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Mit dem Start von Siri im Herbst 2011 bot Apple eine völlig neue Art der Smartphone-Bedienung. Statt wie bisher einfach nur fest hinterlegte Wörter und Wortfolgen erkennen zu können, waren nun nur noch bestimmte Schlüsselwörter notwendig, um Aktionen zu starten. Doch die Konkurrenz in Form von Google schlief nicht lange. Auch hier wurde bald danach eine Sprachsteuerung vorgestellt, mit Google Now zudem ein persönlicher Assistent, der weit über das Starten von Telefonaten oder Anlegen von Kalendereinträgen hinausging.
Inzwischen hat Google mit seinem Dienst klar die Führung übernommen, auch wenn es noch einige Punkte zu verbessern gilt. Eine Reaktion seitens Apple blieb weitestgehend aus. Zwar wurde die in iOS und OS X integrierte Suche Spotlight deutlich überarbeitet, ausgereicht hat es aber nicht. Inzwischen aber soll ein ganzes Team in Cupertino an einer neuen Lösung arbeiten, die die einzelnen Apple-Dienste zusammenfasst, um auf einen Blick alle notwendigen Informationen anzuzeigen und die Bedienung einfacher als bislang zu gestalten. Laut 9to5Mac hört das Projekt auf den Namen Proactive, was bereits andeutet, in welche Richtung Apple gehen will.
Denn der Google Now-Konkurrent soll nicht nur Termine, neue Nachrichten und das Wetter übersichtlich zusammenfassen, sondern Verhaltensmuster des Nutzers erkennen und Antworten bieten, bevor die Fragen gestellt werden. Die Apple-nahe Seite liefert mehrere Beispiele, wie dies umgesetzt werden soll. Startet der Nutzer morgens regelmäßig zu einer ähnlichen Uhrzeit die Facebook-App, soll im richtigen Moment eine Verknüpfung auf dem Proactive-Screen erscheinen. Ähnlich verhält es sich der Quelle zufolge bei einer Nummer, die regelmäßig zu bestimmten Zeiten angerufen wird. Aber auch andere Schlussfolgerungen sollen gezogen werden. Ist im Kalender ein Flug vermerkt und in Passbook eine passende Boarding-Karte hinterlegt, wird diese passend zur Boarding-Zeit mit weiteren Informationen in der Übersicht dargestellt. In den wesentlichen Punkten entspricht dies der Funktionalität von Google Now, was spätestens bei der vermuteten Navigations-Integration deutlich wird. Hier soll der Nutzer rechtzeitig über die Verkehrslage und empfohlene Routen informiert werden, als Grundlage würden hier der Kalender und Apple Maps fungieren.
Generell soll Apple planen, alle eigenen Dienste als Quellen zu verwenden. So kann die in Proactive integrierte Suche beispielsweise die Kontakte, iTunes oder auch einfach das Internet durchsuchen - Spotlight ist hingegen auf einige wenige Anwendungen beschränkt. Vorgesehen ist aber auch die Berücksichtigung von Drittanbieter-Applikationen. Die notwendige API soll jedoch keinen vollen Zugriff auf Proactive gewähren. Als Grund hierfür werden datenschutzrechtliche Bedenken genannt: Bei einem umfassenden Zugriff könnten sensible Daten an die Entwickler fliessen. Inwiefern dies zu Einschränkungen führt, geht aus dem Bericht nicht hervor. Es deutet sich jedoch an, dass man zwar eine bestimmte App oder eine dedizierte Funktion innerhalb dieser per Siri starten kann, aber beispielsweise nicht die Wiedergabe eines konkreten Liedes.
Wie Proactive am Ende optisch gestaltet wird, ist eines der Geheimnisse. Vermutet wird, dass der Assistent dort zu finden sein wird, wo Spotlight bis einschliesslich iOS 6 untergebracht war: Links vom ersten Homescreen. Damit würde Apple sich von der mit iOS 7 eingeführten Änderung verabschieden, wohl, da interne Studien gezeigt hätten, dass die Suche seit dem weniger genutzt wird. Aber auch zwei andere Punkte bleiben offen. So ist unklar, ob Siri und Spotlight auch in Zukunft einzeln nutzbar sein werden oder ob sie komplett in Proactive aufgehen.
Wichtiger jedoch: Einen Starttermin soll es noch nicht geben. Zwar gilt es als wahrscheinlich, dass Apple im Rahmen der WWDC in der übernächsten Woche erste Eckpunkte verraten wird, Bestandteil von iOS 9 soll die Neuerung aber nicht werden. Eventuell wird Proactive zu einem späteren Zeitpunkt als Update nachgereicht, allerdings wird davon ausgegangen, dass der volle Funktionsumfang erst mittelfristig erreicht wird.