, das nicht immer die höchsten Download-Raten bietet und teilweise über Stunden nicht erreichbar ist. Ein Login in die Plattform ist dann nicht mehr möglich, ein Spielen ebenfalls nicht mehr.