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Erwartungsgemäß hat Apple auf der diesjährigen WWDC nicht nur das nächste große Update für das nun macOS genannte PC-Betriebssystem vorgestellt, auch iOS 10 wurde viel Zeit eingeräumt. Revolutionäre Neuerungen kündigte man nicht an, in weiten Teilen bringt man die Plattform und ihre Bestandteile dichter an die Konkurrenz heran.
Ein großes Design-Update wird es nicht geben. Statt dessen beschränkt man sich darauf, innerhalb einiger Anwendungen Korrekturen vorzunehmen. Erhofft wurde dies vor allem für die Music-Anwendung.
Apple Music
Am grundsätzlichen Aufbau hält man fest, die am unteren Rand platzierten fünf Bereiche sind nun aber anders angeordnet, Connect verliert seinen eigenen Button - vielleicht ein Zeichen für ein geringes Nutzerinteresse. Der vermutlich wichtigste Punkt ist das wahlweise Einblenden von Song-Texten.
Eine nicht unwichtige Zahl verkündete man ganz nebenbei. Inzwischen gibt 15 Millionen zahlende Abonnenten. Konkurrent Spotify erreicht rund 30 Millionen, hinzu kommen nach aktuellem Stand annähernd 60 Millionen Nutzer, die auf die kostenlose Version des Streaming-Dienstes zurückgreifen.
Fotos, Siri, Deep Learning
Tiefgreifender verändert man die Foto-App. Hier bleibt es zwar in weiten Teilen bei der bekannten Optik, dafür gibt es aber neue Funktionen. So lassen sich Fotos leichter nach bestimmten Kriterien sortieren, auch das Anlegen thematischer Alben soll mit wenigen Handgriffen möglich sein. Dass dabei auch Personen oder Objekte ein Faktor sein können, ist die vielleicht größte Überraschung.
Hierfür setzt Apple auf Deep Learning, das nach eigenen Angaben vollständig auf dem Gerät erfolgen soll - Details fehlen noch. Das Unternehmen verspricht, dass die Daten nicht das jeweilige Gerät verlassen, die Trefferquote soll aber dennoch hoch sein.
Deep Learning soll aber auch der überarbeiteten Siri unter die Arme greifen. Die Assistentin kann beispielsweise Nachrichten durchforsten, um Kalendereinträge zu vervollständigen, gleiches gilt für unvollständige Kontakteinträge. Auch generell soll Vorschläge auf dem Basieren, was das System gelernt hat.
Die zweite große Änderung an Siri: Drittentwickler können die Sprachsteuerung endlich in ihre Applikationen integrieren. Zum Start von iOS 10 sollen unter anderem WeChat, WhatsApp, Slack und Skype entsprechend ausgestattet sein, weitere Programme dürften schnell folgen.
Neue Benachrichtigungszentrale mit Apple News
Renoviert wird mit dem neuen Betriebssystem nicht nur das Control Panel am unteren Rand, das etwas übersichtlicher wird, sondern auch der Lockscreen mitsamt Benachrichtigungen. Letztere erhalten eine neue Optik und sollen vor allem im Zusammenhang mit 3D Touch einen Mehrwert erhalten.
Auf entsprechenden Geräten kann so unter anderem direkt in einer Benachrichtigung geantwortet werden, auch das Abrufen weiterer Informationen ist auf diesem Wege möglich, Videos sind bereits hier abspielbar.
Neu wird sein, dass Apple News wichtige Nachrichten direkt auf dem Lockscreen einblenden kann. Welche Kategorien dazu gehören, soll der Nutzer selbst festlegen können. Darüber hinaus erhält die News-App ein stark verändertes Äußeres sowie eine Abo-Funktion.
Entwickler können Apple Maps verstärkt nutzen
Deutlich aufgeräumter wirkt die neue Maps-Version. Die Karten sind übersichtlicher, obwohl mehr Informationen als bislang angezeigt werden können. Beim Navigieren profitiert man von einer neuen dynamischen Kameraperspektive sowie der Möglichkeit, entlang der gewählten Route nach bestimmten Punkten suchen zu können.
Zusätzlich werden Drittentwickler die Möglichkeit erhalten, den Kartendienst stärker als bislang mit ihren Anwendungen verknüpfen zu können. Dann ließe sich beispielsweise innerhalb der Karten-App ein Uber-Taxi rufen, das nach der Fahrt per Apple Pay bezahlt wird. An dieser Stelle wird deutlich, wie stark Apple seine einzelnen Dienste miteinander verknüpfen kann und will.
Home und Telefon
Komplett neu ist die Home-Applikation, über die in der Vergangenheit bereits spekuliert wurde. Diese kann als zentrales Steuerinstrument für sämtliche HomeKit-Hardware genutzt werden und damit die Einzellösungen der jeweiligen Hersteller überflüssig machen. Betont wird, dass sich auch komplexe Szenen einrichten lassen. Am Herzstück des Systems wird sich aber nichts ändern: Ohne Apple TV sind wichtige Funktionen nicht vorhanden.
Nur überarbeitet wird hingegen der Bereich Telefonie. VoIP-Gespräche, beispielsweise über Skype oder WhatsApp sollen optisch künftig nicht von gewöhnlichen Telefonaten zu unterscheiden sein. Zusätzlich werden die jeweiligen Kontakteinträge um Punkte wie WhatsApp-Telefonat oder ähnliches ergänzt. Wird häufiger der eigene Anrufbeantworter genutzt, dürfte man sich über die Text-zu Sprache-Funktion freuen.
iMessage wird ausgebaut
Ein sehr umfangreiches Update spendiert man iMessage. Der Apple-eigene Messenger zeigt nun auch sogenannte Rich Links an, was beispielsweise das direkte Abspielen eines per Link geschickten YouTube-Videos ermöglicht. Darüber hinaus wird der Stellenwert von Emojis vergrößert. Gibt es für ein getipptes Wort ein passendes Symbol, markiert die App die entsprechenden Zeichen. Zusätzlich kann iMessage nun handschriftliche Notizen aufnehmen und Versenden, verschiedene grafische Effekte sollen das generelle Darstellen von Textinhalten optisch auflockern.
Ganz im Stile des Facebook Messengers erhält iMessage einen eigenen App Store, in dem Entwickler kleinere Anwedungen und anderes anbieten können. Das können einfacher Sticker sein, aber auch Lösungen, um per Messenger Geld zu versenden.
Ein wichtiges Detail fehlt
Wie zuletzt üblich, wird eine erste Developer-Version des neuen Betriebssystems bereits heute - ausgegangen von der amerikanischen Westküstenzeit - freigegeben. Eine öffentliche Beta-Fassung soll dann im Juli nachgereicht werden, die finale Version ist für den Herbst eingeplant.
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Schuldig geblieben ist Apple Informationen zur Kompatiblität. Es ist davon auszugehen, dass nicht jede Neuerung mit jeder iPhone- und iPad-Generetion genutzt werden. Ob Hinweise dazu schon in Kürze auftauchen, bleibt abzuwarten.
Update: Inzwischen ist zumindest klar, welche Geräte mit iOS 10 versorgt werden. Auf Smartphone-Seiten wird es beim iPhone 5 losgehen, bei Tablets beginnt es beim iPad 4 respektive iPad mini 2. Bezüglich der Restriktionen in Sachen Funktionsumfang gibt es nach wie vor keine Informationen.